Wie immer ein Wiener Schmankerl in Buchform
Kurz bevor der zehnte Fall des historischen Wiener “Ermittlerpärchens” Anton Böck und Ernestine Kirsch erschienen ist, habe ich es jetzt endlich geschafft den letztes Jahr veröffentlichten neunten Band der von mir so geliebten Reihe zu lesen: “Mord im Böhmischen Prater”. Beate Maly ist eine Schnell- und Vielschreiberin und schafft es dabei gleichzeitig bravourös, eine gleichbleibende hohe Qualität abzuliefern: bewundernswert.
Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte das als Krimi- und Histoliebhaber*in schnell nachholen und mit “Tod am Semmering” starten. Jedes Mal werden der Apotheker im (Un-)Ruhestand und die pensionierte Lateinlehrerin, die mittlerweile ein Liebespaar sind, in ihrer Heimatstadt Wien unfreiwillig in Kriminalfälle verwickelt. Das sehr zum Leidwesen von Antons Schwiegersohn Erich, der Kriminalpolizist ist. Und jedes Mal steht eine bestimmte Wiener Örtlichkeit (oder Sehenswürdigkeit) im Zentrum des Geschehens, was die Reihe neben den beiden ermittelnden Hauptpersonen meines Erachtens so “charmant” macht. Im Nachwort dieses Bandes schreibt Beate Maly: “Wien und seine Umgebung bieten noch zahlreiche wunderschöne Orte, an denen Verbrechen begangen werden können. Ich freue mich schon darauf, über sie schreiben zu dürfen.” Ein Ende ist also zum Glück noch länger nicht in Sicht, was mich als Fan der ersten Stunde besonders freut.
Nun also hat es Anton und Ernestine mit ihrer achtjährigen Enkelin Rosa an den Rand Wiens verschlagen. An einem sonnigen Nachmittag im Herbst 1925 (ja genau, also vor exakt 100 Jahren von heute aus gesehen) wollen sie ein wenig im “Böhmischen Prater” chillen, einem kleinen Bruder des Würstelpraters, der extra für die Arbeitenden in den benachbarten Ziegelfabriken als Erholungsgebiet geschaffen wurde, wie Maly schreibt. Rosa hat dabei vor allem die Ponys und das Karussell im Sinn, Anton die Mehlspeisen und Ernestine ist halt auch mit dabei. Dumm nur dass es mit dem Frieden vorbei ist, als Rosas Hund Minna sechs Jahre alte menschliche Knochen unter einem Pavillion ausgräbt. Stammen sie etwa von der wunderschönen Mizzy Nowotny, die spurlos verschwunden ist? Und was haben die Bewohner*innen des Böhmischen Praters damit zu tun? Zum Glück hat Ernestine jetzt auch wieder eine Beschäftigung.
Maly schafft es wieder mal wunderbar, ernste Themen wie die Traumata des 1. Weltkrieges, den aufkommenden Antisemitismus und das leidvolle Leben der “Ziegelböhm”, wie die Arbeitenden der Ziegelfabriken genannt wurden, mit der unterhaltsamen Cosy-Crime-Handlung um Anton und Ernestine zu verbinden. Auch wenn ich diesmal schon wieder kurz nach der Hälfte etwa einen richtigen Verdacht hatte, wer die Tat(en) begangen haben könnte, war dieser Histo-Krimi wie immer spannend bis zum Schluss. Man weiß einfach mittlerweile, was man bei dieser Reihe bekommt: einen unterhaltsamen, kurzweiligen, sehr gut recherchierten und damit lehrreichen Roman, der mir ähnlich gut geschmeckt hat wie Anton die Powidltascherl von Frau Benesch. Und der mich dazu animiert hat, sofort mit dem nächsten Band - “Mord im Planetarium” - weiterzumachen.
Herzlichen Dank an den emons Verlag für das Rezensionsexemplar!

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