Dienstag, 26. März 2024

"Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin

Es gibt Romane, in denen steht die Auseinandersetzung des orientierungslosen Individuums mit einer scheinbar sinnentleerten Welt im Vordergrund- und es gibt solche, die dienen der reinen Unterhaltung der Leser:innen. “Das Mörderarchiv” gehört sicher zu letzter Kategorie, wobei die beiden Protagonistinnen, also Frances in der Vergangenheit und Annabelle in der Gegenwart, sich schon in einer ziemlich zeichenhaft-komplizierten Welt befinden, die eine Bedrohung für sie darstellt. Der einen, Frances, droht aufgrund einer Prophezeiung, die ihr als

Teenagerin gemacht wurde, die sichere Ermordung. Folgende Worte, die ihr von einer Jahrmarkt-Wahrsagerin als 17-jährige gesagt wurden, werden sie ihr ganzes restliches Leben begleiten: “Ich sehe bleiche Knochen in deiner Zukunft. Dein langsames Hinscheiden beginnt [...] sobald du die Königin in der Hand hältst.” (S. 10). Außerdem solle Frances noch auf den Vogel achten, der Verrat bringen würde. “Aber Töchter sind der Schlüssel zur Sühne.” Sie soll “die eine rechte” an sich binden. “Die Zeichen führen zu deinem Mörder.” Der anderen, Annabelle, droht der Entzug ihres Millionenerbes und vor allem der ihres Elternhauses in London-Chelsea, in dem sie auch mit Mitte 20 noch mit ihrer Künstlerinnen-Mutter, Frances’ Nichte Laura, lebt. Denn: Es kommt wie es kommen muss, Frances wird ermordet und Annie (Annabelle) muss den/die Mörderin ihrer Großtante finden. Gut dass die zu Lebzeiten ein prall gefülltes “Mörderarchiv” angelegt hat…

Wenn ich Krimis lese, dann ist das englische Herrenhaus schon eines meiner beliebtesten Settings. Gravesdown Hall - oh ja, sprechende Namen sind in diesem Roman ein großes Thema - ist natürlich ein Paradebeispiel dafür. Und auch  im dazugehörigen Dorf “Castle Knoll” ist alles so, wie es in einem englischen Cosy-Krimi sein soll. Es gibt - und ohne sie wäre dieser Krimi sinnlos - zahlreiche Verdächtige mit typischen Berufen (Gärtner, Chauffeur:in, Dorfärztin, Tierärztin, etc.), die alle ziemlich überzeichnet sind. Und dennoch: Es hat bei mir leider nicht “Klick” gemacht bei diesem Buch. 

Warum? Naja, hauptsächlich hätte ich mir gedacht, das titelgebende “Mörderarchiv” würde eine weitaus größere Rolle spielen als es das letztlich tat. Ich dachte halt, Annie nimmt sich jeweils eine verdächtige Person vor und dann die zugehörige Akte, aber das war nicht so. So dass wir selbst anhand der Indizien, die Frances so akribisch angelegt hat, nach und nach auf den Täter/die Täterin kommen. Stattdessen wird immer wieder direkt aus dem Tagebuch von Frances aus den 1960ern berichtet.

Ich fand es leider - bis auf die Grundidee - nicht überzeugend. Täter:in hat mich leicht überrascht, aber das Motiv hat mich nicht aus den Socken gehauen. Spannung war für mich ebenfalls kaum gegeben.

Fazit: Ein mittelguter Cosy-Krimi mit nettem Setting, den man nicht gelesen haben muss. Aber die Fotos sind nicht schlecht, oder? 😉

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