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Montag, 25. Januar 2021

"Ein Winter in Wien" von Petra Hartlieb

 

Bezaubernde historische Wien-Novelle

Manchmal verliebt man sich Hals über Kopf - in ein Buch. In "Winter in Wien" habe ich mich quasi auf den ersten Blick bzw. von der ersten Seite an verliebt, so wie der Buchhändler Oskar in das Kindermädchen Marie. Arthur Schnitzler habe ich schon immer gerne und viel gelesen: "Fräulein Else", "Der Weg ins Freie", etc. Ich liebe generell Bücher, deren Handlung um die Jahrhundertwende 1900 bis in die 1920er Jahre in Wien angesiedelt ist: Kaffeehaus, Fiaker, Ringstraße, Klimt, Theater, Oper, Operette, das hat auch heute noch so einen ganz eigenen Charme - und erst recht zu dieser besonderen Zeit des Wiener Jugendstils. Nun also eine Buchreihe, in der wir Schnitzler als literarische Figur haben: ein Traum. Obwohl der Herr Dr. Schnitzler, der ja ursprünglich als Arzt tätig war, bevor er vom Schreiben sehr gut leben konnte, nicht der Protagonist des Buches ist, so spielt er doch eine wichtige Rolle. Es ist sein vornehmer Haushalt in der Sternwartestraße im Wiener "Cottage Viertel", in den die junge Marie Haidinger im Jahr 1911 als Kindermädchen eintritt. Sie soll dort die Kinder Heinrich (9) und Lili (2) betreuen. Bei einem Ausflug in den nahegelegenen Buchladen, bei dem Schnitzler seine Bücher bezieht, lernt sie den jungen Buchhändler Oskar Novak kennen. Die beiden schüchternen jungen, aber vom Schicksal früh gebeutelten Leute lernen einander näher kennen, aber da die Geschichte auf vier Bände - passend zu den im Titel genannten Jahreszeiten - angelegt ist, ist am Ende des schmalen ersten Bandes noch längst nicht klar, wie es mit ihnen weitergeht.

Was mich bei diesem kleinen historischen Roman sofort bezaubert hat, ist die einzigartige Wien-um-1900-Atmosphäre, die Petra Hartlieb heraufbeschwört hat. Dazu kommt natürlich der Zauber einer frisch verschneiten Stadt um die Weihnachtszeit, dem sich keiner wirklich entziehen kann. Diese klassische Erzählung wirkt auf die positivste Weise wie aus der Zeit gefallen. Zudem hat mich Maries Geschichte emotional sehr berührt und es fiel mir zeitweise schwer, mich gedanklich wieder aus dem Schnitzlerschen Haushalt herauszubewegen. Die Sicht der “Bediensteten” ist ein zusätzliches Plus und passt zu Schnitzler, der ja in seinen Werken auch Figuren aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten eine Stimme verliehen hat.

Ich bin wahnsinnig froh, dass ich diese Reihe erst jetzt für mich entdeckt habe. Es gibt bereits drei Bände ("Ein Winter in Wien", "Wenn es Frühling wird in Wien" und "Sommer in Wien"), erschienen 2016-2019. Der Abschlussband "Herbst in Wien" ist laut Petra Hartlieb auch schon Planung. Obwohl ich am liebsten sofort weiterlesen würde, werde ich tatsächlich auf die passende Jahreszeit für den jeweiligen Band warten, denn wer weiß, vielleicht erscheint "Herbst in Wien" ja bereits im Spätsommer 2021? Ich würde mich jedenfalls sehr freuen! 

Weitere Infos zum Buch (Klick aufs Cover):



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