Gefährliche Liebschaften
Dies ist bereits der zweite Fall der Krimireihe um den englischen DCI Jonah Sheens, den ersten Band (“Bis ihr sie findet”) habe ich bereits gelesen.
Wieder geht es um den Mord an einer jungen Frau, diesmal ist es aber kein “Cold case” wie im ersten Band. Das Thema ist erschreckend aktuell, es geht nämlich um einen Mord, der während eines Video-Telefonats über einen Chat-Anbieter verübt wurde. Das Telefonat, das Aidan Poole mit seiner Freundin Zoe Swardadine führen wollte, gerät zum Albtraum: Statt seiner Geliebten sieht er auf dem Bildschirm seines PCs nur ein leeres Zimmer und hört Geräusche im Hintergrund. Wie sich am nächsten Tag herausstellt, ist die junge Kunststudentin ermordet worden. Das Team um DCI Jonah Sheens ermittelt in einem Fall, in dem Liebe und Hass eine große Rolle spielen, aber auch Neid und andere dunkle Seiten des Menschen.
Ein klassischer “Whodunit” ist der Fall in dem Sinne, dass wir einen überschaubaren Kreis von Verdächtigen haben, die es alle mehr oder weniger gewesen sein könnten. Wir lernen den Freundes- und Bekanntenkreis sowie die Familie von Zoe kennen und können uns dann als Leser selbst ein Bild von ihren etwaigen Beweggründen sie ermordet zu haben - oder auch nicht - machen.
Strukturell ist der Krimi ebenfalls sehr modern aufgebaut, indem er Rückblenden nutzt und wir damit das Opfer - also Zoe - zu Lebzeiten kennenlernen. Die Flashbacks, die Episoden aus ihrem Leben erzählen, beginnen über ein Jahr vor ihrem Tod und enden am Todestag von Zoe. Die Vergangenheitshandlung wechselt sich mit der Gegenwartshandlung ab, so dass wir einerseits auf das Ende der Ermittlungen, andererseits auf Zoes Tod zusteuern, der in der Gegenwart ganz klassisch am Anfang des Buches erfolgt ist.
Die Ermittlungsarbeit der britischen Polizei scheint mir sehr realitätsnah wiedergegeben worden zu sein. Diesmal haben wir auch keine privaten Verbindungen der Ermittler zum am Fall beteiligten Personen, was ich sehr begrüßenswert finde. Ich mag es lieber, wenn völlig objektiv auf den Fall geblickt wird von Seiten der Polizei. Auch ist die private Story von Jonah und den anderen Ermittlern hier weniger präsent als noch im ersten Band, wo ihr Privat- und Innenleben wesentlich mehr Raum einnimmt.
Sprachlich ist der Krimi solide. Es wird von Anfang an eine sehr düstere, bedrohliche Atmosphäre erzeugt, was perfekt zu Thema und Titel passt.
Mich hat dieser zweite Krimi von Gytha Lodge überzeugt und ich kann ihn allen empfehlen, die klassische Krimis mit modernem Touch mögen. Ich hoffe, es wird noch weitere Bände in dieser Reihe geben.
Herzlichen Dank an den Hoffmann und Campe-Verlag sowie netgalley für das Rezensionsexemplar!
Nähere Infos zum Buch (Klick aufs Cover):
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