Mittwoch, 29. Januar 2020

"Tod in Baden" von Beate Maly



Anton und Ernestine auf Kur - ein Hochgenuss!



Mit "Tod am Semmering" hat damals alles begonnen: Beate Maly hat mit Ernestine Kirsch und Anton Böck ein hoch sympathisches Ermittlerpaar erschaffen, das seinesgleichen sucht. Ich habe mich einfach Hals über Kopf verliebt in die Figuren und die ganze Buchreihe, die im Wien (und Umgebung) der 1920er Jahre spielt. Maly gelingt es auf ganz besondere Weise, ihre Figuren schriftlich zum Leben zu erwecken. Sie sind einfach lebendig und strahlen eine Authentizität aus, die mir oft fehlt in anderen Büchern.

Darüberhinaus hat die Autorin als gebürtige Wienerin eine bestechende Ortskenntnis. Durch gute Recherchearbeit hat sie es geschafft, dass das Wien um 1920 absolut glaubhaft rüberkommt, mit seinen verschiedenen schönen und weniger schönen Gesichtern. Die Kriegsversehrten aus dem 1. Weltkrieg sind ein großes Thema, die Schere zwischen Arm und Reich (Industrielle und Kriegsgewinnler vs. Arbeiterschicht), Luxusdenken vs. Überlebenskampf, Kulturbeflissenheit vs. Armenalltag.

Anton als Apotheker und Ernestine als pensionierte Lehrerin gehören eher der Mittelschicht an und bewegen sich u.a. durch Ernestines Zubrot als Nachhilfelehrerin in den unterschiedlichsten sozialen Kreisen. So kommen sie in "Tod in Baden" auch in den Genuss einer Kur im noblen Kurort der Wiener High Society. Auch hier passiert - wie immer wenn die beiden verreisen oder zusammen etwas unternehmen - ein Mord. Und wie immer überredet Ernestine den zurückhaltenden Anton dazu, die "Ermittlungen" aufzunehmen.

Diesmal kommt Antons (der wie immer ganz entzückend ist mit seiner Vorliebe für gutes Essen und seine Ruhe) Fußballbegeisterung zum Tragen, denn ein berühmter Spieler von Rapid Wien ist mit auf ihnen auf Kur…

Wieder einmal ist das Personalkarussell, das Beate Maly hier versammelt, ganz wunderbar arrangiert. Viele Verdächtige mit unterschiedlichen Motiven und eine fulminante Auflösung direkt am Ende, die auch einer Miss Marple würdig gewesen wäre.

Auch skurrile und humorvolle Situationen kommen wie immer nicht zu kurz. Unterstützt wird dies durch die dezente Verwendung des Wiener Dialekts und die liebevolle Dynamik zwischen Anton und Ernestine.

Das Cover des Krimis, der im Emons Verlag erschienen ist, wurde wieder einmal wunderbar mit - diesmal in Gold gehaltenen - Jugendstil-Ranken illustriert.

Ich kann nur hoffen, das es noch viele Fälle gibt, die Anton und Ernestine bearbeiten werden! Aber ich bin auch ein echter Fan.

Nähere Infos zum Buch: hier
Homepage von Beate Maly: hier

Persönliche Anmerkung:

Letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, Beate Maly auf der LitLove in München zu treffen. Sie ist wirklich eine äußerst sympathische Autorin, die sich viel Zeit für ihre Leser nimmt. Die Lesung von "Lottes Träume" war toll und hat neugierig gemacht auf das Buch und seine Hintergünde. Außerdem signiert sie ihre Werke so wunderschön und persönlich, wie ich es vorher noch nie gesehen habe. Ich hoffe dass ich mal wieder die Gelegenheit haben werde, auf eine ihrer Lesungen zu gehen, vielleicht sogar in ihrer Heimatstadt Wien.


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