Lieblingsautoren

Donnerstag, 7. März 2013

„The 2 and ½ Pillars of Wisdom" von Alexander McCall Smith



Ich liebe sogenannte Campus novels, die in der angloamerikanischen Literatur seit „Lucky Jim“ von Kingsley Amis eine gewisse Tradition erlangt haben, mein absoluter Lieblingsautor in diesem Bereich ist David Lodge. In jedem Fall greife ich zu fast jedem Universitätsroman und sicher werde ich in der Zukunft noch einige vorstellen. Was mich meistens an diesen Büchern fesselt ist das Setting, ganz klar, die Hallen der Wissenschaft, in der doch allzu oft die allzu menschlichen Intrigen gepaart mit persönlichen Unzulänglichkeiten über die Bühne gehen.

Durch Zufall bei der Internetrecherche bin ich auf den schottischen Autor Alexander McCall Smith gestoßen, der auch eine Universitätssatire geschrieben hat – überraschender Weise mit einem deutschen Professor im Mittelpunkt. Skurril genug möchte man meinen, liefert Großbritannien selbst mit Oxford und Cambridge als den renommiertesten Universitäten des Erdballs und auch mit seinen schottischen Eliteschmieden (Edinburgh, St. Andrews) den optimalen Nährboden für die campus novel. Nein, für McCall Smith musste ein deutscher Professor her, nämlich Prof. Dr. Moritz Maria von Igelfeld, Professor für Romanische Philologie, genauer lusitanistische Sprachwissenschaft in Regensburg. Obwohl, Cambridge kommt auch vor, denn dort ist Igelfeld für ein halbes Jahr „visiting professor“ und muss sich erstmal mit der englischen Eigenheit die Dinge nicht beim Namen zu nennen auseinandersetzen. Das führt zu herrlichen Missverständnissen, die eigentlich in jedem Kapitel bzw. Kurzroman um Igelfeld die zentrale Rolle spielen.

Es handelt sich also um Situationskomik, angesiedelt im Universitätsmilieu.

 „The 2 and ½ Pillars of Wisdom besteht aus drei Kurzromanen, die im Englischen auch einzeln publiziert worden sind. Ein vierter Kurzroman („The Unusual Uses for Olive Oil“) ist im letzten Jahr erschienen. Im Deutschen gibt es meines Wissens nur diesen Trilogieband mit dem deutschen Titel „Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld“, der allerdings momentan auch nur gebraucht zu haben ist.

Die Kurzromane sind in thematische Unterkapitel geteilt, die episodisch angelegt sind. Chronologisch fortscheitend erleben wir in jedem Kapitel einen Höhe- bzw. Wendepunkt im Leben und Wirken des Prof. Dr. Moritz Maria von Igelfeld. Da geht es um seine Studienanfänge in Heidelberg, die ersten sprachwissenschaftlichen Forschungen und Auslandsaufenthalte und das wissenschaftliche Dasein in München und Regensburg – alles Stationen, die ihn letztlich zum Autor des Standardwerks „Portuguese Irregular Verbs“ machen (das allerdings nur eine Handvoll Menschen auf dem Erdball überhaupt gelesen hat).

Neben unwilligen Lesern hat Igelfeld mit seinem übereifrigen Kollegen Prof. Dr. Detlev Amadeus Unterholzer zu tun, der ihm sein Büro und die Verfasserschaft von „Portuguese Irregular Verbs“ neidet und Prof. Dr. Dr. (honoris causa) Florianus Prinzel, der er selbst gern wäre.

Das Deutsche wird hier so liebevoll persifliert wie es nur ein Brite kann. Das stehen zum Beispiel der deutsche Dünkel mit seiner Titelvernarrtheit (die Vons und Zus, die Doktoren und Professoren etc.) im Vordergrund wie auch deutsche Eigenheiten von Überpünktlichkeit bis Bequemlichkeit.

An manchen Stellen habe ich sehr gelacht, u.a. sind die Erlebnisse von Igelfeld im Vatikan und in Amerika sehr empfehlenswert.

Fazit: der extrem trockene englische Humor ist nicht für jedermann geeignet. Wer aber für diesen etwas übrig hat und obendrein noch verwirrte Professoren und ihre Abenteuer mag und schon immer mal wissen wollte ob der Kollege heimlich im eigenen Büro rumgeschnüffelt hat wird an diesem Buch die reinste Freunde haben.

Hier geht’s zur Homepage des Autors. 
Meine Ausgabe:
Verlag: Abacus 
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2003
Erstausgabe: 2003
Seiten: 400
ISBN:  978-0349118505

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