Tee und Lesen, das gehört irgendwie zusammen, so wie
Tomatensaft und Flugzeug, wie Champagner und Jet Set. Natürlich sind es dann
auch Romane, in denen es um Tee geht, die den teetrinkenden Leser – was ja an
sich ein Pleonasmus zu sein scheint – untrüglich anziehen. So hat auch mich der
Roman von Ewald Arenz mit dem klangvollen Titel „Der Teezauberer“ an- und
schließlich in seinen Bann gezogen. Der Protagonist – Jakob – ist selbst
passionierter Leser und Vorleser, der seine Geschichten auf bezaubernde Weise
materialisieren kann – „auf Worten reisen“, nennt seine Frau das.
Aber von Anfang an: Jakob ist Teehändler und liebt diesen
Beruf, wie er auch seine Frau Marietta und seine kleine Tochter liebt. Er hat
nur ein Problem: er ist plötzlich nicht mehr zufrieden mit seinem Leben, eine
unbestimmte Sehnsucht hat ihn erfüllt. Er will eine einzigartige,
atemberaubende Liebe erleben, die nicht von Alltäglichkeit begrenzt ist. In
Kombination mit seiner Leidenschaft für den Tee und das Lesen phantasiert er
sich Frauen herbei, die seiner idealen Vorstellung entsprechen. Ein
merkwürdiger Kreislauf wird in Gang gesetzt, der Jakob letztlich aber zu sich
selbst und seiner wahren Bestimmung führt.
Was in diesem Roman Phantasie der Hauptfigur und Realität
innerhalb der Fiktion ist, ist nicht immer nachvollziehbar. Man fühlt sich die
ganze Zeit über wie in einem Traum und erzähltechnisch oftmals an Kafka oder
Schnitzlers „Traumnovelle“ erinnert.
Eigentlich geht es weniger um die „Story“ an sich sondern
vielmehr um die äußerst wunderbare Erzählweise, mit der Ewald Arenz seine
Figuren zum Leben erweckt. Ein Kurzroman, fast mehr eine lange Erzählung, so
voller Sinnlichkeit ist mir selten begegnet. Man schmeckt förmlich den Tee und
begleitet den Protagonisten mit offenen Augen auf seiner zauberhaft-traumhaften
Reise. Nebenbei erfährt man in chronologisch gehaltenen Einschüben etwas über
die Geschichte des Tees.
Das Ganze ist für Leser gedacht, die einen Autor gern beim
Fabulieren begleiten, die das Parabel- und Märchenhafte mögen und vor allem
eine Vorliebe für poetische Sprache haben.
Meine Ausgabe:
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2011
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2011
Erstausgabe: 2002
Seiten: 160
Seiten: 160
ISBN: 3423139781
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