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Dienstag, 6. August 2024

"Damals im Sommer" von Florian Gottschick


Ferien-Feeling deluxe

“Ich drehte leicht den Kopf zur Seite, und Filips Blick traf den meinen. Seine Augen konnten ohne seinen Mund lächeln, und ich versank ihn ihnen tiefer als im Anblick der Sterne.” (S. 64)

Hach, ja, die erste Liebe. Für die meisten eine schöne und einschneidende Erinnerung, auch für unseren namenlosen Ich-Erzähler aus “Damals im Sommer”. Er macht als Teenager Ferien mit seinem 2 Jahre älteren Bruder Fer(dinand) und seinen Eltern. Wo erfahren wir nicht, aber vieles deutet auf Italien hin, wo sie in einem Ferienhäuschen im Pinienwald nahe des Meeres residieren. Die Brüder lernen an einem Hotelstrand den polnischstämmigen französischen Teenager-Jungen Filip kennen und der Ich-Erzähler verliebt sich in ihn. Was danach passiert kann ich nicht verraten, aber man sollte sich auf einige Plot-Twists, Humor und viel Herzschmerz gefasst machen, die einem in dieser Geschichte begegnen.

Wir befinden uns auf der Erzählebene in den späten Neunzigern, der Protagonist und Ich-Erzähler ist ca. 15 Jahre alt. Der Roman vermittelt auf eindrückliche Weise das Lebensgefühl der Jugend der “Generation Y”. Der Autor selbst gehört dieser “Millennials” genannten Generation ebenfalls an, ist er doch 1981 geboren. Zu den späten Teenagerjahren dieser - auch meiner - Generation gehören die ersten Erfahrungen mit dem Internet und mit Mobiltelefonen, deren Benutzung damals noch wesentlich teurer und exklusiver war als heute. Während der ältere Bruder bereits CDs und Disc-Man besitzt, hört der jüngere die alten ALF-Kassetten auf dem Walkman mit Begeisterung. Solche Sachen, die mich auch an meine eigene Kindheit und Jugend erinnern und definitiv ein wohliges nostalgisches Gefühl bei mir ausgelöst haben.

Dieses Buch liest sich unglaublich gefällig und fast so leicht, als würde man mit einem Messer durch weiche Butter gleiten. Der Autor schreibt geradlinig und frei von der Leber weg, ohne sich zu verkünsteln oder von der gefälligen Alltagssprache eines Jugendlichen, die naturgemäß auch viel expliziten Sprech enthält, abzuweichen.

Die Geschichte wirkt, als könnte sie tatsächlich so wie beschrieben passiert sein. Hinweise auf Autofiktionalität liefert zum Beispiel der Prolog: “Aufgeschrieben habe ich diese Geschichte noch nie, weil sie ausgedacht klingt. Sowas passiert schließlich nicht im wirklichen Leben - in dem, das man so nennt.” (S. 10) Also wirkt die Story laut Erzähler doch eher wie eine Erfindung? Die Frage, was hier Realität und was Fiktion ist, ist für die Lesenden schwer zu beantworten. Im Nachwort heißt es: “Florian (Gottschick) dankt: Fernando Kamachi, der mir seine Geschichte anvertraut hat. Bartosz Z., der mir so viel mehr als seine Geschichte anvertraut hat.” (S. 189). Das Buch ist allerdings neben Fernando und Bartosz u.a. auch Peter und (in Gedenken an) Mimi gewidmet, so heißen auch die Eltern des Ich-Erzählers. Und Fernando ist der Name von dem die Haushälterin der Familie annimmt, es sei der korrekte Name von Fer(dinand). Ohne eingehende Detektivarbeit bzw. einem Gespräch mit dem Autor wird man wohl diesbezüglich nicht weiterkommen.

Letztlich ist es aber auch egal, was an diesem bittersüßen Sommermärchen erfunden wurde und was wirklich passiert ist. Es ist und bleibt eine sehr gute Coming-of-Age-Geschichte, perfekt für den Urlaub, die ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. 

Herzlichen Dank an das Bloggerportal und Penguin für das Rezensionsexemplar!

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