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Montag, 30. Dezember 2013

"Theatertod" von Thomas Schrage


Es gibt kaum einen professionellen Mikrokosmos, in dem die beruflich agierenden mehr mit Konkurrenzdenken und permanenter Ellenbogenmentalität konfrontiert sind als den des - staatlich subventionierten - Theaters. Man muss, vor allem als Schauspieler nicht nur mit dem essentiell zum   Berufsbild gehörenden Profil der eigenen Persönlichkeitsspaltung zurechtkommen, man muss auch ständig für die neue Rolle kämpfen und sich in dieser dann profilieren - man muss dem Regisseur und den Kollegen mit jeder Vorstellung erneut beweisen, dass man die einzig richtige Wahl war. Natürlich sind diese von ständigem Druck belasteten auch gleichzeitig meist in dem für sie befriedigendsten Beruf gelandet - Theatermacher & Schauspieler, das sind keine Jobs sondern Berufungen, die für diese Menschen meist einzig vorstellbare Tätigkeit.
Thomas Schrage, selbst langjähriger Theatermensch und Regieassistent, hat aus dem Themenbereich Druck und Mobbing am Theater einen intelligenten Regionalkrimi gemacht, der an - einem natürlich vom Personal her fiktiven - Kölner Stadttheater spielt. Eine neue Produktion, Kleists "Amphytrion", soll auf die Beine gestellt werden, bei der der allgemein verhasste, zu cholerischen Ausbrüchen und allgemeinem kapriziösen Verhalten neigende Schauspieldirektor Theo Fleischer Regie führt. Michael ist der Protagonist des Krimis (dessen immer mal wieder eingestreute Gedankenfetzen eine besondere Unmittelbarkeit erzeugen), ein junger Regieassisent, der in diesem Job, den er als Trittbrett zum eigentlichen Beruf des Regisseurs durchlaufen muss, vor sich hin dümpelt. Als "Mädchen für alles" einer Theaterproduktion müssen Regieassistenten ihre Augen und Ohren und natürlich auch Gedanken und Hände überall haben. Als der Schauspieler Peter Michael eines Abends sein Leid klagen will - er leidet unter Fleischer und dessen Anforderungen an ihn - ist der müde Assistent nur daran interessiert ins Bett zu kommen. Eine Sache, die er später bereuen wird...
Als die junge Studentin Sonja als Hospitantin wiederum die Assistentin von Michael wird kommt eine Person von außen dazu. Sie wird mit voller Wucht in den Theaterbetrieb integriert und muss erkennen, dass die Welt des Theaters eine ganz eigene, abgeschlossene und oft mit eigenen Gesetzen agierende ist.
Vor diesem Hintergrund spielt sich nicht nur die Tragödie "Amphitryon" ab, sondern auch die eines verzweifelten Kollegen, der von Michael tot aufgefunden wird. Verdächtige gibt es genug, aber war es überhaupt Freundverschulden? Michael recherchiert - mit Hilfe von Sonja - und muss immer tiefer in die charakterlichen und menschlichen Abgründe seiner Kollegen blicken - jeder gegen jeden oder einfach nur: Kriegsschauplatz Theater?
Weil ich selber schon mal Hospitantin an einem städtischen Theater war und das Theater in all seinen Facetten liebe, war ich natürlich umso gespannter auf diesen Regionalkrimi aus dem Theatermilieu. Ich muss sagen: er hat meine Erwartungen definitiv erfüllt, ich bin äußerst positiv überrascht von Plotführung, Personentableau und dem atmosphärisch dichten Setting. Auch wenn sich alles sehr auf die Perspektive von Michael konzentriert kommen die anderen Personen und die Krimihandlung niemals zu kurz. Vom Timing war ich besonders entzückt, man hat das Gefühl dass man als Leser die Proben zeitnah miterlebt und dass wie in der griechischen Tragödie eine Einheit von Zeit, Ort und Handlung vorliegt. Der Autor hat sich in jedem Fall über die Konvergenz von Form und Inhalt Gedanken gemacht, was ich absolut toll finde.
Eine runde Sache und gleichzeitig ein spannender Krimi, dem man jedem Krimi- und Theaterliebhaber absolut empfehlen kann. 

Ich danke hiermit Thomas Schrage für die Begleitung einer spannenden Leserunde bei Lovelybooks, bei denen ich mich auch für das Rezensionsexmplar bedanke. Ebenfalls beim Gmeiner Verlag für die Bereitstellung desselben.

Meine Ausgabe:
Verlag: Gmeiner Verlag
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 437
ISBN: 9783839214398

Freitag, 27. Dezember 2013

Geschenkbuch "Sauviel Glück für dich" (Geschenktipp)

  Heute gibt es mal einen kleinen animalisch-literarischen Geschenktipp zum Thema Glück - schließlich befinden wir uns ja wieder "zwischen den Jahren".

Ich liebe Tiere und ich liebe Aphorismen, Sprüche, Zitate. Beide Leidenschaften zusammengeführt finde ich in sogenannten Spiralbüchern, also Büchern mit Spiralbindung zum Aufstellen, deren Motive (meist Fotografien mit Text) man je nach Laune wechseln kann.
Der Groh Verlag bietet eine riesen Auswahl solcher Bücher aus allen Themenbereichen. Ich besitze bereits "Just do it" (mit schwarz-weißen Tierfotografien) und nun ist noch "Sauviel Glück für dich" dazugekommen.
"Sauviel Glück für dich" widmet sich natürlich dem Thema Glück und kulturhistorisch wird das Schwein mit diesem Attribut verbunden. So finden sich im Aufstellbuch die unterschiedlichsten Fotografien von Schweinen (jungen und alten, dicken und dünnen, gestreiften und gepunkteten - und natürlich den rosafarbenen Klassikern, wilden und domestizierten.)
Zu jedem Foto gibt es einen kurzen (durchweg positiven, manchmal aufmunternden, gelegentlich einen Allgemeinplatz darstellenden, oft witzigen) Spruch, der zum jeweiligen Motiv passt.
Dazwischengeschaltet sind auf neutral bunten Seiten immer wieder Zitate von bekannten und berühmten, aber auch unbekannteren oder anonymen Autoren zum Thema "Glück". Also wenn man mal keine Lust auf Schwein hat kann man die einfache Spruchseite aufstellen.
 (Diesen Spruch von Fontane mag ich besonders, weil meine Mama ihn mir als Kind ins Poesiealbum geschrieben hat).
Das Spiralbuch hat ein handliches Format und nimmt nicht viel Platz weg. Mit 192 Seiten hat man auch genügend Abwechslung in der Motivauswahl je nach Laune bzw. getreu dem Motto "Welches Schweinderl hättens denn gern?"

Vor allem ist dieser Kalender ein prima Geschenk zum Jahreswechsel oder einfach mal so wenn man jemandem "Glück" wünschen will.

In diesem Sinne einen guten Rutsch und "sauviel Glück" 2014 für Euch alle!

Meine Ausgabe:
Verlag: Groh
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 192
ISBN: 3848510758

Donnerstag, 19. Dezember 2013

"Ich kauf nix!" von Nunu Kaller


Wenn Blogs zu Büchern werden legt das meist Zeugnis ab von der Qualität und/oder Aktualität derselben. So auch im Fall von Nunu Kaller, die mit ihrem Blog "Ich kauf nix!" 2012 Furore machte und mit ihrem den Zeitgeist treffenden Thema immer mehr konsumkritische Leser und solche die es werden wollen anzog - so auch mich. Durch Suche im Internet nach den Themen "kein Kleiderkauf" und "Konsumdiät" landete ich auf dem Blog "Shoppingdiät" einer Münchner Moderedakteurin, die auch sehr bald Nunus Experiment ("Ich kauf nix!"), das um 15 Tage zeitversetzt war, verlinkte. Ich verfolgte beide Blogs mit großem Interesse, auf beiden wurde das Thema "1 Jahr ohne den Kauf von neuer Kleidung & Schuhen" auf unterschiedliche Weise verarbeitet. Nun gibt es "Ich kauf nix!" also als Buch, zumindest von der Vorgeschichte bis zum Ende des Experiments, denn der Blog von Nunu Kaller wird glücklicherweise weitergeführt - immerhin ist es auch interessant wie es nach dem Ende der "Diät" weitergeht und wie sich ihr Konsumverhalten geändert hat.
Konsumverhalten - das (war und ist) für Nunu K. aus Wien, Anfang 30, in einer Umweltorganistation tätig und mit einem lieben, aber nicht gern einkaufenden Freund gesegnet, das Reizwort. Zumindest fiel ihr Ende des für sie schweren Jahres 2011 auf, dass sie sich immer öfter neue Kleidung beim "Textilschweden" (ein schöner, von Nunu geprägter Neologismus für eine Kette, die wir alle kennen) & Co. gekauft hat - um sich abzulenken, zu belohnen oder einfach so weil es auf dem Weg von der Arbeit nach Hause lag. Kleidung ist in der heutigen Zeit immer mehr zur billigen Massenware verkommen, die wir schnell konsumieren und schnell wieder in die Verwertungskette ausscheiden. Qualität war gestern - scheinbar. Dass ein Umdenken erfolgen muss und man wieder hin zum "weniger ist mehr und hält länger" sollte hat sich Nunu nun gedacht und beschlossen ab dem 16.01.2012 (ein Urlaub in Spanien mit Zugang zu reduzierten Klamotten vom "bunten Spanier", ebenfalls ein Nunu-Neologismus, hat verhindert, dass sie nicht am 1.1. damit angefangen hat) für ein Jahr keine neue Kleidung mehr zu erwerben. Für manche vielleicht ein Kinderspiel, für einen "Shopaholic" eine große Herausforderung (scheinbar).
Nunu Kaller schafft es mit ihrer tagebuchartigen "Chronik des Verzichts" den Leser zu informieren und gleichzeitig zu unterhalten. Sie erzählt einerseits - mit viel ihr eigenem Wiener Schmäh - ihre eigene, privilegierte Situation als Konsumentin, die es sich leisten kann zu kaufen - und eben nicht (mehr) zu kaufen, von ihren Erfolgen, D(o)I(t)Y(ourself)-Versuchen und Rückschlägen und streut immer wieder das ein, was sie für sich in dem Jahr des Konsumverzichts recherchiert hat. Da geht es dann natürlich vor allem um die menschenunwürdigen Zustände der Näherinnen in Asien, um die schlechte Situation der Baumwollbauern und um das, was wir mit unserer Kauf- und Wegwerfmentalität anrichten und welche Auswirkungen dieser ganze Kleiderkreislauf auf Mensch, Tier und Umwelt hat. Auch um die Alternativen geht es, denn Nunu will neben ihrer Eigenenproduktion von Kleidung nach dem Jahr weiter konsumieren - aber öko und fair und nur noch dann, wenn sie wirklich etwas braucht (was ihr sympathischer Weise im Fall von Schuhen, besonders braunen Stiefeln, sehr schwer fällt).
Im Grunde kann man dieses Buch allen empfehlen die Zuviel im Schrank haben, zu oft beim "Textilschweden" kaufen, aber eigentlich auch allen anderen, die wieder hin zur Qualität und weg vom Konsumwahn wollen! Eigentlich kann man dieses Buch allen kritischen KonsumentInnen (und solchen die es werden wollen), PartnerInnen von Shoppingmuffeln, Wienaffinen und "tolle Sachbücher im Tagebuchstil-Mögenden" empfehlen - und allen anderen auch!

Ich bedanke mich recht herzlich bei Lovelybooks für die Leserunde (mit der bezaubernden Nunu Kaller selbst) und das Leseexmplar sowie beim Verlag Kiepenheuer & Witsch für ebendieses.

Meine Ausgabe:
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Seiten: 271
Erscheinungsjahr: 2013
ISBN: 978-3-462-04589-5

Montag, 16. Dezember 2013

[Teeecke] Cuppabox November 2013 und Alnatura Teeadventskalender


Heute kommt die Vorstellung der aktuellen Cuppabox wieder etwas verspätet, aber ich halte das ja meistens so, da ich die Tees vorher ausführlich testen möchte. Natürlich kommt in diesem Monat noch dazu dass man vor Weihnachten nicht nur die angebrochenen Weihnachtstees vom letzten Jahr aufzutrinken hat, sondern auch noch diverse Tee-Adventskalender zu probieren... Ich habe diesen Monat nur einen und komme schon kaum hinterher. Es ist dieser hier, von Alnatura:

Enthalten sind so ziemlich alle Beuteltees die Alnatura im Sortiment hat. Leider sind die überwiegende Anzahl Kräuterteemischungen, die einen sehr "gesunden", also Arzneiteehaften Geschmack haben. Das ist leider nicht so mein Fall. Die einzige Kräutermischung die mir sehr gut geschmeckt hat, weil eben ausgewogen und erfrischend kräuterig ist der "Bergkräuter Tee" aus Türchen 1, den ich empfehlen kann. Aber es ist eine tolle Möglichkeit mal Tees auszuprobieren (was ich ja gerne tue) und nicht Gefahr zu laufen eine angebrochene Packung von einem Tee zu haben der einem nicht mundet.

So, nun zur Cuppabox November. Diesen Monat ging es um die Marke Tea & More aus München.

Eine Marke, die mir schon vom Namen und "Am Geschäft vorbeilaufen" bekannt war, da ich in München lebe. Ich werde in Zukunft wohl auch mal den Laden betreten, denn die Tees haben mich überzeugt. Schön ist, dass die Marke "Tea & more" biozertifiziert ist und dementsprechend viele Tees in Bio-Qualität anbietet.

Folgende drei Tees hatte ich in meiner Box:

Grüner Tee Florida Orange

Bei Florida denkt man zwar einerseits an Sonne, andererseits aber an Orangen, die bei uns im Winter und auch an Weihnachten ja bekanntlich Hochsaison haben. Also passt der Tee absolut in die Vorweihnachtszeit, finde ich. Wenn man ihn öffnet entströmt der Duft von einem Orangenhain - ich liebe Orangenduft und erst recht an Weihnachten. Das beste daran ist dass sich das intensive Orangenaroma im aufgebrühten Tee hält und man wirklich ein Genusserlebnis beim Trinken hat. Der Tee ist mein absolutes Geschmacks- und Geruchshighlight in dieser Box! Toll!

Schwarzer Tee - Darjeeling Rarität - FTGFOP Second Flush

Dieser "Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe" (das bezeichnet die weltweit beste Teequalität) ist sicherlich auch ein absolutes Schwarzteehighlight aus der Cuppabox. Ein "Cuvee" (den Begriff kennt man aus dem Weinjargon, aber er ist auch bei Tee gebräuchlich), also eine Mischung von den Premiumgärten Darjeelings (Second Flush) ist durchaus etwas ganz besonderes. Er schmeckt auch dementsprechend edel und sehr würzig - ein absoluter Hochgenuss für mich. Sicher nicht etwas was man sich jeden Tag gönnen würde, aber ab und zu dann doch.

Schwarzer Tee (Bio) China Black Sencha
Auch der dritte (und einzige Bio-) Tee in meiner Box muss sich nicht verstecken, denn auch über diese Sorte stolpert man sicher nicht alle Tage. Ein Black Sencha, also ein Grüntee, der fermentiert und zu Schwarztee wurde - hier war ich besonders gespannt. Er schmeckt wie ein voller kräftiger Schwarztee schmecken sollte - aromatisch und intensiv. Auch hier bin ich absolut begeistert und vergebe allein für die Idee so einen Tee anzubieten 5 Sterne!

Das Gimmick:
"Toffee Popcorn" von Teeland

Wow, 100 Gramm Tee als kostenlose Beilage, das gab es noch nie und ist richtig toll (natürlich nur für die, die Schwarztee/Oolongtee mögen so wie ich). Aber allein die Tatsache eine Großpackung Tee beizulegen finde ich ein Statement und einen guten Schritt in die richtige Richtung.
Der Tee an sich ist sehr lecker, malzig und schmeckt (und riecht) wirklich nach Popcorn.
Einzig den Klebeverschluss finde ich suboptimal, da er bei wiederholtem Öffnen an Kraft verliert und man dann etwas anderes braucht um den Tee richtig zu verschließen.
Die grellbunte Verpackung spricht natürlich für sich und auch die Zutaten haben es in sich:
"Tee, Papayastücke, Apfelstücke, Oolong-Tee, natürlich gefärbtes Zucker-Konfetti, Invertzucker, Glukosesirup, färbende Pflanzenextrakte: Saflor, Algen, Rote Beete, Zitronensaftkonzentrat, Aroma, Macadamianüsse, Mandeln, Popcorn"
Ein tolles Gimmick wie ich finde, weiter so!

Nachbestellung:
Rotbuschtee Vanillekipferl

Weil ich einen weihnachtlichen Tee wollte, habe ich mir diesen hier aus der Oktoberbox bestellt: Rotbusch mit Vanillekipferlaroma von Nibelungentee. Das Aroma ist wirklich der Wahnsinn, leider muss ich sagen dass im aufgebrühten Tee nichts davon übrigbleibt und man einfach nur einen simplen Rotbuschteegeschmack - und -duft hat. Schade.

Fazit:
Eine wirklich tolle, aufregende Box mit einer interessanten Marke, die ich in Zukunft verfolgen werde. Ich habe neue Tees kennengerlernt und meinen Geschmack verfeinert. Toll sind auch die weihnachtlichen Muster auf den Teepackung von Tea&More. Auch das Gimmick - 100 Gramm Tee - zeigen, dass Cuppabox gelernt hat und seine Abonnenten zufriedenstellen will bzw. auch deren Anregungen in die Tat umsetzt! Hut ab und frohe Weihnachten Cuppabox!

Mittwoch, 11. Dezember 2013

"Lord Stonevilles Geheimnis" von Sabrina Jeffries


Historische Regency-Romane, also solche, die nicht während der Regency-Zeit, sondern eben in unserer Zeit geschrieben worden sind, sind ein Phänomen und erfreuen sich einer großen (v.a. weiblichen) Leserschaft. Warum nur, möchte man sich fragen, möchte man dem hundertsten Lord Sowieso qua Lektüre zusehen wie er sich auf 300 Seiten distanziert und doch nahbar gibt bis er endlich die begehrte Herzensdame von niederem Stand geehelicht hat. Schließlich kommt ja auch nichts an das Vorbild Jane Austen heran - ihre 6 erhalten gebliebenen Romane sind das Nonplusultra wenn es um die Darstellung der englischen Landadelswelt im frühen 19. Jahrhundert und deren Heiratspoltik geht, die sich vor allem auf Bällen in englischen Herrenhäusern abspielt. 
Während im angloamerikanischen Raum solche Romane meistens mit äußerst kitschigem 80er Jahre-Cover präsentiert werden auf denen in grellen Farben meistens ein gemaltes Paar im Wind steht (wobei der oftmals langhaarige Herr ein weißes offenes Hemd trägt), mögen es die deutschsprachigen Leser solcher Romane etwas dezenter, meist mit einer in Regency-Kleidung abgebildeten Frau (freilich von hinten bzw. ohne erkennbares Gesicht). Der Lyx-Verlag bringt die Bücher dieses Genres in einer hochwertigen Aufmachung mit Klappenbroschur raus, auch das Cover sieht edel aus und der Leser denkt sich bei dem Anblick einer solch hochwertigen "Verpackung" sicher: das ist bestimmt ein gutes Buch. 
Nun ja, ob die Bücher von Sabrina Jeffries als "gute Literatur" zu bezeichnen sind ist freilich Ansichtssache. Ich würde sagen, die im Original sechsteilige Reihe um die 5 Adelsgeschwister von "Halstead Hall", deren erster Teil "Lord Stonevilles Geheimnis" ist, ist eher als klischeehaft und Erotikzentriert zu betrachten. Der Anfang des Romans hat mir noch ganz gut gefallen, es wurde mit einigem Witz und auch einer Portion Dramatik die Situation der Sharpes ausgeführt. Die 5 Nachkommen der Dynastie Sharpe inklusive des Erben des Titels eines Lord Stoneville, Oliver, die seit zwei Jahrzehnten keine Eltern mehr haben, werden von ihrer bürgerlichen Großmutter mit einem Ultimatum beglückt: entweder jeder von ihnen heiratet binnen eines Jahres oder sie werden enterbt. Gut dass just in diesem Moment die attraktive Amerikanierin Maria in London aufschlägt - sie sucht nach ihrem Verlobten, der in England Geschäfte machen wollte und nicht mehr aufgetaucht ist. Lord Stoneville macht mir ihr einen Deal: er will dass sie seiner Familie die Braut vorspielt - zunächst... Natürlich entwickeln die beiden eine verhängnisvolle Leidenschaft füreinander, aber Lord Stoneville macht Maria deutlich, dass er kein Mann für die Liebe ist... Maria versucht ihn zu verändern - und blickt dabei immer mehr hinter die Kulissen der Familie und entdeckt sogar das dunkle Familiengeheimnis...
Aus diesem Stoff hätte man viel machen können - prekäre Situationen innerhalb von "Halstead Hall", Eavesdropping-Szenen, noch viel Handlungselemente, in denen die Standesunterschiede thematisiert werden. Leider kommen diese Themen viel zu kurz und es zentriert sich alles um die Beziehung von Oliver Sharpe und der Amerikanerin Maria, die einfach nur ständig miteinander ins Bett wollen. Ach ja und das dunkle Familiengeheimnis, das den mysteriösen Lord verfolgt, gibt es ja auch noch...
Obwohl der Anfang nicht schlecht war ist der Roman, wie mir scheint, einfach dazu da das Verlangen nach Erotikszenen beim Leser zu stillen...die - sehr klischeehafte - Handlung baut sich um diese Szenen herum auf. Wahrscheinlich ist dieses Genre überhaupt deswegen enstanden, weil derartige Szenen in echten Regency-Romanen ausgespart sind (und das ist auch gut so). Natürlich sind solche Romane vorhersehbar, aber wenn es wenigstens gut geschrieben wäre wäre das ja nicht so tragisch. Der Plot neigt zu unfreiwilliger Komik - wer solche Art von sinnfreier pseudohistorischer Unterhaltung mag (ich mag sie manchmal, aber in diesem Fall nicht), der kann ja mal einen Blick in das Buch bzw. die ganze Reihe riskieren. Vielleicht wird die Handlung (jedes Buch ist einem der Geschwister gewidmet) in den folgenden Büchern besser, man soll die Hoffnung ja nie aufgeben... Vielleicht sind die Charaktere der anderen Geschiwster (eine Romanautorin, eine "ungezogene" Lady die gerne schießt) interessanteres Material als der platte "Ich kann nicht anders, ich muss die Frauen verführen, aber ich kann nicht lieben und ich bin dark und brooding"-Lord Stoneville.
Aber die Aufmachung des Buches ist wirklich schön...

Meine Ausgabe:
Verlag: Egmont Lyx
Erscheinungsjahr:  2012
Original: The Truth about Lord Stoneville (2010)
Seiten: 400
ISBN: 3802586735

Montag, 2. Dezember 2013

"Die geheime Braut" von Brigitte Riebe


Wittenberg 1528: Die beiden Nonnen Susanna und Binea sind auf der Flucht. Nachdem im Zuge der Reformation immer mehr Klöster geschlossen werden verlieren auch die beiden ehemaligen Nonnen ihr sicheres Refugium und versuchen gemeinsam eine neue Bleibe, eine neue Aufgabe zu finden bzw. sich überhaupt erstmal durchzubringen. Bei einem versuchten Diebstahl treffen sie auf den jungen Maler Jan Seman aus der Werkstatt von Lucas Cranach, dem berühten Maler der deutschen Renaissance. Er bringt die beiden nach Wittenberg, wo sie zunächst als Mägde bei der nicht minder berühmten Familie Luther anfangen können. Luthers Frau Katharina von Bora weiß sich als ehemalige Nonne mit dem Schicksal der Frauen zu identifizieren und nimmt sie im "Schwarzen Kloster" auf, das der Kurfürst den Luthers wenige Jahr zuvor überlassen hatte. Auch Lucas Cranach, Ratsherr und viel beschäftigter Maler, bekommt die Reformation zu spüren. Nachdem "Heiligenbilder" kaum noch gefragt sind konzentriert sich der Maler mit seiner Werkstatt vermehrt als Hofmaler auf den Adel und nimmt sonstige Auftragskunst an, auch die griechische Mythologie ist wieder en vogue. Eines Tages ereilt ihn ein besonderer Auftrag von einem maskierten Mann. Er soll die drei Grazien, die Töchter des Zeus (Aglaia, Thalia & Euphrosyne) auf einem Gemälde vereinigen. Zunächst eine einfach erscheinende Aufgabe, die allerdings an eine Bedingung geknüpft ist. Real existierende Frauen müssen ihm nackt Modell stehen, nach und nach soll er erfahren, wer die Frauen sind. Als erstes soll Aglaia portraitiert werden - und Jan Seman, der bei Frauen beliebt ist, bekommt die Aufgabe die Frauen davon zu überzeugen sich nackt malen zu lassen...
Im Wittenberger Frauenhaus bekommt derweil die Hurenwirtin Griet Besuch von ihrem unangenehmen Patron. Außerdem nimmt sie ein junges Mädchen bei sich auf, das ihre Eltern verloren hat. Die kecke Marlein wächst ihr ans Herz - soll sie sie tatsächlich als Hure bei sich arbeiten lassen?

Zunächst muss ich sagen dass dieser Roman einen perfekt symmetrischen, fast schon klassischen Aufbau hat. Form und Inhalt stimmen also perfekt überein und das trägt zum positiven Leseerlebnis absolut bei. Dass das besagte Gemälde auch noch vorn und hinten in sehr guter Qualität abgedruckt ist, ist ebenfalls sehr hilfreich, denn man schaut beim Lesen doch ganz gerne mal nach und hat dann ein Aha-Erlebnis wenn man das Beschriebene im Bild vorfindet.

Die Charaktere und handelnden Figuren sind von der Anzahl genau richtig für die Krimihandlung, die sich nach und nach entwickelt.
Es mischen sich fiktive Figuren (Susanna, Binea, Jan Seman, Griet...) mit historischen Persönlichkeiten (der Kurfürst und seine Frau, Luther, Katharina von Bora, Cranach, Melanchthon...), was den besonderen Reiz des Romans mitunter ausmacht. Dabei ist auf Seiten der historischen Persönlichkeiten nichts "weit hergeholt". Wie die promovierte Historikerin Brigitte Riebe im Nachwort schreibt sind die Schicksale der Nonnen in dieser Zeit oder das Vorhandensein eines Frauenhauses in Wittenberg geschichtliche Realität. 

Was mich am meisten begeistert hat war die Atmosphäre, die Brigitte Riebe erzählerisch heraufbeschwört. Das Geheimnisvolle (wie schon im Einstein-Zitat als Motto) schwebt über der Handlung, die überaus realitätsnah, fast schon filmisch, vermittelt wird. Man ist als Leser so mittendrin, dass man sich seber im dunklen Schloss des Kurfürsten, den geheimnisvollen Auftraggeber belauschend, wähnt oder den Geruch wahrnimmt, den die Lebzelterin mit ihren Kerzen und Lebkuchen erzeugt. Auch ist die Reformation überall zu spüren und dass sie es paradoxer Weise nicht geschafft die Welt zu entzaubern (wie es im Nachwort heißt), sondern im Gegenteil bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts ein verstärkter Volksaberglaube zu herrschen schien.
Die Abwesenheit des katholischen Prunks stellt eine Leere her, die umso geheimnisvoller erscheint, man hat ständig das Gefühl: da war doch etwas, hinter all dem neuen, Gottesfürchtigen "Nichts" steht ein riesen Fragezeichen... Das Wittenberg dieser Zeit ist ein wirklich toller Schauplatz, den ich noch nirgends so eindrücklich beschrieben gefunden habe.

Rundherum kann ich sagen dass "Die geheime Braut" ein rundum gelungener historischer Roman mit Krimielementen ist, dem ich nur jedem ans Herz legen kann und der mir immer in Erinnerung bleiben wird.


Ich möchte mich hiermit bei der Leserunde auf Lovelybooks und der überaus sympathischen Brigitte Riebe bedanken, die rege daran teilgenommen hat. Herzlichen Dank auch an den Diana Verlag für das Leseexemplar, ein rundum gelungenes Buch!

Meine Ausgabe:
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 445
ISBN: 978-3-453-29134-8

Der vorablesen-Adventskalender - mein Gewinn!

Heute wollte ich mich mal wieder bedanken und zwar bei vorablesen.de! Nicht nur dass man immer wieder tolle Bücher kostenlos vorablesen kann, nein, es gibt auch jedes Jahr einen Adventskalender, bei dem man tolle Preise gewinnen kann. Ich bin seit 2010 bei vorablesen.de angemeldet und habe jedes Jahr mehr oder weniger regelmäßig beim Adventskalender mitgemacht. Dieses Jahr habe ich das erste Mal gewonnen - und zwar bereits beim 1. Türchen. Der Kalender startet meistens schon einige Tage vor dem 1. Dezember und so dufte ich bereits am 27. 11. das erste Türchen öffnen, bei welchem ich auch prompt Folgendes gewonnen habe:


- den "Bastel-Adventskalender" von ars edition
und
- "Wer Wind sät" von Nele Neuhaus

Beides hatte ich noch nicht - umso mehr habe ich mich über diesen Gewinn gefreut!
Ich bedanke mich herzlich bei vorablesen.de und natürlich ars edition und Ullstein für die Preise!

Versucht doch auch mal Euer Glück beim vorablesen-Adventskalender. Auch wenn man nicht sofort gewinnen sollte lernt man beim Beantworten der Frage vielleicht ein schönes neues Buch kennen.

Habt einen schönen Advent oder eine schöne kommende Zeit!

Dienstag, 26. November 2013

"Der Fluch des Sündenbuchs" von Beate Maly


Wer "Das Sündenbuch" gelesen hat musste ein Buch verlassen, bei dem der Vorhang zu und alle Fragen offen waren. 1618: Jana Jeschek, die junge Apothekerin aus Prag und ihr Begleiter, der Wiener Arzt Conrad Pfeiffer sind mit Amulett und "Sündenbuch" (das eine Schatzkarte beinhaltet) geflohen, die Schergen der katholischen Kirche dicht auf den Fersen. Glücklicherweise hat Beate Maly den Vorhang jetzt wieder geöffnet und lässt uns im zweiten Teil der Geschichte am weiteren Schicksal der Protagonisten teilhaben. Auch ein neuer Erzählstrang wird eröffnet, der uns zunächst nach England, in den Tower von London, führt wo Sir Walter Raleigh, der ehemalige "Pirat" und Günstling der Königin Elisabeth I., unter ihrem Nachfolger auf seine Hinrichtung wartet. Kurz zuvor möchte er seinem (inoffiziellen) Schwiegersohn (dem Mann seiner unehelichen Tochter Julia) ein Vermächtnis mit auf den Weg geben, das der Versorgung seiner Familie dienen soll: Die Abschrift der Schatzkarte von "El Dorado" - jener Karte, die im Original im Besitz von Jana ist (was natürlich weder Raleigh noch sein Schwiegersohn Richard wissen). Auch Jana und Conrad, die mittlerweile ein Paar sind, wollen den legendären Schatz finden. Von Gran Canaria aus brechen sie in die "Neue Welt" auf, mit einem Schiff, das auch Sklaven nach Amerika transportiert. Wegen der unwürdigen Bedingungen gerät der humanistisch gebildete und dem Hippokratischen Eid verpflichtete Arzt Conrad mit dem eigentlichen Schiffsarzt aneinander...Dieser Streit und die Strapazen der Überfahrt machen Jana zu schaffen... Kurz vor der Ankunft auf dem anderen Teil der Erde überfallen Piraten das Schiff und für Jana und Conrad geht die Reise plötzlich anders weiter, als sie sich das vorgestellt hatten.

Auch Richard ist mit Tom, dem irischen Diener seiner Frau Julia, auf einem anderen Schiff auf dem Weg nach Südamerika. Während Richard dem Alkohol hinterherweint versucht Tom sich nützlich zu machen und ihr gemeinsames Reisegeld beieinander zu halten. In der "Neuen Welt" angekommen bekommen die beiden plötzlich eine Mitreisende und mit ihr eine ganz neue Möglichkeit ihr Ziel zu erreichen...

Ich muss sagen obwohl ich den Vorgängerroman gelesen habe, habe ich außer den beiden Protagonisten Jana und Conrad und der Grundhandlung nichts wiedergefunden was mich an diesen erinnert hätte. Während im ersten Buch noch die Konfessionsproblematik, Janas emanzipierte Situation als Apothekerin und das Geheimnis ihres Vaters im Vordergrund standen sind jetzt ganz andere Konflikt- und Themenfelder vorhanden: der Entdeckergeist der Frühen Neuzeit, Piraterie, Seefahrt, Ethnologie, Sklaverie und Missionierung geben sich nun die Klinke in die Hand. Das ist an sich alles zu einem interessanten Roman verknüpft, nur leider hat er eben nur noch wenig mit dem ersten Teil gemeinsam. Es geht auch mehr um die einzelnen Individuen und ihre Geschichten - Assante, Tica, Tom, Richard und natürlich im Zentrum Jana und Conrad - sie alle haben ein spezielles Schicksal und für sie alle ist "El Dorado" auch eher das Sinnbild für das, was man im Leben sucht, also ist das Buch eine einzige Analogie für diese Suche. Wer sich also einen spannenden Verfolgungsroman im historischen Setting erhofft - was ja im ersten Teil angelegt und auch durchgezogen wurde - den muss ich insofern enttäuschen als die Schatzsuche und das titelgebende "Sündenbuch" an sich nicht mehr im Vordergrund stehen. Es ist wirklich mehr das Entdecken einer neuen Welt und die gleichzeitige Ich-Findung der handelnden Figuren, was dieser Roman zu bieten hat. Auch für alle, die sich für die geschichtliche Darstellung von den oben angesprochenen Themen interessieren ist der Roman mehr als lesenswert.

Die Beschreibung der Überfahrt in die "Neue Welt" ist für meinen Geschmack etwas zu dramatisch und ausufernd (leider war das Ufer zunächst nicht in Sicht) ausgefallen. Ich hätte mir auch insgesamt etwas mehr Spannung in Hinblick auf die eigentliche Schatzsuche und vielleicht etwas mehr Symbolismus und Enträtselung gewünscht (das ist nur auf ein paar wenigen Seiten gegen Ende der Fall).

Ansonsten bin ich froh so viel über die südamerikanische Kultur des frühen 17. Jahrhunderts gelernt zu haben.

Fazit: Ein gutes Buch, der erste Teil der Reihe hat mich allerdings etwas mehr begeistert.

Vielen herzlichen Dank an vorablesen.de und den Ullstein-Verlag für das Leseexemplar!

Meine Ausgabe:
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 458
ISBN: 978-3-548-28465-1

Donnerstag, 21. November 2013

Lovelybooks-Leserpreis 2013

Der Lovelybooks-Leserpreis 2013 ist auch dieses Jahr wieder eine spannende Angelegenheit für Autoren und Leser. Die beliebtesten Titel wurden bereits von 15.000 Lesern aus ca. 4.000 Büchern ausgewählt - nun werden die absoluten Favoriten bestimmt.

Hier könnt ihr bis zum 28. November für Eure Lieblingsbücher abstimmen:

http://www.lovelybooks.de/leserpreis/2013/

Man kann seine Stimmabgabe auch bei Twitter und Facebook teilen.
Im Bereich Romane, Liebesromane, Fantasy und "Beliebtestes Buchcover" habe ich schon abgestimmt, bei SciFi, Thriller, Erotik u.a. halte ich mich raus und bei den Historischen Romanen konnte ich mich noch nicht entscheiden, weil so viele gute Titel dabei sind...

Montag, 18. November 2013

"Das Haupt der Welt" von Rebecca Gablé


Rebecca Gablé hat sich wieder einmal aus ihrer "comfort zone" - den Waringham-Romanen - begeben und sich einem neuen Sujet zugewandt: den Ottonen bzw. Liudolfingern, einem sächsischen Adelsgeschlecht, das von 919 bis 1024 deutsch-östfränkische Könige bzw. deutsche Kaiser hervorbrachte. Für mich war diese Dynastie in den Nebel einer sehr fernen Geschichte eingetaucht, ich hatte mich nie wirklich mit dieser Zeit befasst. Umso gespannter war ich natürlich was Frau Gablé daraus machen würde. Ihr gelingt es ja immer hervorragend fiktive Figuren in den Dunstkreis von historischen Persönlichkeiten einzubetten und so die Geschichte erzählerisch aufzupeppen. In diesem Fall sind die rein fiktiven Figuren nur im Bereich der Nebenfiguren zu finden, die Protagonisten haben tatsächlich alle historisch gelebt. Das Fiktive findet sich hier wie so oft bei historischen Figuren vor allem in den Charakterprofilen, die Gablé ihren Figuren zuschreibt. Gerade im Fall von Otto I. gibt es wohl viele unterschiedliche Sichtweisen, Gablé sagt sogar dass über kaum einen anderen Herrscher "so viel Blödsinn" (S. 853) geschrieben wurde wie über ihn.
Sein Antagonist und gleichzeitig Pendant ist der slawische Fürstensohn der Heveller, Tugomir, ebenfalls eine historisch existente Figur, über die allerdings nur sehr wenig bekannt ist. Er ist die Hauptfigur des Romans.
Am Anfang der Geschichte stehen das Massaker an den Daleminzern (den Slawen des ostfränkischen Reiches), die Affäre von Tugomirs Schwester Dragomira mit Otto, die dynastischen Überlegungen Heinrichs I. zu seiner Nachfolge, die Gefangennahme bzw. Geiselnahme Tugmomirs und sein Dasein als Heiler der feindlichen Sachsen - eine bizzare Situation, mit der die Autorin auch wunderbar spielt. Die Figuren entwickeln sich im Laufe des Romans, kommen in Konfliktsituationen, verlieben sich (natürlich vor allem in Personen, in die sich sich eigentlich nicht verlieben dürfen), leben mit Aufstieg und Verlust - ein Schema wie es fast jeden Gablé-Roman auszeichnet. Dabei zentriert sich alles um Tugomir und sein Leben in der Gefangenschaft der Sachsen.
Ich finde das historische Setting gut - es bringt einem die Zeit um 900 n. Chr. nahe, die Glaubenskämpfe zwischen Christen und Heiden, die Sitten und Bräuche und Glaubensansichten der Letzteren. Wo wenige Jahrhunderte später das Christentum sich in seiner Aufspaltung untereinander bekämpft sind, sehen wir hier eben die Auseinandersetzung zwischen denen die an einen christlichen Gott glauben und denen die es eben nicht tun. Die Heiden sind die, die bekehrt werden müssen - was im Buch auch eine ganz große Rolle spielt. Die christlichen Figuren schwanken dabei zwischen intoleranten Glaubenskämpfern und Figuren wie Otto, die zwiegespalten sind wie sie mit dem Heidnischen umgehen. Am Beispiel von Tugomir wird gezeigt wie die Christen und vor allem ihre royalen Vertreter immer wieder von ihm als gelehrtem Heiden und seinen medizinischen Kenntnissen profitieren. Er ist der Heiler schlechthin und als Person sicher am Interessantesten - wie es sich eben für einen Protagonisten gehört. Das Christentum ist für ihn zunächst eine lächerliche Religion, die die heidnischen Stämmen ausrottet. Außerdem sind die biblischen Geschichten für ihn absurd. Tugomir wartet darauf dass ihm der christliche Gott - sofern es ihn denn gibt - beweist, dass er allmächtig ist...
Die Story an sich und die erzählte Handlung im Ganzen - nun ja, ich finde sie sehr durchwachsen. Starke Charaktere, ja, die schafft Frau Gablé auch dieses Mal. Tugomir und Otto sind zwei Figuren, die ihre Stärken und Schwächen haben und dennoch etwas besonderes sind. Auch Personen wie Dragomira und Thankmar, Wilhelm und Editha etc. pp. sind von ihren Persönlichkeiten her spannend - keine Frage!
Die Bösewichte Gero und Henning (einer der Brüder Ottos) sind durch und durch böse - und das kommt in der Handlung auch immer wieder zum Vorschein. Meines Erachtens hat Frau Gablé hier etwas zu viel Gewalt ins Spiel gebracht - aber das ist Geschmacksache.
Im Großen und Ganzen ist die Geschichte an sich meiner Meinung nach etwas zu schwach um die Länge des Buches zu tragen. Ich hatte bei nur wenigen Passen das Gefühl dass die Story mich fesselt. Teilweise ist es mir schwer gefallen dran zu bleiben, obwohl ich wie gesagt das Personal des Romans spannend fand und auch den historischen Hintergrund. Zum Schluss nimmt die Geschichte dann noch einmal etwas an Fahrt auf - aber wie gesagt, es ist schwer über den sehr langen und nur mäßig spannenden Mittelteil zu kommen.
Dass Rebecca Gablé hier wieder mal einen perfekt recherchierten und gut erzählten historischen Roman abgeliefert hat ist ununmstitten, allerdings rechtfertigt sich hier die Länge von 864 Seiten angesichts der nicht richtig ausgewogenen Story nicht wirklich.

Vielen Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und "Was liest du?" für Leseexemplar und Leserunde!

Meine Ausgabe:

Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten:  864
ISBN: 978-3-431-03883-5

Montag, 11. November 2013

[Teeecke] Cuppabox Oktober 2013

Ich hatte ausführlich Gelegenheit die Cuppabox Oktober 2013 zu testen und hier ist mein Eindruck.
Es handelte sich dieses mal um eine ganz besondere Box, nämlich die "Birthday Edition". 1 Jahr Cuppabox! Da gratuliere ich mal ganz herzlich - der Text auf dem beigelgten Zettel lässt ja für die Zukunft der Box viel Gutes ahnen:


Wie ihr seht gab es zur Feier des Ereignisses gleich 5 unterschiedliche, bereits vertreten gewesene Marken, die ihren Tee beigesteuert haben. Somit gab es für jeden Abonnenten Tees von drei verschiedenen Marken. Bei mir war es so und bei allen anderen, deren Berichte ich gelesen habe auch.

Meine drei Tees:

"China Kuchika" von EdelTee




"Ein China Kukicha nach original japanischer Machart. Hauptbestandteil dieser Grüntee-Spezialität sind die Blattrippen, die im Zuge ihrer Verarbeitung einen frischen und duftigen Tee im Aufguss ergeben. In jeder Beziehung empfehlenswert, heiß oder auch kalt genossen. Geringer Koffeingehalt."

Mein Eindruck: sehr sanft, fast mild, leicht grasig, eine gelbgrüne helle Tasse, lecker und süffig. Eine gute Alternative zu Wasser - was nicht abwertend gemeint ist ;-) - kann man wirklich den ganzen Tag über trinken. Mir hat er sehr geschmeckt, ich werde öfter auf Kuchika zurückgreifen, wenn ich einen einfachen grünen Tee mit wenig Koffeingehalt möchte.

"Weißer Tee Feine Guave" von Nibelungentee




"Die ganz besondere Note bekommt der Weiße Tee schon bei der Ernte verliehen, wobei nur die jüngsten Blätter verwendet werden. Dadurch entsteht ein sehr zarter und duftiger Geschmack. Über viele Jahrhunderte hinweg war der Weiße Tee der chinesischen Elite vorbehalten. Heute dürfen alle in den Genuss dieser edlen Tee-Sorte kommen.
Durch die Guave, mit ihrem süß-säuerlichen Geschmack, erlangt dieser Tee einen herrlich exotischen Duft, was sich natürlich auch ganz genau so auf den Geschmack auswirkt. Unterstützt wird diese exotische Note durch das Lemongras, dessen ätherische Öle sich wunderbar in den Geschmack des Weißen Tees einfügen. Abgerundet wird dieses phantastische Geschmackserlebnis durch die enthaltenen süßen Erdbeerscheiben."

Zutaten: Weißer Tee (83 %), Guavenstücke (5 %) (Guave, Zucker), Aromen, Lemongras, Sonnenblumenblüten, Erdbeerscheiben, Rosenblütenblätter.

Ich bin ja schon seit der August-Box ein Fan der Marke "Nibelungentee" und habe mich sehr gefreut dass sie wieder bei meiner Auswahl dabei war. Auch dieser Tee hat mich richtig begeistern können. Ein grüner Tee mit Guave - klingt exitisch und ist auch so. Man hat das Gefühl sich etwas besonderes zu gönnen, allein wenn man schon die großen grünen Teeblätter anschaut. Er riecht nach Erdbeere mit einer säuerlichen Komponente (die Guave) - auch im aufgebrühten Tee schmeckt man das Fruchtige! Wieder mal ein sehr empfehlenswerter Tee der tollen Marke "Nibelungentee"!

"Oolong Pink Beauty" von Teeland

 

"Natürlich aromatisierte, geschmacklich und optisch perfekt abgestimmte Oolong-Komposition mit beerigem, frisch-fruchtigem Zitrusgeschmack an würzig-süßem Vanille-Zimt-Bouquet, eingebettet zwischen zarten Rosen- und Teeblüten."

Dieser Tee haut einen einfach um! Ich würde sagen ein absolut sinnliches Geschmackserlebnis! Absolut fruchtig, blumig, zimtig - alles in einem, kombiniert zu einem Bouquet, das man so schnell nicht mehr vergisst. Dann das Aussehen dieses Tees - absolut ansprechend, wunderschön - mein Favorit aus dieser Box, den ich mir sicher nachbestellen werde. Laut Cuppabox auch der einzige Tee, der zum zweiten Mal in einer Box ist, weil er angeblich beim ersten Mal "zu kurz" kam. Hm, mysteriös, aber ich kann es nachvollziehen dass man diesen tollen Tee noch einmal vorgestellt hat!

Das "Goodie":

Orangenblüten Honig von R. Feldt

Ja, was soll man dazu sagen: ein leckerer Honig und eine gute Idee!

Meine Nachbestellung:

"Basischer Kräutertee" von Das Teehaus

"Eine andersartige und spannende Kräutermischung, die mit ihren Bestandteilen die Sinne überrascht. Ein wunderbarer Tee für Anfang Herbst."

Zutaten:  Rooibos, Orangenschalen, Eisenkraut, Karottenstücken, Brennesselblättern, Anis, Fenchel, Kümmel, Grüntee China Sencha, Spinatflocken, Schlehdornblüten, Rote Beetestücke, Magnesiumcarbonat

Ein Kräutertee? Ja, eigentlich habe ich Kräutertee nicht in meiner Auswahl, was aber nicht heißt dass ich keinen trinke. Gerade wenn es draußen kälter wird und abends greife ich ganz gern mal zum kräutrigen Aufguss. Leider ist der Kräutertee ja ein bisschen in Verruf geraten bzw. man hat vor allem in Kräutertee PA (ein giftiges Pflanzenschutzmittel) gefunden, was natürlich schlimm ist. Leider sind die Teemarken noch nicht so weit dass sie standardmäßig auf PA prüfen,d.h. es wird empfohlen wenig Kräutertee zu trinken bzw. nicht ausschließlich Kräutertee und vor allem nicht immer die gleiche Marke/Sorte. Ich beherzige das und hoffe mal, dass es sich bald klärt und man wieder ohne Hemmungen jeden Tee trinken kann.

Den "Basischen Kräutertee" fand ich aufgrund seiner außergewöhnlichen Zutatenliste sehr interessant, auch Grüner Tee und Rooibos sind enthalten. Er schmeckt sehr gesund, das Magnesium schmecke ich raus und auch den Spinat, wie ich mir einbilde. Ein leckerer Tee, mal was anderes.

Fazit: ich bin sehr zufrieden mit der Birthday-Box. Eine tolle Auswahl mit ausnahmslos tollen Tees! Weiter so Cuppabox und "Happy Birthday!"

Montag, 4. November 2013

Helen Fielding: "Bridget Jones - Mad about the Boy" (= Bridget Jones 3)

[Wer nichts über den Inhalt des neuen Bridget-Jones-Romans erfahren möchte sollte jetzt nicht weiterlesen - leider nicht ohne major Spoiler!]
Sie ist wieder da! Endlich! Die Mutter aller Chicklit-Heldinnen, die Patronin aller Thirtysomething-Singlefrauen, die auf der Suche nach Mr. Right, dem perfekten Job und dem besten Weg schlank zu werden - bei gleichzeitiger Konsummation von 5460 Kalorien täglich - ist, die sympathische Jedermännin, mit der wir gern das ein oder andere Weinchen auf ihrer Couch trinken und dabei "Pride & Prejudice" mit Colin Firth im nassen Hemd gucken möchten, mit der wir zwar Feminismus predigen, im Endeffekt aber mit den gemeinsamen FreundInnen über Männer diskutieren wollen und uns fragen warum sie so oder so reagieren - Bridget Jones is back!
Sie ist angekommen - zusammen mit dem Leser/der Leserin in den Jahren 2012/2013 - sie ist ihm sogar voraus, denn das Buch, erschienen im Oktober 2013, endet in der Weihnachtszeit 2013. Eine SciFi-Bridget also? Nun ja, anders und gereifter ist sie schon als wir sie im Jahr 1997 verlassen haben (Lesejahr 2004) - sie ist nicht mehr Single mit On-and-Off-Beziehung zu Mr. Darcy und/oder dem chauvinistischen, aber doch irgendwie liebenswerten (auf seine Art) Daniel Cleaver - sie ist jetzt Mrs. Bridget Darcy.
Leider mit negativem Beigeschmack denn - und jetzt wirklich nicht weiterlesen wenn kein Spoiler gewünscht bzw. wenn nicht schon gelesen .... - sie ist.. Witwe... Ja, der wirklich mit Abstand tollste Mann der Welt hat Bridget geheiratet und sie lebten happily ever after - bis, ja bis zu einem tragischen Tag im Jahr 2008. War es Darcys  kosmopolitisch anspruchsvoller Berufs als Menschenrechtsanwalt, der ihm letztlich zum Verhängnis wurde? Warum nur, warum? Das ist ziemlich hm...eine Bridget ohne Darcy? Das ist ja wie Romeo ohne Julia, wie Susi ohne Strolch! Als ich - auch leider im Vorfeld gespoilert - gehört habe was die Autorin Helen Fielding sich für den dritten Teil da ausgedacht hat habe ich sehr viel meiner euphorischen Einstellung (juhuu, endlich ein dritter Teil!) einbüßen müssen. In der Tat ist Darcy im ganzen Buch über unterschwellig präsent - vor allem in ihrem Sohn Billy erkennt Bridget Züge ihrer verstorbenen großen Liebe wieder. Ja, Bridget ist Mutter, mit 51 alleinerziehend mit 2 kleinen Kindern, anscheinend wurde sie erst mit 40+ schwanger.
Wie gern hätte man das erlebt - die chaotische Bridget, geerdet als Mutter und doch unverkennbar sie selbst, eine Kleinfamilie mit Darcy, pure bliss...
Leider hat sich Frau Fielding anders entschieden - wahrscheinlich auch in Hinblick auf den potentiellen Film, denn Colin Firth und Hugh Grant alias Darcy und Cleaver sind beide um die 50, wobei Ersterer ja wenn nur in Rückblicken erzählt werden würde und Cleaver im neuen Roman eine, wenn auch sehr witzige, Nebenrolle spielt. René Zellwegger ist Mitte 40, hätte also die Rolle einer Bridget mit Anfang 40 perfekt spielen können (was die ziemlich Gesichtsverändernde OP betrifft bin ich mir da jetzt aber nicht mehr so sicher).
Die alten Freunde von Bridget sind zum Teil noch da, der schwule Tom und die Karrierefrau Jude, nur Sharon alias Shazzer ist aus dem Blickfeld nach LA verschwunden. Dann gibt es noch die mondäne Talitha (60, das darf aber keiner wissen) und die freigeistige Rebecca von nebenan, mit der sich Bridget anfreundet. Auch in familärer Hinsicht ist ein Person den Weg alles Irdischen gegangen. Bridget ist also eine Frau, die einiges hinter sich hat und dennoch mit 51 immer noch albern, verantwortlungslos und chaotisch agiert. Passt das zusammen? Ich sage ja, denn was wäre Bridget ohne ihren Charakter - wo wir doch schon auf ihren ultimativen "love interest" verzichten müssen? Es ist eine Bridget 2.0 mit allen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, die wir da serviert bekommen. Auch ungesunde Ernährung (sie isst gerne Reibekäse), der Widerstand des hinfälliger werdenden Körpers und der Wunsch nach "endlich wieder einem Mann" dürfen da nicht fehlen. Bridget dated und sie wird fündig - allerdings ist der neue ein "Toy Boy", 20 Jahre jünger und verdammt toll, wäre da nicht der Altersunterschied...
Und wären da nicht ihr Job (wirklich arbeiten muss sie aufgrund des Erbes nicht mehr) als Drehbuchautorin inklusive den immerwährenden Versuchen das Stück "Hedda Gab(b)ler" in ein modernes Setting zu pressen, die "Freuden" einer Mutter von Schulkindern, sprich: Elternabende, Veranstaltungen aller Art und Auseinandersetzungen mit Lehrern, wobei ein gewisser Lehrer schon ziemlich penetrant ist...und natürlich ihre alte Liebe und verhängnisvolle Affäre Daniel Cleaver - älter, abgebrannter aber noch immer der liebenswerte Chauvi von damals. Ich muss sagen seine Szenen haben bei mir die meisten Lacher verursacht - dass Bridget ihn als Babysitter einsetzt ist natürlich höchst fahrlässig, die selbstironische Beschreibung wie ein Babysitterabend mit ihm ablaufen könnte ist genial - das hat das Buch fast gerettet für mich!
Was soll ich sagen: ich bin einerseits sehr dankbar dafür, dass es überhaupt einen neuen Bridget Jones Roman gibt und die vielen Mängel, einem Zuviel an Fäkalhumor, in das sich Fielding meiner Meinung nach flüchtet, sonstige Schwächen in der Erzählung und Plotentscheidungen, die mir nicht gefallen haben, nehme ich dafür in Kauf. Lieber eine schlechtere Bridget als keine Bridget...allerdings und andererseits: es hätte so schön werden können...

Herzlichen Dank an die Lovelybooks-Leserunde und Vintage Books für das Exemplar!

Meine Ausgabe:
Verlag: Vintage Books
Seiten: 390
Erstausgabe: 2013
ISBN: 978-0-224-09810-6

Dienstag, 29. Oktober 2013

"Die Burg der Könige" von Oliver Pötzsch

 
Hier war jemand mit Leidenschaft am Schreiben und Eintauchen in eine vergangene Zeit dabei, das merkt man sofort wenn man das "mit Liebe gemachte" Buch vom sich sebst als "hoffnungslos romantisch" bezeichnenden Autor Oliver Pötzsch aufschlägt. Die Überschriften sind rot abgesetzt - der Buchstabe am Beginn jedes Kapitels ganz mittelalterlich hervorgehoben und eine Karte im Einband sowie der Anhang mit Erklärungen zur Protagonisten und Örtlichkeiten des Romans sowie einer Chronik zeugen von der Sorgfalt, mit der hier gearbeitet wurde.
Der Inhalt passt sich dann auch diesen paratextuellen Elementen an. Leidschaftlich wird die Geschichte der Burg Trifels und der Begehrlichkeiten erzählt, die sowohl von bäuerlicher als auch von adliger sowie vor allem von royaler Seite an sie herantreten. Wir schreiben die Jahre 1524/1525: Der Habsburger Kaiser Karl V ist 24 und plötzlich Herrscher über ein Weltreich, sein Thron steht allerdings auf wackligen Beinen, da auch andere Häuser Anspruch auf das Heilige Römische Reich erheben - allen voran der französische König Franz I. Nun tauchen auch noch Gerüchte auf, in deren Zentrum ein längst vergangenes und vermeintlich ausgestorbenes Geschlecht liegt und die Herrschaft Karls V bedroht: die Staufer.
Im Pfälzerwald liegt deren ehemalige Stammburg, der Trifels - wo auch die Geschichte von Agnes, der Vogtstochter beginnt. Die burschikose Sechzehnjährige dressiert lieber ihren Falken Percival und liest in der Bibliothek als sich einen Gatten zu suchen. Ihr Vater Philipp von Erfenstein, der Burgvogt des Trifels, ist Witwer und zwar stolz auf seine einzige Tochter, er hat aber Probleme die Burg finanziell über Wasser zu halten, da er die Bauern nicht noch mehr belasten möchte als ohnehin schon. Er hofft Agnes an einen Mann aus dem aufstrebenden Patriziertum verheiraten zu können oder an den Grafen von Löwenstein-Scharfeneck, der sein Auge auf die hübsche Agnes - und den Trifels - geworfen hat.
Agnes' Freund seit Kindertagen ist der Sohn des Burgschmieds, Mathis, der sich aber ebenfalls zum Unmut seines Vaters eher für Schießpulver und für demokratische Ideen als für die väterliche Schmiede interessiert.
Agnes und Mathis wissen, dass eine Ehe für sie beide ausgeschlossen ist - das Standesdenken verbietet eine solche Verbindung.
Das sind so die wesentlichen Konfliktfelder, die sich in "Die Burg der Könige" auftun. Oliver Pötzsch schafft es eine in historische Wirklichkeiten eingebaute Geschichte heraufzubeschwören, die auf 913 Seiten mitreissend und lebendig ist - ohne je langweilig oder dröge zu sein. Hier hat man es mit einem leidenschaftlichen Erzähler zu tun, der ein sehr szenisch aufgebautes Werk erschaffen hat. Man könnte sich den Roman perfekt auf der Kinoleinwand vorstellen. Allein die Dialoge zwischen Karl V. und Franz I. würden einen Schlagabtausch abgeben, der wunderbar verfilmt werden könnte. Die wenigen Figuren, die in der Handlung eine wichtige Rolle spielen, sind alle lebendig charakterisiert und haben dort wo sie sind auch ihren Platz - keine Nebenfigur ist überflüssig. Auch die vermeintlich "bösen" Figuren wurden nicht in ein schwarz-weiß-Schema gepresst, manche bleiben sogar bis zum Ende zwiespältig.
Ich musste beim Lesen oft an "Der Name der Rose" denken, denn Pötzsch folgt einem änhnlichen Schema - mit viel Mythos, Mord und Geheimnisträgereien.
Der Autor versteht es wundervoll die Spannung sehr lange aufrecht zuerhalten, indem er dem Leser die Geheimnisse nicht preisgibt und ihn mit den Protagonisten Agnes und Mathis mitfiebern lässt.
Alles in allem kann man wirklich sagen dass man es hier mit einem in sich perfekten Roman zu tun. Ich weiß jetzt mehr über die Bauernkriege, über die sagenumwobenen Staufer, den Zerfall des Rittertums und die Anfänge der Reformation und wurde dabei perfekt unterhalten - und  der "Kleine Burgen- und Reiseführer durch meinen Roman" (den man natürlich erst nach selbigem lesen sollte ;-)) regt auch noch dazu an auf den Spuren der Protagonisten zu wandeln - was will der gemeine Leser mehr? Chapeau Herr Pötzsch!

Mein herzlichster Dank geht an vorablesen.de und den List-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Meine Ausgabe:
Erstausgabe: 2013
Seiten: 939
ISBN: 978-3-471-35083-6

Montag, 21. Oktober 2013

[Teeecke] Cuppabox September 2013

So, diesen Monat hat es leider etwas länger gedauert mit der Vorstellung der aktuellen Cuppabox. Das liegt daran, dass meine Box und ich Anfang des Monats für längere Zeit getrennt waren und ich die Tees somit nicht probieren konnte. Nun hab ich aber alle durch und ich kann Euch berichten.

Also, die Teemarke des Monats war "Das Teehaus", laut Beschreibung auf dem Flyer wohl eines der ersten Teehäuser, das seine Tees online an den Mann/die Frau TeetrinkerIn gebracht hat. Aber lest selbst:

Nun, "Teehaus" hatte es nicht ganz leicht, denn die tolle Marke Nibelungentee, die im August in der Cuppabox war und die sogar im Flyer retrospektiv erwähnt wird, war ziemlich schwer zu toppen. Ich kann gleich sagen: es ist auch nicht wirklich gelungen, obwohl der Eindruck der Tees überwiegend positiv ist.

Die Packungen haben mir gefallen - klassische Teepackungen mit grüner und roter Folie, erinnert natürlich auch an Weihnachten, aber man kann auch die Farben der Herbstblätter damit assoziieren.

Ich hatte wieder 2 Schwarztees und 1 weißen Tee (der ja nur für die Grüntee-Abonnenten zur Verfügung steht).

Das Teehaus Lindbergh China Mao Jian Bio

 "Ein weißer Tee mit feinen Knospen aus der Provinz Fujian, dem Ursprung des weißen Tees. Er wächst auf Treppenplantagen - unser Teekatalog-Cover zeigt dieses Gebiet. Die sehr sorgfältige Verarbeitung macht diesen Tee so einzigartig."

Leider stand auf der Packung hier nicht wie heiß man ihn aufbrühen oder wie lang man ihn ziehen lassen soll - gut dass ich wusste dass man weißen Tee nur 1-2 Minuten bei 70-80° ziehen lassen darf.
Er schmeckt toll, sehr mild und doch mit einem ganz speziellen Charakter. Sicher ein Tee, von dem man eine ganze Kanne trinken kann, so wie ich es gemacht habe. Die aufgebrühten Teeblätter riechen frisch und grasig. Hochwertig und toll, dass es ein Biotee ist.

Das Teehaus Lindbergh Earl Grey Silver Tips Bio

"Natürlich aromatisierter schwarzer Tee mit Bergamottegeschmack. Feiner Ceylon, veredelt mit weißem Tee "Silver Tips" abgerundet mit feinstem Bergamotte-Aroma."

Interessant: ein Earl Grey Ceylon, der mit weißem Tee verfeinert wurde. Er riecht sensationell, leider wurde nur Aroma und keine echte Bergamotte verwendet, so dass der Zitrusgeschmack sich im aufgebrühten Tee selbst leider nicht lange hält - wenn er überhaupt vernehmbar ist. Durch den weißen Tee, der zugesetzt ist, hat er einen ganz eigenen Geschmack.
Positiv: ebenfalls ein Biotee und hier stehen auch die Ziehzeit und Brühtemperatur drauf.

 Das Teehaus Grusinien OP

 "Eine ausgewogene und aromatische Mischung aus China- und Ceylon-Tees. Für die Zubereitung im Samowar bestens geeignet. Eine weiche und milde Tasse."

Nach dem Zariza in der Juli-Box wieder ein Samowar-Tee. Leider besitze ich keinen und somit kann ich auch nicht beurteilen wie der Tee mit dieser perfekt für ihn geeigneten Zubereitungsmethode schmeckt.
Ich habe ihn ganz normal aufgebrüht und es ist ein guter Schwarztee, allerdings nicht mehr und auch nicht weniger. Er ist prima geeignet um ihn mit Kandis zu süßen, wobei wir auch schon beim Gimmick wären...

 Rumkandis

Es gab ihn in der braunen und weißen Variante. Für Schwarztee-Trinker natürlich perfekt, aber auch für alle anderen denke ich mal eine alternative Möglichkeit Tee zu süßen. Der Rum sorgt sicher für ein wenig Wärme im kalten Winter, weshalb ich mir den Kandis auch noch etwas aufhebe bevor ich ihn genieße.

So, nun noch zu meinen beiden Nachbestellungen von Nibelungentee, der Marke des Monats August. Ich hatte beide Tees nicht als Proben in der Box, sondern aufgrund der Beschreibung nachbestellt. Ich finde es toll dass es diese Möglichkeit bei Cuppabox gibt!

Nibelungentee Honig-Met

 "Ob in edlen Gläsern als Burgtrunk an der festlichen Tafel gereicht oder aus Hörnern auf den Wikingerschiffen im hohen Norden genossen - ein Tropfen Met war schon damals nicht das Verkehrteste. Genießen auch Sie mit uns einen Schluck mittelalterlichen Honigweins in der heutigen Zeit. Versetzt mit echtem Propolis (Bienenharz) zergeht die sanfte Note des Bienengoldes auch auf ihrer Zunge.


Zutaten
schwarzer Tee (72 %), Apfelstücke, Sultanas, Apfelwürfel, Aroma, gefr.-getr. Sauerkirschstücke, Propolis."

Ein toller Tee! Ich dachte mir schon dass er mir schmecken würde und habe deshalb gleich die 100gr. Packung genommen - ich wurde nicht enttäuscht! Schmeckt als würde man flüssigen Honig bzw. Met ohne Alkohol trinken. Toller Tee für den Herbst, unbedingte Empfehlung für alle, die aromatisierte Schwarztees mögen!

Nibelungentee Gunters Verlangen®

 "Aromatisierter Schwarztee mit Vanille-Erdbeer-Note

Gunter, Bruder von Gernot, Giselher und Kriemhild, Herrscher von Burgund am Hof zu Worms, braucht Siegfrieds Hilfe. Der übermenschlich starke Held aus Xanten hat für ihn zwar bereits manche Schlacht geschlagen, doch bevor er um Kriemhilds Hand anhalten will, soll er Brunhild, die Königin Islands, für Gunter gewinnen. Dessen Verlangen nach der wilden Schönen ist groß genug, doch erst wer sie im Wettstreit bezwingt, ist ihrer würdig. Von seiner Tarnkappe unsichtbar gemacht, steht Siegfried dem König in allen Lagen bei, besiegt Brunhild im Kampf und überwältigt sie im Bett. Diese List aber wird er mit dem höchsten Preis bezahlen.

»Gunters Verlangen« ist eine Nibelungentee-Mischung, die es in sich hat. Aus der Packung duftet es intensiv beerig - das machen Korinthen sowie Erdbeer- und Himbeerstücke. Doch das ist erst die halbe Wahrheit. Kaum in der Tasse und zum dunkel bernsteinfarbenen Aufguss gezogen, ahnt man schon das Aroma des Schwarztees, der das Fruchtige zum Kräftigeren hin tönt. Seine Krönung erhält »Gunters Verlangen« durch einen Schuss Vanille.


Zutaten
schwarzer Tee (72 %), Korinthen, Aroma, gefr.-getr. Erdbeer- und Himbeerstücke, gefr.-getr. ganze Himbeeren und Erdbeerscheibe"

Achja, wieder diese tolle Beschreibung! Ebenfalls ein toller aromatisierter Tee, bei dem das Aroma aber nicht ganz so gut im aufgebrühten Tee zum Vorschein kommt wie beim Honig-Met. Dennoch: tolle Mischung, sehr köstlich zum Nachmittagstee!

So, dann heißt es wieder "Abwarten und Teetrinken" bis zur nächsten Box, die diesmal passend zum Einjährigen von Cuppabox eine "Birthday Box" wird-ich bin schon ganz gespannt!

Samstag, 19. Oktober 2013

Leserunde "Bridget Jones: Mad about the boy"


Endlich, fast 10 Jahre sind seit dem Erscheinen des letzten "Bridget Jones"-Romans vergangen und endlich dürfen wir wieder an ihrem chaotisch-bunten Leben teilhaben! Ich lese im Rahmen der Leserunde von Lovelybooks heute und morgen dieses - bis  jetzt - wunderbare Buch und es ist als würde ich eine alte Freundin treffen, bei der sich viel getan hat. Leider wurde ich im Vorfeld durch eine "Bridget-Jones-Fanseite" gespoilert, ich weiß also schon was die größten Veränderungen in Bridgets Leben sind - vor allem eine, die ich mir so nicht gewünscht hätte...

Aber ich versuche mich davon jetzt nicht allzu sehr beeindrucken zu lassen, genieße meinen Tee und Bridget!

Sonntag, 6. Oktober 2013

"Die Champagnerkönigin" von Petra Durst-Benning


Kurz zum Inhalt: wir schreiben das Jahr 1898 und lernen Isabelle kennen, die schon im ersten Teil der "Jahrhundertwind"-Trilogie, "Solange die Welt noch schläft" als großzügige Berliner Großbürgerstochter im Radfahraffinen und vom Geist einer zukünftigen Gleichheit von Mann und Frau geprägten Freundeskreis von Josefine und Clara (die allerdings weniger gerne Rad fährt) ihre Rolle hat. Teil 2 gehört nun ganz ihrem Schicksal, das sich nach ihrer Heirat mit dem Radfahrer und Weinbauernsohn Leon Feininger entscheidend verändert. Ihre großbügerlichen Eltern brechen mit ihr. Sie zieht in die Pfalz auf den Hof der Familie, und lebt mit Vater, Mutter und Onkel Feininger ein langweiliges Leben, bis ihr Mann Leon vom anderen, kosmopolitischen Onkel Jacques (eig. Jakob) - dem "Schwarzen Schaf" der Familie - ein Weingut in der Champagne erbt. Für Isabelle verändert sich mit dem Umzug einmal mehr das ganze Leben - denn das was sie vorfindet ist zwar einerseits wunderschön, aber ganz anders als erwartet. Während ihr Mann Leon weiterhin seiner Leidenschaft, dem Radfahren fröhnt, rutscht Isabelle immer mehr in die Rolle der Geschäftsführerin und Winzerin. Sie will den "Feininger" wieder zu einer bedeutenden Marke machen - dabei hat sie allerdings nicht mit dem Gegenwind gerechnet, der ihr zusammen mit dem "Jahrhundertwind" ins Gesicht schlägt...

Ich finde diesen Roman einfach klasse - und das auf so vielen Ebenen. Zum einen natürlich die Protagonistin, die eine klare Entwicklung durchmacht. Sie hat ein erzähltes Innenleben und einen durchaus komplexen Charakter, wie ihn leider sehr viele weibliche Hauptfiguren in historischen Romanen vermissen lassen. Es macht einfach Spaß mit ihren Augen die Champagne zu erkunden und mit ihr zu lernen - wobei wir schon bei der nächsten positiven Eigenschaft des Buches wären: sein interessantes Thema. Man ist nicht nur Zeuge einer spannenden Erzählung, man erlangt beim Lesen genau wie Isabelle neues Wissen zum Thema Weinbau und Champagnerherstellung (sofern man das alles natürlich nicht vorher schon wusste) - und das im historischen Zusammenhang. Dass sich aus dem ganzen Thema Champagne und dem Aufstieg teilweise bis heute produzierender und renommierter Marken ein spannender historischer Roman machen ließe zeugt vom innovativen Geist der Autorin. Endlich mal etwas anderes - und dann auch noch etwas so lesenswertes!
Auch die Idee eine Trilogie zum Thema "Jahrhundertwind" zu machen und in ihr jeweils drei Frauenschicksale zu verarbeiten, bei denen die drei Frauen durch Freundschaft miteinander verbunden sind und auch noch in den beiden Romanen eine erzählerische Rolle spielen, in denen die jeweils Dritte Hauptfigur ist - diese Idee finde ich wunderbar und in der "Jahrhundertwind"-Trilogie, Teil 2 perfekt umgesetzt. Nun bin ich sowohl auf Teil 1 neugierig, in dem Josefine die Protagonistin ist und auf den wohl im nächsten Jahr erscheinenden dritten Teil, wo Clara die Hauptrolle spielen wird.
Die emanzipatorische Komponente hat mir ebenfalls sehr gut gefallen sowie die damit einhergehende Tatsache, dass eben Frauen gerne mal die Geschäfte in ihren Champagnerdynastien leiteten. Ob Fiktion oder tatsächliche historische Realität - eine interessante Sache, die dem Ganzen einen zusätzlichen Mehrwert verliehen hat. 
Der ganze Figurenkosmos ist bis in weniger bedeutende Nebenpersonen (z.B. Alphonse Trubert) wundervoll gezeichnet. Durch die unterschiedlichen Charaktere bekommt das Dorf Hautvillers eine Lebendigkeit und Dreidimensionalität, die jedes Leserherz erfreuen dürften. Ganz besonders gut fand ich die Zeichnung der "Antagonistin" Henriette Trubert, des geheimnisvoll-omnipräsenten und überaus anziehenden Daniel Lambert, des "Glöckner"-haften Kellermeisters Gustave Grosse, des leicht Dandyhaft-dekadenten Champagnerhändlers Raymond Dupont und auch die Schwestern Guenin sind eine Bereicherung für die Handlung.
Die Atmosphäre, die Petra Durst-Benning heraufbeschwört ist ebenfalls einzigartig - man kann das "silberne" Leuten, das über der Champagne liegt, geradezu zwischen den Trauben hervorschimmern sehen. Und die Unbedingtheit, mit der die Bewohner dieses Landstriches ihr ganzes Leben dem Schamwein widmen und ihr Jahr danach takten, ihre Feiern danach feiern - das ist so überzeugend beschrieben als wäre man beim Lesen Teil dieser eingeschworenen Champagner-Gemeinschaft.

Positiv möchte ich außerdem die zeitgenössischen Illustrationen und Zeichnungen nennen, die hier und da an den Text angefügt wurden und immer zu der jeweiligen Textstelle passten - eine tolle zusätzliche Bereicherung beim Lesen! Außerdem ist die Gesamtgestaltung sowie das Cover perfekt.

Fazit: "Die Champagnerkönigin" ist ein überaus prickelndes, süffiges und fesselndes Leseerlebnis, das ich unbedingt empfehlen kann!

Herzlichen Dank an vorablesen.de und den List-Verlag für das Leseexemplar!

Meine Ausgabe:
Verlag: List (Ullstein)
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 528
ISBN: 978-3471350584

Samstag, 5. Oktober 2013

[Teeecke] Teekanne Quality No.1



Ich hatte Glück und habe ein Teekanne-Paket mit zwei der fünf neuen Sorten aus der ebenfalls neuen Reihe "Quality No. 1" bei der Teekanne Tea Lounge gewonnen. Vielen Dank dafür. Ausgesucht hatte ich mir die beiden Schwarztee-Sorten "Assam Gold" und "Superior Earl Grey" (es gab noch einen Sencha Grüntee, einen Beeren-Früchtetee und Pfefferminztee). Die Serie hat mich interessiert, weil sie verspricht hochwertigen losen Tee und die Zubereitung im Beutel zu kombinieren. Für alle kundigen Teetrinker ist Beuteltee ja meist gleichbedeutend mit schlechterer Qualität, ein minderwertigerer Tee, der aus "dust" oder "fannings", den Abfallprodukten der Teeherstellung aufgebrüht wird.
"Teekanne" bzw. einer deren Mitarbeiter hat ja den Teebeutel in seiner heute gebräuchlichen Form gewissermaßen erfunden und ist natürlich daran interessiert dass er sich als Zubereitungsmethode weiterhin großer Beliebtheit erfreut. Seit ich losen Tee für mich entdeckt habe trinke ich nur noch selten Beuteltee und wenn dann ist es kein Schwarz- oder Grüntee - es gibt einfach nichts Besseres als im Filter aufgebrühten "echten" Tee.
Allerdings gibt es immer wieder Situationen, in denen es schnell und praktisch sein muss (auf der Arbeit oder wann auch immer) und man dennoch nicht auf Tee verzichten will. Für solche Gelegenheiten kann man natürlich mal zum Beutel greifen -  vorausgesetzt die Qualität stimmt. Damit wirbt also Teekanne und deshalb wollte ich das mal testen.

Hier der Werbetext zur Serie:

"TEEKANNE Quality No.1, das ist der neue lose Tee von TEEKANNE im hochwertigen Pyramidenbeutel. Die neue Range bietet reinen erlesenen Geschmack für ein bisschen Luxus im Alltag in fünf vollmundigen Geschmacksrichtungen: Grüner Sencha, Superior Earl Grey, Assam Gold, Minze MasterBlend und Beeren Sinnlichkeit. Der Pyramidenbeutel gibt dem Tee nicht nur Raum für optimale Geschmacksentfaltung – die durchsichtigen Beutel sind auch der absolute Hingucker und machen Teetrinken auch zu einem visuellen Sinneserlebnis."




Meine Meinung:

Mir gefällt die Idee der Pyramidenbeutel, durch die man tatsächlich den Tee sehen und seine Qualität einschätzen kann. Es sind zerkleinerte Teeblätter, die hier verarbeitet wurden, das kann man erkennen. Also Nr. 1 Quality ist denke ich an sich übertrieben, für einen Beuteltee ist es aber sicher angemessen ihn so zu bennen.


Was mir nicht so gefällt ist dass der Tee in der Pappschachtel nochmal in Plastik verpackt ist - gut, das soll das Aroma versiegeln, aber unbedingt nötig ist es meiner Meinung nach nicht.

Sowohl der Assam Gold als auch der Superior Earl Grey schmecken wie sie schmecken sollen.

Preis-Leistungsverhältnis: es sind 18 Pyramidenbeutel à 1,8g Füllgewicht enthalten, insgesamt zahlt man im Handel für 32,4g Tee: 2,79 €. Ich finde den Preis für Schwarz- und Grüntee in Ordnung, für die Früchte- und Minztee-Variante aber zu hoch, das muss aber natürlich jeder für sich selbst entscheiden.