Humorvolle Trauerarbeit wäre wohl die Kernaussage, auf die
ich den Plot von „So it goes“ in zwei Wörtern herunter brechen würde. Der Tod eines geliebten Menschen ist wohl mit das
Schlimmste, was jemandem passieren kann. Auch im Fall von Herbie, eines New
Yorker Schauspielers, ist der Verlust seiner Frau Annie (ebenfalls
Schauspielerin), mit der er ca. 40 Jahre trotz Trublenzen und gegenseitiger Affären
unzertrennlich war, wie der Einschlag eines Meteoriten indem er ein riesiges
Loch hinterlässt. Bezeichnend ist die Tatsache, dass Herbie nach Annies Tod
wieder mit dem Golfspielen anfängt (das könnte man so interpretieren, dass er –
wo er nicht das eine riesige Loch ausfüllen kann – viele kleine Löcher zu
füllen versucht).
Wie auch immer: die Liebesgeschichte von Herbie und Annie
ist einzigartig. So einzigartig, dass Herbie wenige Tage vor dem Tod seiner
Frau eine andere Muse (die 34jährige Olive) findet und sie ihr auf Annies
Wunsch hin stolz präsentiert. Die Beziehung des New Yorker Schauspielerpaares
wurde schon früher öfters durch eine zweite Frau bereichert, warum auch nicht
kurz vor Annies Tod?
Dieses Plot-Element ist so sehr Woody Allen, dass man meint
der Altmeister hatte bei der Produktion des Buches entweder seine Finger im
Spiel gehabt oder die Filmrechte bereits gekauft (man könnte sich Diane Keaton
perfekt in der Rolle der Annie vorstellen – vielleicht ist der Name ja auch
eine Hommage an sie, schließlich war sie im „Stadtneurotiker“ schon „Annie Hall“).
Wie auch immer: Annie – Herbie – Olive, so lautet die
Dreiecksgeschichte, die zunächst (und im Zuge von Annies Sterben und Tod)
geistig-platonisch ist. Herbie und Olive wollen sich aber – trotz erheblichen
Altersunterschieds – gegenseitig auch körperlich, so dass erst mal Abstand
nötig ist. Herbie fährt in die Südstaaten zum Golfspielen, wo er mit Billy und deren Schwester Roxanne wieder
in eine Dreiecksbeziehung (halb
freundschaftlich, halb erotisch) gerät. Die bildhübsche Olive bekommt währenddessen
im Staat New York durch Herbies und Annies Connections eine Rolle in einer
internationalen Produktion von Tschechows
„Onkel Wanja“ (das hat mir auch sehr an dem Roman gefallen, denn ich liebe
dieses Theaterstück!).
Annies Lebensenergie und ihr Schauspieltalent werden durch
Olive quasi transformiert – sie lebt gewissermaßen durch die 34jährige Barfrau
weiter. Und so kann auch Herbie – mit Annies Segen – sich überlegen, ob er eine
Beziehung zu ihr eingehen will…
Der Roman ist eine Tragikomödie wie sie im Buche steht:
subtil, witzig, sentimental und auf ihre Weise sehr amerikanisch. Es geht um
Liebe, Tod, Freundschaft und Familie (Herbies und Annies Tochter Candy spielt
eine wesentliche Rolle) und natürlich um das Theater.
Das Buch hat mir gut gefallen und ich kann es jedem
empfehlen, der es etwas ruhiger angehen möchte beim Lesen.
Besonders gut hat mir das Bild auf der vorletzten Seite
gefallen: Herbie macht sich Gedanken wie wesentlich eine alltägliche
Entscheidung werden kann – welche Straße schlägt man ein! Solche Gedanken (nur
eine kleine, winzige Veränderung kann so viel nach sich ziehen und das eigene
Leben für immer und nachhaltig verändern) mache ich mir auch oft. Trotzdem: man
muss sich letztlich entscheiden und es kommt ohnehin so, wie es kommen muss - so
it goes!
Vielen herzlichen Dank an vorablesen und den Graf-Verlag für
das Leseexemplar!
Meine Ausgabe:
Originaltitel: After Annie
Verlag: Graf Verlag
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2012
Verlag: Graf Verlag
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2012
Erstausgabe: 2012
Seiten:
Seiten:
ISBN: 978-3-86220-029-0
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