Freitag, 21. Juni 2013

"Nicht die Bohne!" von Kristina Steffan



 „Nicht die Bohne“ ist ein warmherziges und humorvolles Buch über das „Projekt“ Baby, das manchmal mit erschwerten Anfangsvoraussetzungen daherkommt.

Paula ist 32 und erfolgreiche Marketingmanagerin in einem mittelständischen Unternehmen. Alles läuft gut, bis sie ihren langjährigen Freund Olaf verlässt, weil dieser plötzlich Kinder will und sie so gar nicht, jetzt nicht und eigentlich nie. Ironie des Schicksals: wenige Tage nach Beendigung der Beziehung stellt Paula fest dass sie schwanger ist, von ebendiesem Olaf von dem sie sich aufgrund von dessen drängendem Kinderwunsch getrennt hat. Und jetzt? Zurück zu Olaf will sie nicht mehr, aber die „Bohne“, wie sie ihr zukünftiges Baby schnell nennt, wieder hergeben will sie auch nicht. Deshalb muss es weitergehen: ohne Mann, mit ungewolltem Baby und zunächst heimlich schwanger im herausfordernden Job. Gut dass Paula eine bereits Kindererfahrene Schwester Andrea, einen weniger steten, aber dafür oft vorhandenen (wenn in keiner Beziehung) Bruder Tom und zwei überaus bezaubernde Aussteiger-Öko-Eltern hat, die ihrer Tochter mit Bohne die volle Unterstützung zusichern. Und dann wären da noch die Freundinnen Jutta und Mara, die Paula durch ihre ganz eigenen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Freundschaftsimpulsen bereichern. Bald wird noch eine ganz neue „Familie“ hinzukommen, denn als Paula durch die Umstände ihrer Schwangerschaft beginnt ihren Job zu vernachlässigen wird sie gekündigt und bewirbt sich neu – bei einer ökologischen Selbsterzeugergemeinschaft. Dass sie dort nicht nur einen tollen Arbeitsplatz mit familiärem Anschluss und warmherzige Unterstützer ihrer „schwierigen persönlichen Verhältnisse“, wie Paula es selbst nennt, findet, sondern auch einen tollen Mann, wird der weitere Verlauf der Handlung zeigen. Als dieser aber nicht so recht mitzieht versucht Paula seinem „Problem“ auf die Schliche zu kommen. Ihr Fazit: es interessiert sie „nicht die Bohne“ (naja, ein kleines bisschen vielleicht doch).

Das Buch ist wirklich wunderbar geschrieben, die Protagonistin ist sympathisch und auch sonst erzeugt die Handlung beim Lesen ein richtiges Wohlfühlerlebnis. Obwohl am Anfang alles mies ist und man Paula die „schwierigen persönlichen Verhältnisse“ wirklich abnimmt wendet sich nach und nach alles zum Guten und man hat am Ende das Gefühl dass sie ihre Situation um 100% verbessert hat und dass ihr nichts besseres als „die Bohne“ passieren konnte, denn ohne sie wäre alles anders gekommen. Ein Buch mit „Happy End“ also, soviel ahnt man und kann man wohl verraten. Paula wird von der absoluten Karrierefrau durch das „Projekt“ Bohne (dass sie es am Anfang so bezeichnet zeigt gut wie absolut verwoben sie mit ihrem Business-Kontext zunächst noch ist) zu einer Person, der ihr Beruf zwar nach wie vor wichtig, aber nicht mehr das zentrale Moment in ihrem Leben ist.

Das einzige, was ich wirklich nicht nachvollziehen kann und was mich etwas irritiert hat: warum wird in Kapitel 8 eine Figur eingeführt, die dann später in der Handlung überhaupt nicht mehr vorkommt? Hannes, die nette schwule Zufallsbekanntschaft aus dem Einkaufszentrum, mit der Paula am Ende des Kapitels sogar sämtliche Kontaktdaten austauscht und mit dem sie eine spontane Seelenverwandtschaft zu verbinden scheint. Wahrscheinlich wurde er nur eingeführt um die richtigen Worte zu sagen, wie es in dem Kapitel heißt, allerdings hätte das auch eine andere Figur übernehmen können. Ein wenig enttäuscht war ich schon dass er danach nicht mehr auftaucht. Er hätte doch wunderbar in Paulas Freundes- und Familienkreis gepasst.

Alles in allem: ein toller Frauenroman, der vielleicht hier und dort seine erzählerischen Prioritäten anders setzen könnte, aber das ist jetzt das berühmte Jammern auf höchstem Niveau.

Für das Rezensionsexemplar und die Leserunde möchte ich mich herzlichen Bedanken beim Diana-Verlag, Lovleybooks und den Teilnehmern der Leserunde inklusive der Autorin Kristina Steffan.

Meine Ausgabe:

Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 351
ISBN: 978-3-453-35742-6

Dienstag, 18. Juni 2013

"Die Dirne vom Niederrhein" von Sebastian Thiel






„Die Dirne vom Niederrhein“ ist Teil 2 einer (geplanten) historischen Trilogie, die im zerstückelten Deutschland des 30jährigen Krieges – 1642 am Niederrhein – spielt. Der erste Teil „Die Hexe vom Niederrhein“ behandelt die Geschichte des Schmiedes Lorenz, der die Tochter des Statthalters von Kempen, Elisabeth, rettet. Obwohl diese ein Auge auf Lorenz geworfen hat verliebt er sich in Elisabeths Stiefschwester Antonella, die im Dorf durch ihr Kräuterwissen zunehmend als Hexe verschrien ist. 
[Wer nicht wissen will wie „Die Hexe vom Niederrhein“ ausgeht sollte jetzt nicht weiterlesen!]
In „Die Dirne vom Niederrhein“ sind Lorenz und Antonella tot und Elisabeth fühlt sich schuldig, weil sie ihre Schwester in einem Anfall von Eifersucht als Hexe denunziert und auf den Scheiterhaufen gebracht hat. Aus dem Kriegsversehrten und von den Hessen geplünderten Kempen flieht sie und wünscht sich einen schnellen Tod im Straßengraben. Auch Lorenz‘ Bruder Maximilian lebt in Sühne: er hat seinen Bruder erstochen und bereut die Tat zutiefst. Wie Elisabeth wünscht auch er sich einen schnellen Tod. Im ebenfalls vom Krieg gebeutelten Viersen kommt er halb tot an und bricht schließlich zusammen. Eine Nonne (Schwester Agathe) findet ihn, pflegt ihn gesund und bietet ihm an sich Kost und Logis im Viersener Nonnenkloster zu erarbeiten. Dort lernt er auch den charismatischen Leiter des Klosters, Vikar Weisen, kennen. Auch Elisabeth hat Glück im Unglück: sie wird halbtot von einer Hurenmutter (Rosi) aufgefunden. Diese peppelt sie auf und Elisabeth will sich revanchieren indem sie selbst als Hure im Tross des Heeres anfängt.

Sowohl Maximilian als auch Elisabeth bekommen es in ihren neuen Lebenswelten mit groben Menschen und Kriegsgewinnlern (Major von Rosen, Doktor Sylar,…), aber auch mit Hilfsbereitschaft und Freundschaft (Bela, Agathe) zu tun. Dies illustriert dass sich im Krieg und in anderen Extremsituationen oft das wahre Gesicht der Menschen zeigt. Außerdem passt die sich zwischen Tod und Verderben sowie Menschlichkeit und Liebe (in ihrer gegenwärtigsten Ausprägung) angesiedelte Handlung perfekt zu den miteinander verbundenen Leitthemen des Barocks: „memento mori“ & „carpe diem“.

Die Handlungsstränge um Elisabeth und Maximilian laufen zunächst parallel und man kann den beiden unterschiedlichen Geschichten (die sich in der Vergangenheit bereits gekreuzt haben) gut folgen. Der Leser ahnt dass es darauf hinauslaufen wird dass die beiden Protagonisten sich wieder begegnen und wird in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht. Die Handlung an sich finde ich durchaus passend für einen historischen Roman. Der Autor vermeidet es aber trotz der historischen Handlung allzu genau auf historisch-soziologische Details und die Umstände des Krieges einzugehen. Man hat oft das Gefühl dass sich alles in einer Kulisse mit dem Titel „30jähriger Krieg am Niederrhein“ abspielt, die ein moderner Geist für die Dauer der Handlung aufgebaut hat – um sie danach wieder im Theaterfundus verschwinden zu lassen. Richtig hineinversetzt in die Zeit – wie das bei anderen historischen Romanen oft der Fall ist – fühlte ich mich als Leser also nicht.

Auch was den Untertitel „historischer Kriminalroman“ betrifft möchte ich potentielle Leser warnen sich auf eine spannende Krimihandlung einzuschießen. Ein Krimi im eigentlichen Sinne ist das Buch nicht, auch wenn Leichen und Verbrechen zahlreich vertreten sind. Es gibt keinen ungeklärten Fall, keine Ermittlung im eigentlichen Sinne, auch wenn Maximilian ein Verbrechen (bzw. mehrere) aufdeckt. Dies geschieht aber mehr nebenbei, der Fokus der Handlung liegt auf den beiden Biographien der Hauptfiguren und ihrer sich entwickelnden gemeinsamen Geschichte.

Zur Erzählsprache muss ich noch sagen dass der Autor eine klare und schöne Prosa schreibt, die sehr schnörkellos und gut lesbar ist ohne aber einfach zu wirken. Der Autor kann erzählen, daran besteht für mich kein Zweifel.

Der Gmeiner Verlag hat hier ein sehr lesenswertes (und schön gestaltetes) Buch herausgebracht.

Ich bedanke mich bei Lovelybooks und den Teilnehmern der Leserunde (inklusive dem Autor) und natürlich dem Gmeiner-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.



Meine Ausgabe:
Verlag: Gmeiner
Erscheinungsjahr: 2013
Seiten: 341
ISBN: 978-3-8392-1352-0

Mittwoch, 12. Juni 2013

[Teeecke] Cuppabox Mai 2013



Im Monat Mai präsentierte die Cuppabox Tees der Marke Edeltee, einem Teeshop aus dem Internet.
Ich kannte die Marke vorher nicht.

Während ich in meiner ersten Box die üblichen Papierbeutel mit Klammerverschluss hatte, haben mich in dieser Box die Aromaschutzbeutel mit Zip-Verschluss begrüßt. Diese sollen das Aroma des Tees bewahren, allerdings habe ich zwei Kritikpunkte: das unvermeidliche Plastik und außerdem hatte ich große Schwierigkeiten die Beutel zu öffnen (vor allem bei denen wo der Tee den Beutel ganz ausgefüllt hat).

Ich hatte folgende Tees in meiner Box:
Darjeeling Himalaya-Mischung
Second Flush TGFOP

„Eine Mischung aus ausgesuchten Darjeeling und Nepal-Sorten. Die blumige, milde Tasse wird von einem leicht würzigen Hauch begleitet, der den Genuss vollkommen macht.“

Sehr aromatisch-würzig, angenehm mit intensivem Nachgeschmack, helle Tasse, schmeckt leicht und blumig.
Ein typischer leichter Second-Flush-Darjeeling!

Yu Nan Dian Hong – roter Tee

„Zu feinen Perlen verarbeiteter Tee mit goldenen Spitzen.
Diese besondere Fermentation hält den Tee reich an Inhaltsstoffen und präsentiert einen leichten Tee mit blumiger und süßlichrauchiger Note.“

Im Geschmack ein sehr kräftiger Tee mit starkem eisigem Nachgeschmack. So sehr rauchig finde ich ihn gar nicht.
Ich habe diesen Tee ohne Geschmacksverluste zweimal aufgegossen.
Auf der Seite von Edeltee steht er unter dem Label „Roter Tee“, was leider nicht weiter erklärt wird.
Es kann hier leicht zu Missverständnissen kommen, denn „roter Tee“ bedeutet in China einfach „Schwarztee“, da die Asiaten die Tassenfarbe als Merkmal nutzen, die Europäer hingegen die Farbe der getrockneten und – im Falle von Schwarztee – fermentierten Teeblätter. Dann gibt es noch „Pu-Erh Tee“, der in Europa auch oft als „roter Tee“ bezeichnet wird und der von einer Unterart des gängigen Teestrauches geerntet und länger gelagert wird als der normale schwarze Tee. Auf der Website von „Edeltee“ wird der Pu-Erh aber auch extra gelistet und so ist mir jetzt nicht ganz klar was genau ich unter „roter Tee“ zu verstehen habe. Ich nehme mal an dass es sich um „Pu-Erh“ handeln könnte, wegen der Silben „Yu Nan“ und Pu-Erh darf sich wohl nur nennen was in Yunnan angebaut wird.
Ein wenig mehr Infomaterial in der Cuppabox zu den jeweiligen Tees wäre also wirklich zu begrüßen.
Altostfriesischer Sonntagstee Broken

„Hier wurden hochwertige Assam Brokentees nach einem althergebrachten Teerezept mit echten Bourbon-Vanillestückchen verfeinert, welche diesem Tee seinen ganz besonderen Geschmack verleihen“
 

Öffnet man das Tütchen strömt einem schon der Duft von echter Vanille entgegen.


Ein richtig dunkler, leckerer Assam-Tee mit der unvergleichlichen Note von echter Vanille. Richtig belebend, sowohl morgens als auch nachmittags. Ich finde den Tee toll, er ist mein Liebling in dieser Box.

Als Gimmick gab es diesmal kein „Teezubehör“ oder etwas zum Essen, sondern:
50 Gramm Früchteeistee „Pfirsich Melba“

„Früchteteemischung, mit Pfirsich-Sahne Geschmack. Abgerundet mit leckeren Vanillestücken.“

Auf dem Label ist ein Rezept zur Eisteezubereitung mit diesem Tee abgedruckt, was ich super finde.

Diesen Tee habe ich noch nicht verkostet, kann aber schon mal sagen dass er wundervoll riecht.

Fazit: Alles in allem fand ich die Box ganz ansprechend, allerdings wünsche ich mir für die Zukunft vielleicht auch mal Tees von internationaleren Anbietern (v.a. Tees die es z.B. nur in England zu kaufen gibt und an die es dementsprechend schwerer ist dranzukommen als an solche aus einem deutschen Internetshop).
Was das Gimmick betrifft: mir gefällt es, da ich sehr gerne selbst aufgebrühten Eistee trinke, allerdings finde ich es generell etwas riskant einen Früchtetee auch denen in die Box zu tun, die Früchtetee nicht in ihrer normalen Teeauswahl haben.