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Donnerstag, 28. November 2024

"Wir finden Mörder" von Richard Osman


Mörderische Schnitzeljagd, mäßig spannend

"Wir finden Mörder” könnte man wohl am besten mit Begriffen aus der Filmwelt beschreiben. Der Roman ist ein Crossover aus Krimikomödie und Actionthriller, gewürzt mit ein bisschen Spionage-Vibes, wobei ein ultratrockener englischer Humor tatsächlich der rote Faden ist, der das Konglomerat zusammenhält. Wer also keine witzigen Krimis mag, der ist bei Osman definitiv fehl am Platz. Ich persönlich kenne seine “Donnerstagmordclub”-Cosy Crime-Romane nicht, dies war meine erste Begegnung mit dem Autor.

Wir begeben uns mit diesem Buch auf eine mörderische Schnitzeljagd rund um den Erdball. Es gab einige Morde an Influencer:innen auf der ganzen Welt, die bei einer mysteriösen britischen Agentur unter Vertrag waren - und auf Protagonistin Amy, ihres Zeichens Bodyguard, hat es ein Auftragskiller abgesehen. 

Die Figurenkonstellation fand ich mit das Beste an dem Buch - also der ehemalige britische Cop Steve Wheeler, der seiner Schwiegertochter Amy bei der Mörderjagd hilft. Im Schlepptau noch eine Ex-Britin und weltberühmte Schriftstellerin namens Rosie d'Antonio, die für den Glamourfaktor zuständig ist. Während Amy als die toughe “Hau-druff-Frau” mit der schrecklichen Kindheit als Protagonistin wenig greifbar bleibt, ist das mit Steve eine andere Geschichte. Er ist mit Abstand der Sympathieträger in “Wir finden Mörder”. Steve hat dem Londoner Trubel seiner Berufszeiten Adieu gesagt und lebt ein beschauliches Leben im idyllischen Dörfchen Astley in Hampshire. Leider ist seine Frau Debbie vor kurzem verstorben, weswegen ihn eine gewisse Melancholie umgibt. Zum Glück gibt es seinen Kater Trouble, das Pubquiz, seine Freunde, kleinere Detetektivjobs - z.B. das Wiederauffinden verlorener Tiere - sowie die täglichen Telefonate mit Amy, die wie sein Sohn Adam in der Welt herumjettet.

Was den Humor betrifft: Ja, typisch britisch und trocken, wie gesagt, teilweise Richtung Slapstick gehend. Die oft absurden Dialoge haben mich manchmal an Agentenfilm-Parodien wie “Pink Panther” erinnert. Ein Beispiel: “‘Du bist nicht zufällig ein Auftragskiller?’ ‘Mit meiner Arthritis?’” (S. 314) Obwohl der Roman in der Jetztzeit spielt (ca. 2023), haben viele Settings einen 60er-oder 80erJahre-Flair, vor allem dank der exzentrischen Schriftstellerin und Grande Dame Rosie di Antonio. Auch kommt man sich aufgrund der schwerreichen und skrupellosen Geldwäscher (ein astreiner Bösewicht) und Multimillionäre sowie der Jagd um den Erdball mit elitären Privatjets, mit einer Prise “Good Old England” als Kontrastprogramm, vor, wie in einem “James Bond”-Film.

Ein großes Problem des Buches ist mal wieder die Länge. Mit 420 Seiten zwar noch gerade so im Rahmen für einen Krimi, wäre nicht die Spannung mit zunehmender Länge auf der Strecke geblieben. Die Anzahl der Kapitel ist mit 101 auch überdurchschnittlich hoch - die Szenerien, Perspektiven und das Personal wechseln rasend schnell. Viele Namen und Decknamen muss man sich hier merken. Ich hätte mir etwas mehr Plot über die Influencer-Szene gewünscht, das wird aber nur anhand einer Person etwas näher beleuchtet. Stattdessen geht es eben viel um Multimillionäre, Geldwäscher und Personenschützer:innen.

Ein Krimi, der ganz okay ist, der sich für mich aber nur aufgrund der liebenswerten Szenerie rund um Steve (ich sage nur Parkbank) zu lesen gelohnt hat. Ich glaube eher nicht, dass ich die Reihe weiterlesen werde.

Herzlichen Dank an Vorablesen und Ullstein für das Rezensionsexemplar!


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