Lieblingsautoren

Donnerstag, 27. Dezember 2012

"Das Sündenbuch" von Beate Maly


Das frühneuzeitliche Europa des Jahres 1618 in dem der Roman „Das Sündenbuch“ spielt war eine Zeit der Umbrüche. Dank der Reformation haben sich einige Länder bereits vom „alten“ Glauben abgenabelt, in anderen schwelten die Konflikte. Prag ist auch so eine vom Glauben „entzweite“ Stadt gewesen. In dieser Stadt lebt die junge Jana, die – ungewöhnlich für diese Zeit – in der Apotheke ihres Onkels Karel eine Ausbildung machen darf. Dass der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten zu einem vorläufigen Höhepunkt (mit dem Prager Fenstersturz im Mai 1618 als Auslöser des darauffolgenden Dreißigjährigen Krieges) gelangt ist wird im Buch deutlich. Der Religionskonflikt ist immer präsente Hintergrundhandlung, vor der sich das Schicksal Janas abspielt. Sie ist Protestantin, ihre Tante und zukünftige Schwiegermutter (sie soll ihren Sohn Tomek heiraten-was Jana überhaupt nicht behagt) Radomila setzt aber auf die Kaufkraft der katholischen Bevölkerung um die Apotheke wirtschaftlich über Wasser zu halten. Alle in der Handlung vorkommenden Figuren werden sofort mit dem Etikett „Katholik“ oder „Protestant“ versehen, erst nach und nach kommt ihr wahrer Charakter jenseits der Konfession zum Vorschein.
Während Jana in Prag ist lehrt ihr Vater Marek in Heidelberg an der Universität. Der Wissenschaftler bekommt von einem betrunkenen Seefahrer ein wertvolles Manuskript und ein dazugehöriges Amulett verkauft, welches angeblich mit einem Fluch belastet sein soll. Der Seefahrer stirbt und Marek studiert das Buch, will mehr erfahren und andere Wissenschaftler darüber in Kenntnis setzen. Auch Marek fällt dem „Fluch“ zum Opfer während das Buch und das Amulett auf dem Weg zu Jana nach Prag sind. Doch was soll eine junge Frau mit einem verklausulierten alten Buch anfangen, dessen Sprache und Information sie nicht versteht. Da kommt ihr der Arzt Doktor Conrad Pfeiffer aus Wien gerade recht: er soll ihr helfen zu entschlüsseln was es mit dem Buch auf sich hat…
Die weitere Handlung des Romans erinnert an ein Roadmovie in Buchform. Jana und Pfeiffer brechen zu einer abenteuerlichen Reise durch Tschechien, Deutschland, Spanien und Frankreich zu den Klöstern nach Dijon und Bordeaux auf, wo die beiden anderen Teile des Manuskripts angeblich aufbewahrt werden. Natürlich darf auch eine katholische Geheimgesellschaft nicht fehlen, die Jana und Pfeiffer das Leben schwer macht. Und zu allem Überfluss verfolgt sie auch noch Tomek mit seinem Freund, dem Jesuitenmönch Jendrik. Tomek will zurück was vermeintlich ihm gehört: seine Verlobte.
In dem Roman geht es im Wesentlichen um das Konfliktfeld Wissenschaft vs. Religion und das absolute Streitverhältnis in dem diese beiden Welterklärungsmodelle zur Zeit der frühen Neuzeit noch standen. Entweder man war gläubig oder dem – nach Ansicht der (katholischen) Kirche – Irrglauben Wissenschaft verfallen. Gott durch andere Erklärungsmuster infrage zustellen galt als Sünde und deswegen der Titel „Das Sündenbuch“. Nebenbei werden noch andere gesellschaftliche Themen wie Homosexualität, die Emanzipation der Frau, medizinische Versorgung etc. verarbeitet. Alles vor dem Hintergund dieser interessanten Umbruchszeit.
Beate Maly ist ein spannender historischer Wissenschaftsroman (Krimi oder Thriller wäre trotz einiger Toter doch wahrscheinlich die falsche Genrebezeichnung) gelungen, der vielleicht zum Schluss  etwas zu theatralisch wird und dabei ein gewissermaßen offenes Ende hat. Der Weg ist in diesem Roman das Ziel, eine Botschaft die ja auch zum Thema der immerwährenden Suche nach Erkenntnis passt.

Vielen herzlichen Dank an vorablesen und Ullstein für das Rezensionsexemplar.
Hier geht es zur Homepage der Autorin.

Meine Ausgabe:
Verlag: Ullstein
Erscheinungsjahr: 2012
Seiten: 480
ISBN: 978-3-548-28464-4

Dienstag, 25. Dezember 2012

Lovelybooks Weihnachtswichteln 2012



Erstmal wünsche ich allen meinen Lesern (also denen, die Weihnachten feiern) ein frohes Weihnachtsfest und allen anderen eine gute Jahresendzeit.

Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal auf Lovelybooks beim Weihnachtswichteln mitgemacht (an dieser Stelle vielen herzlichen Dank an die Organisatorinnen, das war und ist jedes Mal ein ganz schöner logistischer Aufwand dass alle schenken und beschenkt werden).

Allein das Geschenkeaussuchen und Verpacken für mein Wichtelkind hat mir viel Spaß gemacht.
Gestern ging es dann ans Auspacken und ich muss sagen: ich war begeistert. Es ist schon faszinierend wenn man von einem Menschen, den man (noch) gar nicht kennt (in meinem Fall nicht mal übers Internet) Wünsche erfüllt bekommt.

Ganz tolle Sachen waren in meinem Paket (ein Wunschbuch von mir: Emilie Richards: „Mrs. Wilcox und die Tote auf der Terrasse“, ein Set mit Badezusätzen, viele Teeproben, eine selbstgemixte Weihnachts-CD, ein toller schwarz-roter Loop-Schal, eine schöne Weihnachtskarte und ein Rätsel, das mir den Nick der Wichtelmama verraten hat)

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal recht herzlich bei scarlett59 bedanken!

Sollte meinem Wichtelkind jetzt mein Geschenk auch noch gefallen bin ich rundum zufrieden und werde – wenn möglich – bei der ein oder anderen der nächsten Wichtelaktionen von Lovelybooks wieder mitmachen.

Alles Liebe
Eure
Vicky

Sonntag, 16. Dezember 2012

"Spätzleblues" von Elisabeth Kabatek

„Spätzleblues“ ist ein Regio-Chicklit-Roman: er spielt in und um Stuttgart und schwäbische Sprache, Eigenheiten und Gebräuche bilden die Kulisse vor der sich Pipeline Praetorius mit dem „Katastrophen-Gen“ (man findet vor allem Einträge zu den Büchern von Elisabeth Kabatek wenn man den Begriff bei Google eingibt) austoben darf.
Ich wusste zunächst nicht, dass es das dritte Buch einer Reihe ist und dass die beiden Vorgänger „Laugenweckle zum Frühstück“ und „Brezeltango“ heißen. Trotzdem ist mir relativ bald aufgefallen dass mich Pipeline wie keine Chick-lit-Heldin seit Bridget Jones unterhalten hat und mir wie keine seit der Mutter aller Chick-lit Heldinnen im Laufe der Handlung ans Herz gewachsen ist. Dass das erste Buch mit Pipeline sich im Titel an „Schokolade zum Frühstück“ anlehnt wundert mich also überhaupt nicht.
Aber von vorn: im Gegensatz zu Bridgets Objekt der Begierde (smarter, reicher Menschenrechtsanwalt mit Jane-Austen-Helden-Namen) ist Leon, der Freund von Pipeline, ein „Boschler“, der kurz nach der Vereinigung der beiden ins chinesische Wuxi (J) abgehauen ist um sich dort für zwei Jahre beim schwäbischen Elektromagnaten zu verdingen. Blöd für Pipeline, wo sie doch in Stuttgart sesshaft bei ihrer Freundin Lila wohnt und mittlerweile auch einen Job (in der Probezeit) in einer Werbeagentur ergattern konnte. Nunja, führt man halt eine „Sehr-weit-weg-Beziehung“ über Skype. Dies führt zu allerlei Verwicklungen und Missverständnissen und Stuttgart kommt einem plötzlich alles andere als schwäbisch-gediegen-provinziell vor. Was Pipeline so erlebt und wo sie reinschlittert (im wahrsten Sinne des Wortes) ist wirklich nicht von schlechten Eltern.
Ich habe wie gesagt lange keinen Chick-lit-Roman gelesen der mich so zum Lachen gebracht hat und keinen schöneren Hundenamen gehört als „Wutzky“. Danke Frau Kabatek, ich habe mich verliebt in Pipeline und hoffe, dass wir noch viel von ihr hören werden!

Zu Frau Kabatek und Pipeline geht es hier.
Meine Ausgabe: 
Verlag: Droemer
Erscheinungsjahr: 2012
Erstausgabe: 2012
Seiten: 350
ISBN: 978-3-426-226131

Samstag, 8. Dezember 2012

„Halleluja! Ein Papst-Krimi“ von Johanna Alba und Jan Chorin



 So, hier nun die Rezension von meinem Bookcrossing-Neuzugang: „Halleluja! Ein Papst-Krimi“ von Johanna Alba und Jan Chorin

Der Vatikan: kaum ein Ort, kaum ein Staat und kaum ein Museum ist wohl exklusiver. Nur wenige Menschen dürfen sich dort permanent aufhalten, die allerwenigsten wissen um die Geheimnisse, die dort verborgen sind. Das hat wohl dazu geführt dass sich Schriftsteller seit Ewigkeiten den Kopf darüber zerbrechen wie es dort wohl wirklich zugehen mag: sind alle Kardinäle intrigant? Der Papst nur eine arme Marionette? Und der Kammerdiener ein Fähnchen im Wind?  Die Phantasien reichen dann von Weltverschwörungstheorien (Dan Brown etc.) bis hin zu einer Entmystifizierung der Figur des Papstes (z.B. Robert Schneider: „Der Papst und das Mädchen“ etc.). Das vorliegende Buch ist eine Vermischung aus beidem und soll in erster Linie einen unterhaltsamen, wenn auch wahrscheinlich sehr weit an der Realität vorbeigehenden Einblick hinter die Mauern des Zwergenstaates liefern.

In „Halleluja-ein Papst Krimi“ ist Papst Petrus alles andere als ein strenger Wächter über die permanente Einhaltung der katholischen Lehre: er frönt lieber der Lebenslust, sei es nun durch Fußballschauen, Kaffeetrinken oder Schlemmen. Natürlich ist er lieb und fromm, aber von Politik und Strenge hält er herzlich wenig: was soll er sich mit mexikanischen Bischöfen abgeben wenn doch gerade Fußball-WM läuft? Außerdem ist er gerne inkognito in den Gassen Roms unterwegs – natürlich ohne Bodyguards, ja klar… Aber: „willing suspension of disbelief“ – dies hier ist ja auch kein Sachbuch über das Oberhaupt der Katholiken, sondern ein augenzwinkernder Häkelkrimi mit keinem geringeren als dem Papst als schrulligem Ermittler. Zur weiteren Handlung: es gab einen Anschlag. Kardinal Rotondo, Förderer und gewissermaßen „Erschaffer“ des Papstes Petrus, wurde in einer Marienkirche von einem herabstürzenden Engel niedergestreckt. Er hat den Anschlag zwar knapp überlebt, aber eins ist klar: jemand trachtete dem Kardinal nach dem Leben.
Obwohl das Buch ganz radikal alle Vorstellungen darüber aushebelt wie ein Papst zu sein hat, werden dennoch ein paar Klischees verbraten: es gibt den bösen Oberkardinal mit dem sprechenden Namen Oscuro, der gerne Papst geworden wäre und sich wie kein anderer zu diesem Amt berufen fühlt. Dann natürlich den wunderlichen Kunsthistoriker, der beim Aufklären der Symbolik helfen soll und selbst ein schreckliches Geheimnis mit sich rum trägt. Und natürlich auch die obligatorische Geheimgesellschaft mit Mönchen, die halt ein wenig anders sind und sich deshalb vom Vatikan abschotten.
Dass um den Papst herum die strenge Sittenwächterin und Nonne Immaculata (!!!) ihr Unwesen treibt ist schön, auch der Gedanke dass der Papst als Kammerdiener einen von Politik völlig unbeleckten umbrischen Jungmönch beruft, anstatt sich an die Linie des Vatikans zu halten. Außerdem ist seine Pressechefin eine wunderschöne Gräfin, die der Tradition zwar verhaftet ist, aber durch ihre Schönheit doch ein wenig Erotik in die alten Mauern Einzug halten lässt.

Ja, das alles liest sich wirklich gut, ist unterhaltsam und mal was Neues, aber von der Handlung her dennoch vorhersehbar. Der Charme des Buches liegt sicher in der von unorthodox bis klischeehaft einzuordnenden Zeichnung seiner Charaktere. Und: wer hätte gedacht dass einem der Papst sympathisch sein kann?

Man merkt übrigens nur sehr selten, dass das Buch von zwei Autoren verfasst wurde.

Nähere Infos gibt auf: www.papstkrimi.de

Meine Ausgabe:
 
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2010
Erstausgabe: 2010
Seiten: 
ISBN:  978-3-499-25382-9

Freitag, 30. November 2012

Bookcrossing-Post



Heute hat mich eine „vorweihnachtliche Präadventsüberraschung“ erreicht: ein Bookcrossing-Buch!
Ja, ihr denkt jetzt: wie kann einen das „erreichen“, schließlich findet man die Bücher doch irgendwo.
Das stimmt natürlich, aber es gibt bei Bookcrossing auch die Möglichkeit sich eine Wunschliste anzulegen und Bücher auf dem Postweg (oder anders z.B. bei Treffen) an andere Mitglieder weiterzugeben. Das kann man als „RAY“ „RABACK“, „RING“  etc. im Forum organisieren. Oder man schreibt einfach ein anderes Mitglied an, das ein Buch auf der Wunschliste hat das man selbst besitzt und gerne weitergeben möchte. Das hat auch die liebe „knutzel“ getan, bei der ich mich ganz herzlich für dieses Wunschbuch bedanken möchte.
Was es ist können alle Bookcrosser jetzt schon mal durch die BCID eruieren. Alle anderen dürfen sich auf die Rezension freuen, die trotz meinen zahlreichen Nicht-Lese-Verpflichtungen derzeit hoffentlich bald folgt.

Eine schöne Adventszeit euch allen und vielen Dank nochmal an knutzel!!