Die Krimireihe mit dem Kommissar William Wisting gibt es bereits eine ganze Weile, sie ist in Deutschland aber weniger bekannt, manche Übersetzungen der älteren Bände sind sogar vergriffen, andere blieben unübersetzt. In Norwegen sind die Bücher von Jørn Lier Horst, der früher selbst Kriminalpolizist war, Bestseller - meiner Meinung nach zurecht!
"Wisting und der Tag der Vermissten” (norweg.: “Katharina-koden”, engl. “The Katharina Code”) ist nun der erste Teil der “Cold Cases”-Reihe, in der Wisting ebenfalls der Ermittler ist. Allerdings sind die Fälle eben bisher unaufgeklärte Verbrechen, bei denen die Ermittlungen nun neu aufgerollt werden. So beginnt das Buch auch damit, dass der nunmehr 55-jährige William Wisting die alten Akten des "Katharina-Falls” wie jedes Jahr neu durchsieht.
Zum Inhalt: Vor 24 Jahren verschwand die gebürtige Österreicherin Katharina Haugen an einem 10. Oktober spurlos. Hinterlassen hat sie einen gepackten Koffer, ein paar vertrocknete Rosen und einen merkwürdigen "Code", einen Zettel mit Nummern und Zeichen. Jedes Jahr am Tag ihres Verschwindens besucht Wisting ihren Ehemann, Martin Haugen, der bisher als unschuldig galt. In der Zwischenzeit hat sich sowas wie eine Freundschaft zwischen den beiden Männern aufgebaut - doch: was verschweigt Haugen? Und was hat ein anderer "cold case" mit Katharinas Verschwinden zu tun?
Das Setting: Der Krimi spielt im herbstlichen Norwegen, genauer gesagt in Südnorwegen, der Heimat des großen Dramatikers Henrik Ibsen und des Skisprungs (Provinz Telemark). Die nordische Atmosphäre wird durch die Prosa des Autors schön eingefangen und bildet einen tollen Hintergrund für die Handlung. Alles ist ein bisschen nebelverhangen und undurchsichtig, genau wie der vorliegende Fall, man spürt die herannahende Kälte des kommenden Winters.
“Wisting und der Tag der Vermissten” ist ein "leiser" Krimi, aber deswegen ist er trotzdem unglaublich spannend. Die Handlung baut sich langsam aber kontinuierlich auf, so dass wir der Lösung mit jedem Kapitel einen Schritt näher kommen. Dadurch dass die Fälle über 20 Jahre alt, also "cold cases" sind und keine "frischen" Verbrechen, bei denen Gefahr im Verzug wäre, haben die Ermittler - allen voran Wisting, aber auch seine journalistisch tätige Tochter Line und der neue Leiter der “Cold Cases”-Einheit Adrian Stiller aus Oslo spielen eine Rolle bei der Aufklärung - Zeit, den Verdächtigen einzukreisen und Detailarbeit zu betreiben. Deswegen würde ich den Krimi auch als "Ermittlungskrimi" bezeichnen, denn das "Wie" steht im Vordergrund. Die Situation zwischen Wisting und Haugen ist ein psychologisches Kammerspiel, unglaublich spannend, zum Ende immer mehr einem Psychothriller gleichend.
Die Kapitel sind kurz, so dass sie sich wunderbar dafür eignen immer noch eins dranzuhängen. Der Schreibstil ist absolut unaufgeregt und konzise - die wichtigsten Fakten werden vermittelt und das Beiwerk ist auch immer irgendwie von Belang. Hier wird nicht unnötig ausgeschweift, Längen gibt es eigentlich nicht.
Die Kapitel sind kurz, so dass sie sich wunderbar dafür eignen immer noch eins dranzuhängen. Der Schreibstil ist absolut unaufgeregt und konzise - die wichtigsten Fakten werden vermittelt und das Beiwerk ist auch immer irgendwie von Belang. Hier wird nicht unnötig ausgeschweift, Längen gibt es eigentlich nicht.
Zum Ermittler Wisting muss ich sagen, dass ich lange keinen Kommissar mehr so sympathisch und menschlich gefunden habe. Gerade wie bezaubernd und manchmal unbeholfen er sich um seine Enkelin Amalie kümmert ist eine willkommene Auflockerung des doch eher düsteren Geschehens.
Alles in allem ist dies ein nahezu perfekter (nahezu, weil für mich eine wichtige Frage offen bleibt), in sich abgeschlossener “Herbstkrimi”, den man auch ohne Vorkenntnisse der Reihe um William Wisting lesen kann.
Alles in allem ist dies ein nahezu perfekter (nahezu, weil für mich eine wichtige Frage offen bleibt), in sich abgeschlossener “Herbstkrimi”, den man auch ohne Vorkenntnisse der Reihe um William Wisting lesen kann.
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