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Dienstag, 19. November 2019

"Weltliteratur für Eilige. 101 Bücher auf einen Blick" von John Atkinson



Eine sehr amerikanische Kurzgeschichte der Weltliteratur


Muss man Klassiker wirklich lesen? Sich durch meist altertümlich anmutende Beschreibungen, sprachliche Anachronismen, einen oft verwirrenden Plot mit schwer zu merkenden Charakteren, die von Problemen längst vergangener Zeiten geplagt werden, quälen? Wenn es nach dem Autor John Atkinson und seinem Buch "Weltliteratur für Eilige: 101 Bücher auf einen Blick" geht, dürfte die Antwort "nein" lauten. 101 sogenannte Klassiker der Weltliteratur hat Atkinson auf ein bis zwei Illustrationen und einen Ein- oder Zweizeiler herunter gekürzt.

Das Paradoxe an diesem Buch, das natürlich eine augenzwinkernd-humoristische Intention besitzt, ist, dass man eben genau dann Spaß an den kleinen "Comics" hat, wenn man das beschriebene Buch tatsächlich gelesen hat.

Ich habe mal gezählt und bin auf immerhin 40 gelesene von 101 vorgestellten Klassikern gekommen, von ca. 20-30 anderen kenne ich zumindest den Plot in Grundzügen.

Mit der Auswahl bzw. Gewichtung der Autoren und Autorinnen bin ich nicht ganz zufrieden, denn das Buch konzentriert sich sehr stark auf den englischsprachigen Teil der Weltliteratur. Natürlich ist es unbestritten, dem größten literarischen Genie aller Zeiten - Shakespeare - gleich mehrere Einträge zu widmen. Auch Jane Austen, Charles Dickens, James Joyce und Virginia Woolf sowie einige andere sollten gesetzt sein. Etwa ein Viertel der eingetragenen Werke stammen von SchriftstellerInnen aus Nordamerika. Man merkt eindeutig, dass der Autor Amerikaner ist. Bei den amerikanischen Autoren muss ich mich allerdings fragen, wieso Dan Brown abseits der Verkaufszahlen seiner Bücher unter "Klassiker der Weltliteratur" fallen sollte. Einige der amerikanischen Schriftsteller (Stephen Crane, Ayn Rand, William S. Burroughs, E.B. White) musste ich erst recherchieren. Neben den russischen Klassikern (Dostojewski, Tolstoj, Tschechow) kommen noch ein paar Franzosen (Camus, Proust) und Italiener (Dante, Machiavelli) vor sowie antike Denker (Homer, Platon, Vergil) und ein Spanier (Cervantes). Der einzige deutschsprachige Autor, der es in Atkinsons Auswahl geschafft hat, ist Kafka (natürlich zurecht) mit 2 Einträgen. Goethe, Schiller, Fontane, Mann, etc. sucht man allerdings vergebens.

Mal abgesehen von der einseitigen Gewichtung ist das Buch ein kurzweiliger Spaß zum "Immer-wieder-Durchblättern" für Literaturwissenschaftler und Leser, die sich vor Klassikern nicht scheuen.

Für dieses Rezensionsexemplar bedanke ich mich recht herzlich bei HarperCollins Germany

Nähere Infos zum Buch: Link

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