Ich liebe ja Frauenromane in
denen die Protagonistinnen nicht ganz so perfekt sind und ihre
Unzulänglichkeiten und Fettnäpfchenbadereien mit der Leserin großzügig teilen
und sie damit in einen wohligen Zustand der Solidarität und Zugehörigkeit zum
Kreis der Frauen versetzen, die gerne mal das ein oder andere falsch machen,
falsch sehen oder falsch verstehen und dabei aber allzu liebenswert sind. Mit
Bridget Jones als Gallionsfigur hat es angefangen und mittlerweile gibt es mit
Pipeline Pretorius (aus der Feder von Elisabeth Kabatek) ein deutsches (oder
sollte ich besser sagen: schwäbisches) Pendant. Auch Österreich hat jetzt
nachgezogen und die Autorin Nora Miedler hat mit Teddy (alias: Thadäa) Kis eine
ebenso Namensgeschädigte Protagonistin erschaffen, die aber im Gegensatz zu
Pipeline auch noch einen ausladenden Körperbau besitzt. Ähnlich wie diese hat
sie auch eine Schwester bei der alles nicht perfekter laufen könnte: sie hat
einen Doktortitel in Psychologie (was in Österreich natürlich besonders
relevant ist) und sieht so wunderhübsch aus wie eine Frau wie auf einem
präraffaelitischen Gemälde. Anders Teddy: sie ist mit 33 Jahren weiter weg von
allem was man Selbstbewusstsein, Erfolg und Liebe nennen könnte. Im ersten Buch
der Reihe, „Aschenpummel“ (welches ich leider nicht gelesen habe) ist sie noch
arbeitslos und Jungfrau, von Ferne verliebt in den Buchhändler von Gegenüber.
Das jetzt vorliegende zweite Buch
der Reihe, „Schatzsuche“, beginnt damit dass Teddy bereits seit kurzem in einer
Beziehung mit ebendiesem „Piraten“ steckt (der eigentlich Sigi heißt und von
ihr seinen Spitznamen bekommen hat weil er eine Augenklappe trägt). Leider hat
der Pirat sich noch nicht mit Teddy auf die körperliche Ebene begeben und so
versucht sie mit allen Mitteln ihn zu verführen – was natürlich prompt in einem
gehörigen Desaster endet! Zu allem Überfluss lädt sie auch noch die Eltern des
Piraten aus Versehen zum Abendessen ein und plötzlich steht wie aus heiterem
Himmel ein neues Thema auf dem Plan: sie und der Pirat sollen heiraten und zwar
so bald wie möglich…
Ich muss sagen zu Anfang war ich
sehr begeistert von der Witzigkeit des Buches, manche Szenen und
Handlungselemente waren wirklich zum Schreinen und ich habe mich an die besten
Fettnäpfchentritte von Bridget Jones und die Absurditäten mit ihrer Familie
erinnert gefühlt. Mit der Zeit war aber das erste Feuer leider ein wenig
verschossen und die Handlung floss immer unspektakulärer vor sich hin, je näher
die Hochzeit rückte. Klar, die Idee mit dem „VorderHochzeittagebuch“ war ganz
amüsant, aber das ganze Potential das diese Erzählmöglichkeit hatte wurde
meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft. Auch der Humorfaktor lässt leider mit
der Zeit gehörig nach, so dass zwar ein paar Gags weiterhin durchrieseln, aber
alles nicht Lachmuskelnerschütternd. Die Handlung bekommt eher den Charakter
einer schlechten Soap als den eines witzigen Frauenromans.
Das Ende und der Aufzug von Teddy
zur Hochzeit: okay, aber eben nicht superlustig und auch die letztliche
Auflösung warum der „Pirat“ keine Annäherungsversuche gemacht hat: gähn!
Weil mir der Anfang trotzdem so
wunderbar gefallen hat gebe ich 3 von 5 Sternen und hoffe dass Nora Miedler ihr
Witzpotential noch weiter hochschrauben kann und beim nächsten Buch in kein
langweiliges Fahrwasser mehr gerät.
Vielen herzlichen Dank an vorablesen.de und den Ullstein-Verlag
für das Rezensionsexemplar!
Meine Ausgabe:
Verlag: Ullstein
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 267
ISBN: 9783548611488
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