Atmosphärischer und queerer Weihnachtskrimi
Alexandra Benedict ist die “Queen of Christmas Crime” - schließlich spielen ihre bislang fünf Kriminalromane ausschließlich zur Weihnachtszeit (darunter ein Kinderroman). Scheinbar schwierig sich da immer wieder ein neues weihnachtliches Setting auszudenken, aber die britische Autorin, die auch auf Social Media die Weihnachtszeit ausgiebig zelebriert, schafft dies mit Leichtigkeit.
Letztes Jahr war meine Benedict-Weihnachtskrimilektüre “Das mörderische Christmas-Puzzle” und ich habe sie sehr genossen und mitgerätselt. “Das mörderische Christmas Game”, das in diesem Jahr von Elisabeth Schmalen für den Tropen-Verlag übersetzt wurde, hat mich ebenfalls überzeugt und über die Weihnachtsfeiertage in Atem gehalten. Wobei wir schon beim Thema wären: Es geht um die “12 Days of Christmas", wie sie in der englischen Kultur zelebriert werden. Bei uns gibt es die 12 Rauhnächte, die dem entsprechen. Die 12 Days of Christmas beginnen am 25.12 (dem ersten Weihnachtstag) und enden mit dem 5. Januar.
Der Roman “Das mörderische Christmas Game” beginnt am 24.12 mit der Anreise der dreiunddreißigjährigen Modedesignerin Lily, die nach Yorkshire fährt, um das Herrenhaus ihrer Familie, die nur noch auch ihren Cousins und Cousinen bzw. deren Partner:innen besteht, zu besuchen. Ihre Tante Liliana ist kürzlich verstorben, hat aber davor bereits ein “Christmas Game” arrangiert, bei dem all ihre überlebenden Verwandten (8 Leute, bestehend aus ihren Kindern bzw. Nichten/Neffen bzw. deren Partner:innen) an den 12 Weihnachtstagen um den Besitz des Hauses eine Art Rätselspiel spielen sollen. Sie sollen an jedem Tag ein in Gedichtform präsentiertes Rätsel lösen, bei dem sie auf dem Haus und Grund 12 Schlüssel finden müssen. Natürlich gibt es eine Crux - Handys und digitale Endgeräte müssen an die Verwalterin, Lilys Kindheitsfreundin Jessica, abgegeben werden, auch darf das Haus nicht verlassen werden. Wie so oft in Krimis und Thrillern gibt es einen Schneesturm und das Herrenhaus wird von der Außenwelt abgeschlossen. Gut, dass es auf dem Grund und Boden desselben ein Eishaus gibt, wo man die Leichen lagern kann…
Natürlich kennen wir das schon, dass - meist Frauen - das (Herren-)Haus ihrer Vergangenheit besuchen und dort Traumata und neue Herausforderungen aufarbeiten müssen. Auch dass das Haus von einem Schneesturm heimgesucht wird, ist genauso wenig realistisch (selbst im nördlichen England schneit es nicht sehr oft) wie selten in der Krimiliteratur. Aber davon abgesehen überzeugt dieser Weihnachtskrimi mit einem spannenden, wenn auch ziemlich überdramatisierten - Plot und der unheilvollen atmosphärischen Erzählweise, die einen von Beginn an hineinzieht. Außerdem wird wie so oft bei Benedict Queerness im Personal des Romans untergebracht, was immer gut ist. Man sollte sich aber dennoch auf viele Triggerthemen und eine extrem toxische Familie gefasst machen.
Ein schöner, spannender und ziemlich sadistischer Krimi. Perfekt geeignet für die 12 Weihnachtstage oder Rauhnächte - wie immer man das persönlich sieht.

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