Montag, 14. Oktober 2019

Tanja Brandt: "Die Eulenflüsterin"





(Foto: Lübbe/Tanja Brandt, eigenes Foto folgt)

An eine Autobiografie muss man andere Maßstäbe anlegen als an ein literarisches Werk. Hier wird nichts Fiktives oder Semi-Fiktives kunstvoll beschrieben, sondern die Lebensrealität einer Person wird sprachlich aufbereitet - und zwar von ihr selbst. Man kann also die "Handlung" schon mal gar nicht kritisieren, denn wie soll man das erlebte Leben einer anderen Person kritisieren? Höchstens die Schwerpunkte, die die Person setzt, kann man bewerten.

Bei Tanja Brandts Autobiografie "Die Eulenflüsterin. Was ich von meinen Tieren über das Leben lernte" fällt mir das Bewerten etwas schwer. Natürlich erwartet man das, was im Untertitel steht, nämlich eine Geschichte darüber, wie Tiere das Leben der Autorin, Falknerin und Fotografin beeinflusst haben und wie sie zur "Eulenflüsterin" wurde. Im ersten Teil des Buches geht es zwar am Rande und später zunehmend auch um ihre Tiere, aber vor allem handelt es von ihrer Kindheit und Jugend in Baden-Württemberg, die im Großen und Ganzen alles andere als glücklich war. Das ist traurig zu lesen, wird von der Autorin aber mit einer gewissen abgeklärten Gelassenheit erzählt. Sie hat ihren Frieden mit den Ereignissen gemacht und so manche Anekdote ist dann auch sehr humorvoll.

Letzteres liegt am Charakter der Autorin, die durchaus Sinn für Humor besitzt. Das spürt man dann auch im zweiten Abschnitt, dem über ihre Tiere. Allein schon die Namenswahl für so manchen Greifvogel lässt Freude aufkommen (Leonard Hofstadter aka "Lenny", Klaus-Bärbel, etc.) Liebevoll beschreibt sie deren Charakterzüge und Eigenheiten und auch die Highlights der Zeit mit dem jeweiligen Tier. Diese sind sowohl dramatischer als auch witziger und manchmal ganz alltäglicher Natur - wie das Leben (auch das mit Greifvögeln und anderen Tieren) eben so ist! Ab und an hätte ich mir mehr Hintergrundinfos zu der Haltung der Tiere gewünscht (Wo kriegt man die ganzen Mäuse her? Wie viel Platz braucht man um eine artgerechte Voliere aufzustellen? Darf jeder mit Falknerschein Greifvögel halten?, etc.)

Berührend sind dann auch ihre abschließenden Berichte über ihr Engagement in der Wildtierrettung. Man muss wirklich den Hut ziehen vor so viel Einsatz für die Tiere, bei jeder Tages- und Nachtzeit und bei jedem Wetter!

Die wundervollen Fotos, die Tanja Brandt von und mit ihren Tieren gemacht hat, finden sich in der Mitte des Buches. Hier hätte ich mir gewünscht, dass auch die jeweiligen Tierkapitel bebildert gewesen wären. So muss man immer zurückblättern und suchen, wenn man sich ein Foto des jeweiligen Tieres ansehen möchte.

Grau hinterlegte Kästen mit Informationen im Lexikonstil zu den einzelnen Tierarten finden sich im jeweiligen "Tierkapitel". Diese sind super als Hintergrundinformation. Denn wer weiß schon auf Anhieb, was die Eigenheiten einer bestimmten Eulenart sind, ohne im Internet nachzusehen. Das erspart man sich durch die Infokästen.

Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen und Tanja Brandt, die sich selber als "chaotischen Waldschrat" bezeichnet, kommt als sehr sympathische, verletzliche und witzige Persönlichkeit rüber. Allen Tierfreunden sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

Herzlichen Dank an die Lesejury von Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar und die Leserunde mit Autorenbegleitung.

Nähere Infos zum Buch: Link

Homepage von Tanja Brandt: Link

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