Im Frühjahr konnte man das deutsche Bookstagram kaum öffnen, ohne dass einem "Leonard und Paul" entgegen sprang. Dies hat mit der deutschen Übersetzung zu tun, die bei Woywood&Meurer erschienen ist, die den Verlag extra für diesen Roman gründeten. Puh, ganz schöne Vorschusslorbeeren. Natürlich dachte ich mir, dann muss das ja wirklich extrem gut sein, das Buch. Die Rezensionen überschlugen sich mit Superlativen, die entsprechende Buchbox war schneller ausverkauft als ich Schmökerbox sagen konnte. Statt die neu erschienene Übersetzung für stolze 26 Euro zu kaufen, war ich etwas böse und habe mir das wesentlich günstigere - und wie ich finde optisch sehr grenzwertige (was soll das mit diesem Fisch auf dem Cover? Wahrscheinlich weil Fische so stumm sind wie Leonard und Paul und Pantomimen?) - englische Taschenbuch gekauft (es war immerhin nicht beim bösen A…). Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich englische Bücher auch meistens lieber auf Englisch lese, das Studium der Englischen Literaturwissenschaft muss sich ja wenigstens ein bisschen auszahlen. Zur deutschen Übersetzung kann ich also nichts sagen.
Ich habe lange gezögert, meine Rezension zu posten, weil einfach so viele hier dieses Buch geliebt haben. Da will man dann auch nicht sagen: Häh, was habt ihr alle, das Buch ist doof. Aber ich will ehrlich bleiben und dazu gehört eben auch meine "honest review" zu einem Hypebuch.
Also, es sollte um diese zwei "normalen" Typen gehen, die so herrlich normal sind, dass die/der LeserIn sich ob dieser Normalität so sehr mit den Protagonisten identifiziert und freut und Tränen der geteilten Normalitätsfreude vergießt. So und jetzt kommt's: Ich bin scheinbar nicht "normal" und würde es so gerne sein. Ich will dieses Buch auch feiern und genial und nerdig süß finden und vor allem: so herrlich normal. Ich möchte wirklich niemandem auf die Füße treten, der/die das Buch toll fand/en. Das ist jetzt wirklich eine Minderheitenmeinung. Aber erstmal habe ich ewig gebraucht, den Roman zu lesen. Es passiert einfach sehr wenig. Ja, man könnte jetzt sagen, das ist so gewollt, aber dann ist das halt nicht mein Ding. Dies hier ist nicht "Warten auf Godot" von Hessions genialem irischen Landsmann Samuel Beckett, wo das Warten als Selbstzweck ein Ausdruck der existentialistischen Situation des Individuums in einer sinnentleerten Welt ist. Hier ist das Warten einfach: Warten auf eine unterhaltsame Handlung ohne Erfüllung dieses Wunsches (aber scheinbar nur in meinem Fall).
Der "komödiantische" Höhepunkt ist die Szene mit der Keksdose und ich habe bei vergleichbaren Memes mehr gelacht. Die Beziehung zwischen den Freunden wirkt auf mich nicht herzlich, sondern eher wie eine zwanghafte Schicksalsgemeinschaft, der beide am liebsten entfliehen möchten. Die Dialoge gefüllt mit Binsenweisheiten, die einem Lebenshilferatgeber von Dale Carnegie entstammen könnten. Ein bisschen interessiert hat mich eigentlich nur Leonard. Seine Geschichte ist zumindest etwas "realistischer" und nachvollziehbarer. Die Figur Paul hingegen (warum heißt er im Original eigentlich "Hungry Paul"?) wirkte auf mich zu gewollt "nerdig". Die Sache mit der seltsamen Preisverleihung und den Pantomimen ließ bei mir nur zwei Gefühlsregungen zu, nämlich: "Cringe" und "Gähn". Und die ausführliche Nebenhandlung mit der Hochzeit von Pauls Schwester. Why? (Spoiler) Ich dachte, die Situation würde eskalieren, sie würden nicht heiraten, es gäbe einen Seitensprung…aber nein, sie haben einfach nur ganz normal geheiratet. Normal halt, das Credo dieses Romans.
Ich hab noch nicht ganz herausgefunden, ob ich ein Herz aus Stein habe oder einfach nur blind bin, weil ich nicht sehe, was dieses Buch so toll und cosy und nice macht…Falls es jemandem ähnlich geht, dann bitte sagt Bescheid, ich würde mich dann nicht so allein mit meiner Meinung fühlen.
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