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Samstag, 13. Oktober 2012

"The Sense of an Ending" von Julian Barnes

 
Da am Dienstag wieder die Verleihung des Man Booker Prize ansteht habe ich mich auf den Gewinner des letzten Jahres zurückbesonnen und mir das Siegerbuch „The Sense of an Ending“ von Julian Barnes endlich vorgenommen. Der Booker Prize geht immer an die beste Romanneuerscheinung eines Jahres eines Autors aus dem britischen Commonwealth, Irland oder Simbabwe (welche das ist entscheidet eine Jury aus Schriftstellern und angesehenen Literaturwissenschaftlern bzw. Kulturjournalisten). Eine Freundin hatte es bereits gelesen und ich wusste schon halbwegs was mich erwartet: die nicht immer ganz akkuraten Erinnerungen eines Mannes aus der Ich-Perspektive in Form eines Kurzromans (einer „novella“, wie man im Englischen sagt). Dieser Mann ist Anthony (Tony) Webster und man kann von ihm sagen dass er ein durchschnittlicher Jedermann ist. Er ist Anfang/Mitte Sechzig und erzählt dem Leser auf schmalen 150 Seiten die Geschichte seines Lebens, wobei einzelne Erinnerungen mehr Platz einnehmen als viele Jahre, in denen scheinbar wenig bis nichts passiert ist. Die Beziehung zwischen seiner ersten Freundin Veronica und ihm steht im Mittelpunkt seiner Erinnerungen. Warum ist sie gescheitert? Als die Mutter von Veronica stirbt und er ein mysteriöses Erbe antreten soll ist er gezwungen seine Vergangenheit zu reexaminieren…

Auch einer seiner besten Freunde zu Schulzeiten, der philosophische Adrian, ist ein Teil von Anthonys Vergangenheit, der ihn einholen wird.
Worum geht es in diesem Buch? Julian Barnes führt am Beispiel eines Mannes vor wie fragil Erinnerung ist und was sie für den Einzelnen bedeutet. Wie konstruiert man sich sein Leben und seine Identität aus der Rückschau heraus, stellt man es sich anders vor als es wirklich gewesen ist? Und welche Rolle spielen eigentlich die modernen technischen Möglichkeiten beim Erschaffen des eigenen Selbst, seiner Irrungen und Wirrungen?
Der Roman ist sehr philosphisch und ab und an blitzt auch ein wenig schwarzer britischer Humor hervor. Ich finde er hat nicht umsonst den Booker Prize gewonnen, denn die Thematik ist eine zutiefst menschliche, die literarisch hervorragend angepackt werden kann. Julian Barnes tut das und lässt den Leser mit einem melancholischen Gefühl zurück: das Leben ist doch ein ziemlich tragikomisches Ereignis.


Meine Ausgabe:
 
Verlag: Jonathan Cape
Erscheinungsjahr: 2011
Erstausgabe: 2011
Seiten: 150
ISBN:  9780224094153
Deutsche Übersetzung: Vom Ende einerGeschichte




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