Montag, 24. Februar 2020

"Raffael - Das Lächeln der Madonna" von Noah Martin



Von wahrer Meisterschaft



Komplexe historische Romane von einem gewissen Umfang zeichnen sich im Idealfall dadurch aus, dass sie die erzählte Zeit/Vergangenheit in all ihren Facetten vor den Augen des Lesers lebendig werden lassen und genau das gelingt Noah Martin in “Raffel - Das Lächeln der Madonna” mit Bravour.

Das Italien des frühen 16. Jahrhunderts ist ein Italien der Kleinstaaterei und der Machtkämpfe unter den Fürstentümern. Es ist das Italien, in dem die Borgia die Macht im Kirchenstaat innehaben und die Medici die Strippen ziehen. Aber es ist auch das Italien, in dem mit die größten bildnerischen Kunstwerke der Weltgeschichte innerhalb kürzester Zeit geschaffen wurden. Das Italien der Hochrenaissance von Leonardo da Vinci und Michelangelo, um nur die beiden vermutlich bekanntesten Künstler dieser Zeit zu nennen, die auch im Buch von Noah Martin vorkommen.

In dieses Italien der Renaissance wurde Raffael(o) Sanzio 1493 in Urbino hineingeboren, hier machte er seine kurze, aber intensive Karriere wurde zu einem der bedeutendsten bildenden Künstler aller Zeiten.

Noah Martin nutzt die Technik der Zeitsprünge, um Raffaels Leben zu erzählen. Zwischen den einzelnen Kapiteln liegen mehrere Monate oder sogar Jahre. Es wird demnach in Episoden erzählt und die Handlung umfasst das Leben Raffaels ab einem Alter von 9 Jahren bis zu seinem frühen Tod mit 37 Jahren. Die wesentlichen Stationen seines Lebens - Urbino, Perugia, Siena, Florenz, Rom - werden erzählerisch abgeschritten. Die bittersüße Liebesbeziehung Raffaels zur Bäckerstochter Margherita Luti (genannt "La Fornarina"), die er häufig portraitierte, ist dabei der rote Faden, der den Plot zusammenhält. Dazwischen nutzt Martin Nebenfiguren, um das lebendige Zeitgemälde, das sein Roman ist, zu illustrieren. Anhand ihrer verdeutlicht der Autor Intrigen und Politik im Vatikan und in anderen Teilen Italiens und gibt somit einen Einblick in die Gesellschaft der damaligen Zeit. Wie in vielen bekannten historischen Romanen epischen Ausmaßes (Ken Follett, Rebecca Gablé, etc.) bringt die Handlung eine Vielzahl fiktiver und historischer Personen zusammen, allein das Personenverzeichnis umfasst fünf Seiten.

Der Leser blickt Raffael bei der Entstehung einiger seiner Kunstwerke über die Schulter. Unter anderem dürfen wir ihm bei der Erschaffung von "Die Dame mit dem Einhorn” zuschauen. Später in Rom begleiten wir ihn dann bei der Arbeit an seinen berühmten Fresken für Papst Julius II. ("Die Schule von Athen"). Wir sind Zeuge, wie Raffael den letzten Schliff an seine "Sixtinische Madonna" setzt - die berühmten Engelchen. Und natürlich beim Malen der Bilder, in denen seine Muse Margherita Luti portraitiert wurde. Diese fiktionale "biographische Werkgeschichte" macht für mich einen besonderen Reiz des Buches aus.

Martin ist die Begeisterung für die großen Maler der Renaissance anzumerken, ohne diese aber unnötig zu sakralisieren oder ihren Charakter zu verklären. Das finde ich so wunderbar erfrischend an dem Buch! Der Schlagabtausch zwischen den Maestros ist ein allzu menschliches "Battle", in dem trotz allem Genie niedere Motive wie Habgier, Eifersucht und Missgunst durchaus eine Rolle spielen. Die tätsächliche Begegnung und Konkurrenzsituation zwischen Leonardo da Vinci und Michelangelo lässt diese Giganten der Kunstgeschichte in einem völlig neuen Licht erscheinen. Wobei das Universalgenie Leonardo als Verbündeter Raffaels deutlich besser wegkommt als der eigenbrötlerische Michelangelo.

Das Buch ist opulent, bildgewaltig und großartig. Sicherlich ein Muss für jeden, der sich für die italienische Renaissance interessiert. Noah Martin ist hier wirklich ein ganz vortrefflicher historischer Roman und ein fulminantes Debüt gelungen! Bitte mehr davon, würde ich sagen (z.B. ein Roman über Botticelli, Dürer, Tizian, etc., die im Buch übrigens auch alle genannt werden).

Herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag und vorablesen für das Rezensionsexemplar!
Nähere Infos zum Buch: hier

Sonntag, 16. Februar 2020

"Milchmann" von Anna Burns



Der Himmel ist bunt

"Milchmann" objektiv zu bewerten, fällt mir wahnsinnig schwer. Ginge es nach der reinen Lektüreerfahrung, würde ich es schlecht bewerten, denn es ist es ein unendlich anstrengendes und zähflüssiges Buch. Ein Buch, das man mehrmals abbrechen möchte, es in die Ecke schleudern um es nie wieder zu öffnen. Und dann öffnet man es doch wieder und wird hineingezogen in eine Literatur voller Sprachgewalt und eine fiktionale Welt voller buchstäblicher Gewalt. "Milchmann" ist nämlich auch auf seine Art brilliant, gesellschaftskritisch, politisch, wagemutig, experimentell und unvergleichlich einzigartig. Ob es den renommierten Booker-Preis 2018 zurecht gewonnen hat? Ich kann es nicht beurteilen, da ich die Mitbewerber nicht gelesen habe. Die Auszeichnung hat aber sicher nicht nur politische Hintergründe.

Die Erzählweise ist speziell. Stellenweise entfaltet sie eine gewisse Sogwirkung, meistens ist sie aber ermüdend, lamentierend, enervierend. Der retrospektive innere Monolog der Ich-Erzählerin, der vorwiegend aus Litanei-artigen, teilweise halbseitigen Mammutsätzen und einer sperrigen Syntax besteht, verlangt dem Leser einiges ab, vor allem aber ein hohes Maß an Konzentration. Der Roman ist per se eine einzige Digression. Vom eigentlichen Thema, nämlich dem Stalking der Ich-Erzählerin durch den Milchmann, wird ständig abgeschweift, obwohl es am Anfang vorwiegend um das Thema geht - was gleichermaßen verwirrend ist.

Die Handlung ist denkbar dünn wie einfach: Eine 18-jährige Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, lebt in einer ungenannten Stadt (Belfast in den 1970er Jahren), in der Bespitzelung, Gewalt, ziviler Ungehorsam und Terror alltäglich sind. Sie ist das mittlere Kind und eine von sehr vielen Töchtern einer 11-köpfigen Familie , wobei ihr Vater - der an einer psychischen Krankheit litt - und einer ihrer Brüder bereits verstorben sind (Letzterer aufgrund eines Anschlags).

Die Ich-Erzählerin macht sich verdächtig, weil sie scheinbar subversive Verhaltensweisen an den Tag legt, wie im Gehen zu lesen. Das ist ihre Art des Eskapismus, genau wie ihre Lektürewahl, die moderne Literatur ausklammert und die des 19. Jahrhunderts bevorzugt. Dieses unkonforme, unpolitische Verhalten ruft den ominösen Milchmann auf den Plan, der die sie bis zu seinem gewaltsamen Tod stalken wird. Die Bedrohung, die von Milchmann ausgeht, ist vage, subtiles Stalking, immer in der Schwebe und Psychoterror pur.

Das Stalking wiederum führt zu einer verhängnisvollen Spirale der Verdächtigungen, zu einer Hexenjagd, in der die Ich-Erzählerin zur Zielscheibe wird. Anna Burns zeigt hier gewissermaßen eine verkehrte Welt auf: Ein Verhalten wie das der Ich-Erzählerin, obwohl harmlos, erregt unangenehme Aufmerksamkeit. Ein guter bzw. “normaler” und unpolitischer Mensch zu sein ist verdächtig und subversiv, Mord, Gewaltexzesse und Erfahrungen des sinnlosen Todes hingegen alltäglich und Teil des Straßenbildes.

Anna Burns legt den Nordirlandkonflikt unters Messer ihrer Protagonistin, die ihn mit schmerzhafter Klarheit und Detailliertheit seziert. Das Sujet ist sicher für jeden Außenstehenden gewöhnungsbedürftig. Die Tatsache, dass man in ständiger Bedrohung lebt, nur weil man der falschen Religion angehört - ob man sie jetzt praktiziert oder nicht - ist harte Realität. In dieser Gesellschaft, in diesem Land, in dieser Stadt, in der die Ich-Erzählerin vor sich hin existiert, möchte niemand leben. Ich habe noch nie so oft das Wort "Autobombe" in einem einzigen Text gelesen.

Kann eine Geschichte funktionieren, in der niemand, der darin vorkommt, einen echten Namen hat? Ja, kann sie. Nach einer gewissen Lesezeit hat man sich daran gewöhnt und es fühlt sich völlig natürlich an. Namen werden zu Platzhaltern in einer Gesellschaft, in der in Schubladen gedacht wird: Irgendwer Mc Irgendwas, Vielleicht-Freund, Themenfrauen, Tablettenmädchen, Mittelschwester, Atomjunge, Milchmann. Dennoch: Als dann neben dem Milchmann auch noch der "Echte Milchmann" auftaucht, wird es langsam anstrengend, die Figuren voneinander zu unterscheiden. Die kleinen Schwestern der Ich-Erzählerin ("Mittelschwester"), drei an der Zahl und alle unter zehn Jahren alt, sind sowieso ein Kollektiv. Sie zeichnen sich alle durch Hochbegabung und nicht-altersentsprechende Intellektualität und Belesenheit aus.

Der Tenor der ganzen Anonymität: Alle sind austauschbar und besondere Merkmale gehören nicht in diese Gesellschaft, die nichts mehr scheut als Individualität. Namen verleihen Identität und Einzigartigkeit - etwas das hier nicht erwünscht ist.

Allerdings: Wo ist eigentlich der Humor? Ist es ein spezieller nordirischer Insider-Humor, den Außenstehende einfach nicht begreifen oder ein solcher, der in der Übersetzung verloren geht? Geschmunzelt habe ich vielleicht an einer oder zwei Stellen. Alles in allem aber ist das Buch ein zutiefst ernstes, wenig erfreuliches, oft deprimierendes.

Der Roman ist auch ein feministisches Manifest. Es geht mitunter darum, wie Frauen sich - weitgehend alleine - ihre Welt erschaffen und wie Männer versuchen, sie wieder einzureißen bzw. in ihren Grundfesten zu erschüttern. Männer (symbolisch: der Milchmann) bedrohen mit ihren Gewaltfantasien, ihrer Doktrin, ihrem Stalking und ihrem Machtstreben die komplexe (der Himmel ist bunt), differenzierte, vielfarbige, literarisch-künstlerische Existenz des Weiblichen (symbolisch: die Ich-Erzählerin).

"Milchmann" ist innovativ, ein literarisches Experiment, prädestiniert um zu polarisieren. Dieses Buch ist eine Challenge, eine literarische Tour-de-Force, eine Bergbesteigung, ähnlich wie "Ulysses" von James Joyce. Man hat nach der Lektüre das Gefühl, einen literarischen Berg bestiegen zu haben, zufrieden, dass man den Aufstieg geschafft hat, aber auch froh ihn wieder verlassen zu dürfen.

“Milchmann” ist keine leichte Lektüre, sondern eine, die dem Leser ein hohes Maß an Konzentration und Bereitschaft für sprachliche Komplexität abverlangt. Wenn man sich aber darauf einlassen möchte, eröffnet das Buch manchem Leser vielleicht eine neue Sicht auf die Dinge, das Schöne hinter dem Grausamen und die vielen bunten Farben des Himmels, der alles andere als nur blau ist.

Herzlichen Dank an den Klett Cotta Verlag (Tropen) und vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Nähere Infos zum Buch: hier



Sonntag, 9. Februar 2020

"Nach Mattias" von Peter Zantingh



Das Nicht-mehr-Sein und seine Folgen


Mattias ist tot - und er hat Spuren hinterlassen. Die Menschen, die ihm nahestanden oder aber solche, die ihn nur flüchtig kannten oder sogar gar nicht, sind die Hauptpersonen dieses einfühlsamen Romans. Den titelgebenden Mattias lernen wir nur in der Retrospektive, in der Gedankenwelt seiner Angehörigen, Bekannten und Freunde, kennen. Jedes Kapitel ist aus einer anderen Perspektive erzählt. Die Figuren reflektieren sich und ihre Lebenssituation - nach Mattias, ohne ihn.

Da wäre seine Lebensgefährtin Amber (die als einzige Figur zwei Kapitel bekommt, die das Buch umrahmen), sein bester Freund Quentin, seine Großeltern Riet und Hendrik, seine Mutter Kristianne. Aber auch Menschen wie Issam, der Mattias nur über das Internet kannte (meine “Lieblingsfigur” übrigens) oder Chris, der eigentlich nur durch den Trauerprozess von Quentin in den Kosmos um Mattias eingetreten ist. Insgesamt sind es 8 Erzähler.

Für jede der Figuren hat der Tod von Mattias andere Konsequenzen und alle sind durch dieses traurige Ereignis miteinander verbunden. Wie Zahnräder greifen ihre Leben ineinander. Ihr Leben verändert sich, weil ein Mensch nicht mehr da ist. Diesen Aspekt finde ich das Interessante an dem Buch: was verändert unser Sein oder eben Nicht-Sein auf dieser Welt? Wie jeder individuell mit Trauer und der großen Lücke umgeht, die entsteht, wenn ein Mensch fehlt, darum geht es in "Nach Mattias".

Die Erzählungen der Figuren umkreisen den abwesenden Mattias wie Planeten einen Fixstern. Dadurch macht sich der Leser ein immer besseres Bild von Mattias, aber auch von seinem Umfeld, den Hinterbliebenen, denen, die mit ihm verbunden waren. Der Leser fragt sich, was eigentlich mit Mattias passiert ist - war es ein Unfall, eine Krankheit, Selbstmord oder etwas anderes? Ganz am Ende fügen sich die Puzzleteile zusammen, wir erfahren wie Mattias ums Leben gekommen ist und was die einzelnen Erzähler damit zu tun haben.

In die Reflexionen der Angehörigen fließen viele Betrachtungen über unsere momentane moderne Lebenswelt - "Nach Mattias" ist Gegenwart pur! Der Serien-Streaming-Dienst, die bekanntesten sozialen Netzwerke, Computerspiele, die Omnipräsenz und moderne Abhängigkeit von Smartphones, Sport und Selbstoptimierung, aber auch der Klimawandel, Integration von Flüchtlingen bzw. die Flüchtlingskrise im Mittelmeer: Präsente Dinge unseres Alltags(er)lebens, aber auch drängende politisch-soziale Fragen unserer Zeit werden hier literarisch verarbeitet.

Dieser Roman hat mich tief berührt. Einfach die Tatsache, dass ein junger Mensch gestorben, “von der Bildfläche verschwunden” ist und so vielfältige Spuren in den Herzen und Köpfen anderer Menschen hinterlassen hat. Jede Figur im Buch hat ihr eigenes Leben, aber "nach Mattias" ist es doch anders als zuvor. Und egal, ob es einfach der ausbleibende Online-Austausch über ein PC-Spiel ist oder die unfassbare Lücke, die der Tod des eigenen Partners, Kindes oder Enkelkindes hinterlässt: Mattias fehlt auf dieser verrückten Welt, die ohne ihn eine andere ist: “nach Mattias” eben.

Herzlichen Dank an den Diogenes-Verlag und vorablesen für das Rezensionsexemplar!
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Freitag, 7. Februar 2020

"Marianengraben" von Jasmin Schreiber


 
Mayonnaise und grüne Wände


Der Tod und das, was er mit den Überlebenden macht, ist das Thema von Jasmin Schreibers Debütroman "Marianengraben".

Die Biologie-Absolventin Paula betrauert den Tod ihres zehnjährigen Bruders Tim, der im Meer ertrunken ist - Ironie des Schicksals, denn Tim liebte das Meer und seine Bewohner über alles, wollte sogar Meeresforscher werden. Bei einem nächtlichen Besuch am Grab des Bruders trifft sie auf den 83-jährigen Helmut, der die Asche seiner Freundin und Ex-Frau Helga ausbuddelt, um diese in Südtirol zu verstreuen. Die skurrile Schicksalsgemeinschaft begibt sich auf einen schicksalhaften Roadtrip.

Die Idee den Roman so zu strukturieren, dass die Ich-Erzählerin mit jedem Kapitel ein paar Meter mehr aus dem Marianengraben auftaucht - im übertragenen Sinne - finde ich gut. So finden Inhalt und Form zusammen. Die Erzählerin spricht ihren verstorbenen Bruder direkt an, was dem Ganzen eine besondere Intimität verleiht. Ich als Leser habe mich dadurch aber auch etwas fehl am Platz und teilweise wie ein Voyeur gefühlt, so als wären die Worte Paulas exklusiv für Tim und niemand anderen sonst bestimmt. So fehl am Platz wie Paula sich in Helmuts Elternhaus fühlt, als sie das ehemalige Zimmer seine Schwester betritt.

Das Buch hat mich - anders als viele andere Rezensenten - emotional nicht so mitgenommen. Es ist ein solides Buch über Tod und Trauer, aber für mich war es kein Highlight in diesem Genre. Viele Dinge waren mir zu bemüht und klischeehaft, die Erzählung oft zu pathetisch, die Bildsprache zu gewollt, die Sprache zu flapsig. Ich habe weder zu Paula, noch zu Helmut einen richtigen Zugang gefunden. Paulas Denkweise finde ich für eine Mitte bis Ende 20-jährige (?) Doktorandin stellenweise sehr jugendlich-naiv. Die Charaktere sind außerdem überzeichnet, ohne dass Satire oder Schwarzer Humor intendiert wären. Mal von der Ausbuddel-Aktion, vom Roadtrip und von Paulas Unfähigkeit, tagsüber auf den Friedhof zu gehen, abgesehen: Die Reaktionen der beiden Protagonisten auf den Tod des jeweiligen Verstorbenen sind - für mein Verständnis - einfach übertrieben. Die Autorin lässt Paula nach der Nachricht vom Tod ihres Bruders ein Glas Mayonnaise “mit den Händen” am Straßenrand essen, danach muss sie sich deswegen übergeben. Helmut geht nach Helgas Tod in den Baumarkt und streicht sein Schlafzimmer grün, obwohl er die Farbe eigentlich hasst. Ich weiß nicht, das hat für mich sowas von: Ich lasse die beiden jetzt etwas ganz Originelles tun, weinen und zittern kann ja jeder.

Dazu kommen noch Handlungselemente, die eben weniger originell sind: Die Adoption eines ungewöhnlichen Haustiers mit Federn, dem man einen lustigen Menschennamen gibt; Klischee-Traumberuf MeeresforscherIn; die Schicksalsgemeinschaft von zwei sehr unterschiedlichen Menschen (hier: junge Frau in Lebenskrise und grumpy old man), illegales Verstreuen der Asche eines geliebten Angehörigen…Die Koinzidenz mit den beiden Verlusten durch Ertrinken finde ich auch too much.

Wie gesagt: eine nicht ganz so begeisterte Stimme kann das Buch sicher vertragen und es ist ja auch nicht schlecht. Es hat mich persönlich einfach nur nicht umgehauen. Also "Marianengraben": It's not you, it's me!

Herzlichen Dank an den eichborn Verlag / Bastei Lübbe sowie die Bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Nähere Infos zum Buch: hier