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Samstag, 25. November 2023

"Pnin" von Vladimir Nabokov


Ich liebe Campus Novels (also Universitätsromane) und deswegen war für mich eigentlich immer klar, ich würde irgendwann “Pnin” lesen wollen, den zweitberühmtesten Roman Vladimir Nabokovs (1899-1977). Allerdings hat es mir der fiktive Professor Timofey Pnin, geboren am 3. Februar 1898 in St. Petersburg, schon recht schwer gemacht. Obwohl der Roman relativ dünn ist, brauchte ich mehrere Anläufe, um das Buch zu lesen. Über diesen Roman sind schon literaturwissenschaftliche Dissertationen geschrieben worden, deswegen ist meine “Rezension” wie bei anderen Klassikern auch eher eine Sammlung von losen Gedanken, die ich beim Lesen hatte.

Bei Romanen, die den Namen des Protagonisten im Titel haben, geht es auch meist um wenig anderes als die Hauptfigur selbst und so ist es auch in “Pnin” (bis auf das letzte Kapitel, in dem der namenlose, allwissende Erzähler seine Bekanntschaft mit Pnin rekapituliert). Der Roman spielt in den frühen 1950er Jahren. Zum Zeitpunkt der Handlung unterrichtet Pnin seit acht Jahren Slawistik (russische Literatur und Sprache) am “Waindell College” in den USA, New York State. Er ist Assistenzprofessor am “German Department” im Zweig “Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft und sein Posten steht auf tönernen Füßen. Er wohnt zur Untermiete bei einem Ehepaar in einem Haus auf dem Campus. Nabokovs Hauptfigur ist ein tagikomischer Antiheld. Pnin trägt beige und braune Kleidung, er möchte nicht auffallen, sondern eher mit seiner Umwelt verschmelzen. Seine Ex-Frau sagt zu ihm: “Timofey, this brown suit of yours is a mistake: a gentleman does not wear brown.” Er kann sich für kleine Dinge wie z.B. damals moderne Küchengeräte begeistern. Pnins Tragik: Als Zeitzeuge der Weltkriege und des Holocaust lasten diese Traumata schwer auf ihm. Er hat Herzrythmusstörungen und während er sie erleidet, erlebt er immer wieder Flashbacks in die Vergangenheit. Er ist gutmütig, diese Gutmütigkeit wird aber von seinen Mitmenschen oftmals ausgenutzt. Sein Liebesleben verlief bisher unglücklich, ohne dass es seine Schuld gewesen wäre. In Amerika ist er nie ganz heimisch geworden. Es geht viel um Pnins Probleme mit der englischen Sprache. Seine Struggles werden vom Erzähler linguistisch auseinandergepflückt. Diese Passagen sind gespickt mit Fachwörtern und Transkriptionen von Pnins Aussprache, die den Lesenden das Textverständnis nicht gerade erleichtern ((“dzeefeecooltsee” in Pninian English) with depalatization, never managing to remove the Extra Russian moisture from t's and d’s before the vowels he so quaintly softened.”).

Das Falkenmotiv des Romans ist das amerikanische Eichhörnchen (Grauhörnchen), das Pnin durch die Handlung begleitet und immer wieder auftaucht. Als er ihm das erste Mal begegnet, erlebt er einen kathartischen Moment, eine Apotheose.

Nabokov schafft es auf unvergleichliche Weise die Tragikomödie des Menschseins in seinem Protagonisten Pnin einzufangen. Dennoch war der Roman oft schwer für mich zu lesen. Nabokov war selbst Literaturwissenschaftler und schrieb ein sehr elaboriertes, verschachteltes Englisch (die Originalsprache des Romans, Nabokovs Muttersprache war Russisch). Dennoch ein (moderner) Klassiker, der es in jedem Fall lohnt neu entdeckt zu werden (ggf. auch in der Übersetzung).


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