Vor kurzem war ich beim Kaltenberger Ritterturnier, was
wieder mal ein besonderes Erlebnis war! Anstatt mir als Souvenir aber den
leckeren Met oder ein neues Accessoire für meine Gewandung zu gönnen habe ich
natürlich wieder mal ein Buch gekauft: „Die Gauklerin von Kaltenberg“. Da es
auch noch ein signiertes Exemplar war habe ich nicht lange überlegt, außerdem
hatte ich das Buch ohnehin auf der Wunschliste.
Zum Inhalt: Oberbayern um 1315. Die junge Magd Anna lebt im
bayerischen Kaltenberg und gleich zu Anfang stellt sich heraus, dass sie ein
Verhältnis mit dem Sohn von Hermann von Rohrbach hat, der Herr über Kaltenberg
ist. Weil sie Hermann ein Dorn im Auge ist wird sie der Hexerei bezichtigt –
eine Anklage, aus der sie sich nur schwer befreien kann. Sie flieht aus ihrem
Heimatort und schließt sich einer Truppe von Gauklern an. Ihr Ziel: sie will
ihre Unschuld beweisen.
Die „Gauklerin von Kaltenberg“ ist ein reichhaltiger
historischer Roman, der von der Handlung manchmal allzu sehr an eine Daily Soap
erinnert – nur freilich im Mittelalter spielend. Vom historischen
Informationswert her hat er genug zu bieten um auch eingefleischte
Mittelalterfreaks zu überzeugen: wir erfahren viel über das frühe 14.
Jahrhundert in Bayern, seine herrschaftlichen sowie klerikalen Konflikte und
über die Lebensart von einfachen Handwerkern, Gauklern, Bauern etc. pp.
Bezüglich des „Infotainment“ habe ich also wenig auszusetzen, auch ganz
allgemein gesehen ist der Unterhaltungsfaktor des Romans groß. Allerdings fehlt
der oft reißerischen Handlung manchmal tatsächlich ein Schuss Anspruch…
Das „Soap-hafte“ an dem Roman ist zum einen sein Tempo:
bereits wenige Seiten reingelesen und schon ein Massaker mit Toten und
Verletzten – ich weiß gar nicht ob ich schon ein Buch gelesen habe in dem so
schnell eine derart dramatische Wendung in der Handlung passiert. Auch der Rest
des Buches strotzt nur so vor gewalttätigen Szenen. Auch an der Geschichte der
Protagonistin, der Kaltenberger Magd und Schmiedstochter Anna und ihrer
Dreieckslovestory mit zwei Männern lassen sich einige Züge finden die Rosamunde
Pilchers (ich schaue und lese es nur wegen der Landschaft ;))
Plotkonstruktionen (einer der Männer ist böse, einer ist gut, nur welcher ist
bloß welcher?!) durchaus das Wasser reichen können. Da wäre zum Bespiel die
platte Körperlichkeit, auf die im Buch stets verwiesen wird: Annas „Cotte“ –
und die ihrer männlichen Gegenparts – ist gerne klitschnass und sie ist
ziemlich sexy, ohne sich natürlich darüber allzu bewusst zu sein und dann ihr
feuerrotes Hexenhaar-hach, sinnlich und ja, ein kleines bisschen Klischeehaft! Die
beiden um Kaltenberg und Anna konkurrierenden Männer Ulrich von Rohrbach (der
Juniorchef von Kaltenberg) und der reichsfreie Ritter Raoul aus dem Alten Land sind
beide ziemlich männlich (Annas Tagträume über die erotischen Begegnungen sind
nicht gerade selten) und tja, der „Böse“ hat natürlich auch seine Reize, obwohl
sie den mit der nicht ganz so sympathischen und Intrigen spinnenden (Soapalarm!)
Jutha verheirateten Ulrich doch so von Herzen liebt.
Ich muss sagen ich hätte mir einige emanzipiertere Züge bei
Anna sehr gewünscht, auch wenn das nicht in die Zeit gepasst und reichlich
anachronistisch angemutet hätte. Trotzdem, mein Frauenherz hätte es irgendwie
mehr befriedigt wenn sie ab und zu mal nicht ins Verderben gerannt wäre und
einmal mehr einem erotischen Tagtraum (nach dem Motto: hach, wenn ich dann erst
wieder auf der Burg bei Ulrich, dem knisternden Feuer und dem Bärenfell bin)
weniger nachgehangen wäre. Das Ende ist dann auch dementsprechend
Hollywoodreif.
Fazit: dieser historische Roman ist sehr unterhaltsam, aber
dennoch nur eingeschränkt empfehlenswert. Vielleicht sollte sich die Autorin
mal überlegen Drehbücher zu schreiben…
Meine Ausgabe:
Verlag: Ullstein
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2011
Erscheinungsjahr der Ausgabe: 2011
Erstausgabe: 2010
Seiten: 496
Seiten: 496
ISBN: 3548283454
Sehr schöne Ideen hast du immer für die Fotos zur Präsentation deiner Rezensionsbücher :) Passt besonders hier sehr gut dazu!
AntwortenLöschenEs würde das Lesen der Rezension übrigens erleichtern, wenn du ein paar Absätze einbauen würdest :)
Liebe Grüße
Misty
Hi Misty,
AntwortenLöschenvielen Dank für das Kompliment und die Anregung mit den Absätzen. Werd ich gleich mal ändern!
LG Vicky
Hm...ich hab es jetzt gerade versucht mit der Formatierung der Absätze, aber immer wenn ich "aktualisieren" drücke springt er zurück. Seltsam. Muss ich noch dran arbeiten (bin natürlich dankbar für Tips :)).
AntwortenLöschenmhm, das ist natürlich merkwürdig :/
LöschenWelchen Browser benützt du denn? Bei Internet Explorer hauts nämlich öfters mal mit den Absatzen ohnehin nicht richtig hin. Falls du den verwendest hilft es möglicherweise wenn du zumindest fürs Bloggen auf FireFox oder Chrome umsteigst^^
Ich benutze Firefox, aber danke für den Tip! Werde mal Chrome ausprobieren, vielleicht klappt es dann besser mit dem Formatieren. LG.
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