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Sonntag, 7. Juni 2020

"Hamish Macbeth hat ein Date mit dem Tod" von M. C. Beaton



Das beste an diesem Buch ist das Cover


Mir ist bewusst, dass dieser Cosy-Krimi hier absolut “vintage” ist. Er erschien bereits 1993 unter dem Titel “Death of a Greedy Woman”. Zeitgenössisch ist der Fakt, dass es hier um eine Partneragentur für Gutsituierte geht - Anfang der 1990er gab es noch kein Internetdating und weitreichende Partnersuche lief noch über Zeitungsinserate und eben solche Agenturen ab. Der Anfang klang auch durchaus vielversprechend. Das Herrenhaus von Priscillas Vater - des Dorfpolizisten Hamish Macbeths “Love Interest”, also Priscilla, nicht der Vater - ist zum Zeitpunkt der Handlung ein Hotel und soll eine Partneragentur aus London mit ihrer Chefin Maria Worth (“blaublütig und tweedbetont”) für ein Wochenende beherbergen. Als Gäste der Agentur sind acht “hochkarätige Singles mit Niveau” (vier Männer, vier Frauen) geladen, die sich gerne verlieben, verloben und wenn es geht natürlich verheiraten möchten. Zum Leidwesen von Maria taucht am ersten Tag die Teilhaberin der Agentur, Peta Gore, auf, die sie am liebsten nur auf dem Papier und nicht im echten Leben sehen würde. Im Gegenteil, sie möchte sie aus der Firma rauswerfen und sie ausbezahlen, aber Peta denkt nicht daran: sie will auch einen Mann, wozu ist man schließlich Teilhaberin einer Partneragentur? Leider ist die Frau alles andere als ansprechend und liebenswert: sie frisst statt zu essen - und das im ganz großen Stil. Auch sonst läuft Marias “Matchmaking” nicht nach Plan: die Pärchen, die sie füreinander ausgesucht hatte, suchen sich andere PartnerInnen, Petas attraktive Nichte funkt dazwischen und das Unheil nimmt seinen Lauf…

Mir ist durchaus klar, dass ich bei M.C. Beaton keinen anspruchsvollen und mega spannenden Ermittlerkrimi erwarten kann, aber was sie hier gemacht hat, erschließt sich mir leider überhaupt nicht. Das Buch wirkt wie am Reißbrett entworfen und ist um einiges grotesker, als ich es von dieser Autorin, die für ihre überzeichneten Figuren durchaus bekannt ist, gewohnt bin - und das will was heißen! Dass meistens alle Verdächtigen einen absoluten Hass auf das Mordopfer hegen und es gerne los wären, ist auch in anderen M.C.Beaton-Krimis so. Aber hier wird es sowas von auf die Spitze getrieben. Die Handlung besteht fast nur aus Mobbing-Allianzen gegen die verfressene Peta. Das Thema “Singles auf Partnersuche” ist nur ein kaum ausgearbeitetes erzählerisches Konstrukt, im Mittelpunkt steht Peta und ihr hemmungsloses Verhalten.

Außerdem agiert ihr ansonsten immer recht angenehmer Ermittler, Dorfpolizist Hamish, überhaupt nicht wie sonst in manchen Situationen. Er entwickelt Sympathien für Verdächtige, die total fehl am Platz sind und auch sonst ist er mir in diesem Buch gar nicht geheuer (Ich beziehe mich vor allem auf die Szene mit dem Koch). Dazu kommt, dass die Erklärung für den Mord, die Tat an sich und das Motiv des Täters einfach unglaubwürdig, grotesk und lächerlich sind - selbst für einen Cosy-Krimi, der Anfang der 1990er geschrieben wurde. Die Tat wird außerdem so früh aufgeklärt, dass der geneigte Leser noch auf eine spannende Wendung hofft, die es in diesem Krimi leider nicht gibt. Stattdessen gibt es am Ende nur noch Geplänkel, Geplauder und gähnende, sinnfreie Leere.

Zwei Sterne, weil ich das Cover witzig finde und die Zitate berühmter Schriftsteller an den Kapitelanfängen mag.

Das Buch durfte ich im Rahmen einer Lesejury-Leserunde (Bastei Lübbe) vorab lesen. Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar.
Nähere Infos zum Buch: hier

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