Freitag, 31. Mai 2013

[Teeecke] Kusmi Tea "Prince Wladimir"




Zum Geburtstag habe ich mir – wie sollte es anders sein – Tee und Bücher gewünscht und somit von einer meiner Freundinnen den lang ersehnten Prinzen nämlich „Prinz Wladimir“ von Kusmi Tea bekommen. Dieser Tee gehört zu den sogenannten „Russischen Mischungen“ des ursprünglich russischen Teehauses und ist einer der absoluten Klassiker im Sortiment.

Laut der Kusmi Homepage wurde er von Pavel Kousmichoff im Jahre 1888 kreiert, um an die 900 Jahre zurückliegende Gründung Russlands von Wladimir dem Großen zu erinnern. Ein ziemlich „alter“ Tee also, der einen da – natürlich in der frischen Variante – in seiner entzückenden blauen Dose begrüßt.

Der Geruch des unaufgebrühten Produkts, das aus mit Zitrusfrüchten, Vanille und Gewürzen aromatisierten chinesischen Schwarztees besteht, ist sehr angenehm würzig-süßlich, hier riecht man die einzelnen Zutaten deutlich heraus. Im Geschmack hätte ich ihn mir deutlich kräftiger gewünscht, ich empfinde ihn als durchaus mild, mit einer ganz leicht malzigen Note im Abgang.

Alles in allem schon fast ein Alltagstee, den man zu jeder Jahreszeit zur Tea Time und auch den ganzen Tag über genießen kann.

Freitag, 24. Mai 2013

"Liebe ist der größte Schatz" von Sophia James (= Cora Historical Lords and Ladies, Bd. 31)



Ja, ich gebe es ja zu: die englische Regency-Ära mit ihren Gesellschaftsbällen (die eigentlich Männer-die-ein-paar-Tausend-Pfund-im-Jahr-verdienen-und-ein-hübsches-Herrenhaus-besitzen-Findeveranstaltungen sind), mit ihren Lords & zukünftigen Ladies und den schönen „Liebt-er-mich-und-wenn-nein-warum-ist-er-so-abweisend“-Country Walks faszinieren auch mich seit ich die Romane von Jane Austen und die Verfilmungen der BBC dazu gesehen habe. Dass es vor einigen Jahren eine Welle mit historischen Regency-Romanen gegeben hat, hat meine Aufmerksamkeit allerdings nur am Rande gestreift: warum das „Nachgemachte“ lesen wenn man doch die Originale in Form der Jane-Austen-Romane hat. Dieser Tage habe ich nun zum ersten Mal einen solchen „neuen“ Regency-Schmöker gelesen, der von einer gegenwärtigen Autorin verfasst wurde: „Liebe ist der größte Schatz“ („High Seas to High Society“) von Sophia James. Das Buch ist in der Reihe „Historical Lords & Ladies“ (Band 31) beim Cora-Verlag erschienen. In dieser Reihe erscheinen nur Regency Romane, zum Teil solche die vorher schon mal bei Cora unter dem Label „My Lady“ publiziert wurden. Alle 2 Monate erscheint ein neuer Roman und man kann sie auch im Abo beziehen. Ich finde die Reihe sehr schön und stilvoll gestaltet, eine richtige Entdeckung für mich.

Zum Inhalt: eine junge Frau (Miss Emma Seaton) taucht in der Londoner Gesellschaft von 1822 auf und verzaubert den verwitweten (aber immer noch jungen und natürlich sehr attraktiven) Asher Wellingham, Duke of Carisbrook sofort mit ihrer natürlichen und unbefangenen Art. Emma (oder: Emerland) hat ein Geheimnis: sie ist dem Duke schon vor ein paar Jahren begegnet, in ihrer Heimat und in einem brisanten Zusammenhang, der u.a. mit ihrem Vater zu tun hat. Emma erschleicht sich die Zuneigung von Wellinghams Schwester und dadurch Zutritt zum Anwesen des Dukes, Falder House. Dort versucht sie zum einen eine mysteriöse Schatzkarte zu finden und zum anderen, dem attraktiven Duke und seinen Annäherungsversuchen zu widerstehen. Letzteres gelingt ihr nicht und so entspinnt sich eine Liebesgeschichte, die angesichts der gemeinsamen Vergangenheit eigentlich nicht sein darf…

Trotz aller Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit hat mich dieser Regency Roman sehr amüsiert, denn das Ganze ist mit einem gewissen Augenzwinkern und einer leichten Prise Humor verfasst. In einem Jane-Austen-Roman würde die körperliche Vereinigung natürlich nicht so explizit beschrieben werden, aber dafür sind ja solche Romane da: sie können sich am Vorbild orientieren und eine moderne Freizügigkeit (die natürlich auf das weibliche Publikum abzielt) gewährleisten.

Fazit: Ein süffiger Regency-Schmöker voller Atmosphäre, geheimnisvoller Dramatik, Erotik und einer Prise augenzwinkerndem Humor: für kurzweilig und unterhaltsam befunden!

Ich werde wohl in der Zukunft noch mehr von diesen „historischen Liebesromanen“ in Heftchenform lesen. Früher hatte es irgendwie immer einen merkwürdigen Beigeschmeck wenn man einen Roman in Heftform gelesen hat, aber ich finde der Cora-Verlag hat sich ein ganz tolles, wertigeres Image verpasst und man kann absolut nicht mehr sagen dass allein die Publikationsform auf ein miderwertiges Buch hinweist. Das muss man dann von Fall zu Fall selbst entscheiden. Okay, die anderen Reihen außer Historical (Baccara, Julia etc.) finde ich von ihren Titeln und der Aufmachung her jetzt weniger ansprechend als die historische Riehe, aber auch da werde ich mich gerne davon überzeugen lassen dass dahinter etwas lesbares steckt. Außerdem finde ich es super dass die „Heftchen“ (also zumindest die, die ich bis jetzt in der Hand hatte) auf Umweltpapier gedruckt sind. Nur so nebenbei.
 

Meine Ausgabe:
Originaltitel: High Seas to High Society
Verlag: Cora
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2012
Erstausgabe: 2007
Seiten: 254
ISBN:4197396204955

Montag, 20. Mai 2013

"Ein Sommer am Chiemsee" von Johanna Nellon




„Ein Sommer am Chiemsee“ von Johanna Nellon ist ein Bauernschwank – oder sollte ich vornehmer sagen: ein Volksstück – in Prosaform. Wir haben eigentlich alle Zutaten die ein zünftiges Mundartstück braucht (bis auf die Mundart und den Humor vielleicht): da wäre zum einen die Hauptperson, gerne a Madl, also eine Frau, aus „dar Stodt“ (hier: Köln) – das wäre im unserem Fall Hannah Scheifart. Diese Person flüchtet aufs Land (hier: der Chiemsee, also das was drumherum und auch drin ist), weils in „dar‘ Stodt“ eben nicht mehr so „lauft“ (Vermieter schmeißt sie aus ihrem Blumenladen weil sie mit der Zahlung der Miete in Verzug ist etc.); zum Personal gesellt sich nun der offensichtlich böse weil betrügerische Exfreund hinzu (bei uns: Jo) – er erlaubt sich gar keine Grauzonen, er ist einfach: fieeeeees – wir hätten dann die ehemals beste Freundin der Hauptperson (Nina), die diese auch betrogen hat (mit dem Ex, damals noch Nicht-Ex); nun reist die Hauptperson zu Verwandten aufs Land, weil sie von der „Stodt“ genug hat; diese Verwandten sind meist Onkel und Tante, die eine Pension betreiben, eine „Wirtschaft“ oder eine Landwirtschaft haben oder, wie in unserem Fall (die moderne Variante) – der homosexuelle Cousin (Bastian), der einen Bootsverleih am Chiemsee betreibt und mit seinem Freund, dem Tierarzt Ulli harmonisch vor sich hinlebt ; Onkel und Tante (Bastian und sein Freund Ulli) führen eine glückliche Beziehung; plötzlich taucht die Cousine auf und bleibt erst mal „für ein paar Tage“ (aus denen natürlich Wochen werden); rausgeschmissen werden darf sie nicht, weil sie ein durch die gemeinsamen Großeltern vererbtes „Wohnrecht“ im schönen Haus von Bastian besitzt, das diesem von ebendiesen Großeltern hinterlassen wurde. Die „Städterin“ sorgt nun so allmählich für Turbulzen in der Dorfgemeinschaft; sie sucht sich einen Job bei den Gasthausleuten (Walli und Andreas; die sollen ein bisschen Pfeffer in die Story bringen), wobei der Andreas der neuen Bedienung prompt schöne Augen macht (was der Walli nicht gut bekommt); dann rettet die Hannah auch noch ein Kind aus dem See, das dem reichen und gutaussehenden Gastronom Stefan (der Love-Interest bzw. „Retter“ der Hauptfigur) gehört; wer jetzt denkt das wär dann das Happy End, der weiß nicht dass noch viele Missverständnisse, Verwechslungen, kleine Katastrophen, Geheimnisse und Personen aus der Vergangenheit (ja, der Jo und die Nina aus Akt 1 tauchen nochmal auf) das glückliche Paar in Bedrängnis bringen werden bis alle wieder glücklich und zufrieden (und natürlich in den adäquaten Paarungen) am schönen Chiemsee leben dürfen.

Ja, die Handlung ist ziemlich, nun ja, nennen wir es mal „vorhersehbar“. Aber das tut ja dem Fun normalerweise keinen Abbruch. Es ist ja ein netter lieber Frauenroman, den wir da vor uns haben und keine düstere Charakterstudie. Deswegen kann man von der „klugen“ (ja, so wird sie von ihrem Cousin und dessen Freund beschrieben) Hannah nun wirklich nicht erwarten dass sie besonders dreidimensional und interessant wäre. Sie sucht sicht halt immer die „falschen“ Männern, das arme Hascherl – und das noch mit Neuunddreißig! Aber sie sieht halt (noch) so gut aus und deswegen verfallen auch ihr die Männer reihenweise. Auch Stefan: er geht es ja schon etwas schnell an, aber hey, so einen Gutshof mit Haushälterin am Chiemsee… Nein, Hannah will selbstständig und unabhängig bleiben (klare Rechnung, gute Freundschaft) und sich trotz der drohenden 40 im Gegensatz zu ihrem Traum von „Lover“ Stefan nicht allzu schnell festlegen…

Ich sag mal so: das Buch ist nur unfreiwillig komisch und neigt zum „Drama, Baby“. Es ist nicht sonderlich anspruchsvoll geschrieben und ich habe es infolgedessen recht schnell durchgelesen, weil ich natürlich wissen wollte in welches Fettnäpfchen Hannah als nächstes tritt. Dem Buch hätte die ein oder andere beabsichtigt humorvolle Stelle sicher gutgetan. So wirkt es sehr gestelzt und mit dramatischen Situationen übervoll und deswegen wie eine schlechte Soap.

Dieser Roman ist also tatsächlich wie ein zünftiger Bauernschwank: oberflächlich, offensichtlich, unfassbar vorhersehbar und „wie kann sie/er nur so dumm sein“-komisch!

A light read for a heavy day!
Vielen herzlichen Dank an vorablesen.de und den Ullstein-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Meine Ausgabe: 

Verlag: Ullstein
Erscheinungsjahr: 2013
Erstausgabe: 2013
Seiten: 265
ISBN:  9783548285580

Dienstag, 14. Mai 2013

"Cleaver" von Tim Parks



Herbst 2004. Der Mittfünfziger Harold nur von seiner Lebenspartnerin und Mutter der vier gemeinsamen Kinder Amanda „Harry“ genannt  Cleaver ist ein berühmter und erfolgreicher Fernsehjournalist in England. Nachdem sein Sohn einen Enthüllungsroman über ihn geschrieben hat und dieser auch noch für den renommierten Booker-Prize nominiert wurde und außerdem Cleavers brisantes Interview mit dem amerikanischen Präsenten für Furore gesorgt hat, steigt der Fernsehmann in einen Flieger nach Mailand, mit dem Ziel die nächsten Jahre abgeschieden von Beruf und Familie in den Südtiroler Bergen zu verbringen.

Die Erinnerung an eine ehemalige Affäre lässt ihn diesen abgelegenen Flecken Erde aufsuchen, wo er sich zunächst auf dem bäuerlichen „Trennerhof“ in Luttach einmietet. Schnell gewöhnt sich Cleaver an das neue Umfeld und die Mitglieder des Familienbetriebs wachsen ihm ans Herz. Frau Schleiermacher bietet ihm an den Winter bei Ihnen zu einem fairen Preis für Kost und Logis auf dem „Trennerhof“ zu verbringen. Doch als ein alter Nazi zur Freude aller Dorfbewohner stirbt und dessen extrem abgeschiedener „Rosenkranzhof“ Cleaver als neue Behausung angeboten wird zögert dieser nicht lange und beginnt dort ein „echtes“ Eremitendasein. Cleaver recherchiert und nach und nach tun sich ihm die Abgründe auf, die sich zwischen den Bewohnern von Luttach abspielen und abgespielt haben.

Die „äußere“ Handlung des Romans ist überschaubar: Cleaver lebt sich ein und begegnet neben den  Verstrickungen der Einheimischen immer wieder Dingen, die ihn über sein eigenes Leben nachdenken lassen. So besteht die eigentliche Handlung vor allem aus den Reflektionen Cleavers, der seine eigene Vergangenheit (den Tod seiner Tochter Angela, die Lebenspartnerschaft mit Amanda und die außerpartnerschaftlichen Affären, das Verhältnis zu seinem Sohn und den anderen Kindern, die Arbeit im und für das Fernsehen) aufarbeitet. Dies ist aber keinesfalls langweilig für den Leser, weil der Autor es schafft die tatsächlichen Ereignisse mit dem inneren Monolog des Protagonisten zu einem dichten Netz zu verweben, in dem sich viele Dinge spiegeln und reflektieren.

Ich habe das Buch im englischen Original gelesen und die deutschen Sätze (gelegentlich auch in Form oberdeutsch-dialektaler Ausdrücke) wie selbstverständlich mitgelesen. Der deutschsprachige Leser muss sich also erst mal bewusstmachen dass dies natürlich „Störfaktoren“ sind, die die Prosa sperriger machen sollen und dem englischsprachigen Leser vermitteln dass sich Cleaver (und bis zu einem gewissen Grad auch er) an einem „exotischen Ort“ befindet, an welchem er die Einheimischen nicht versteht und selbst ein Außenseiter ist.

Der Roman ist von seiner Anlage und Intention her tragikomisch, d.h. er ist trotz einer gewissen Schwere der Thematik mit einer feinen unterschwelligen Ironie konzipiert.

Fazit: Ein großartiger Parforceritt durch die Wahrnehmung eines eingefahrenen Mittfünfzigers, der in den Südtiroler Bergen neu zum Leben erwacht.

Meine Ausgabe:
Verlag: Vintage
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2007
Seiten: 320
ISBN:  978-0099481393 
Deutsche Übersetzung: Stille (2008, Goldmann)